Montage einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses
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Montage einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses

    Run auf Photovoltaik-Anlagen: Wie kommt sie aufs Dach?

    Ob Solar, Wind oder Photovoltaik auf dem Dach: Immer mehrere Deutsche wollen ihre eigene Energie erzeugen. Aber der Weg dorthin ist schwierig und kompliziert. Was also tun? Was die Verbraucherzentrale Bayern rät.

    Die Energiepreise steigen, die Energiekrise verschärft sich. Spätestens seit Putin die Ukraine angegriffen hat, spüren das alle Haushalte. Die Folge: Immer mehr wollen sich ihre eigene Energie ins Haus holen. Die Verbraucherzentrale Bayern erlebt seit Monaten einen enormen Ansturm bei der Beratung um Solar, Wind oder Photovoltaik, berichtet der Energieberater der Verbraucherzentrale Daniel Eisel. Die Ratsuchenden zahlten immer mehr für Gas, Öl und Strom. Der Wunsch nach Autarkie und Deckelung der Kosten sei groß.

    Verbraucherzentrale empfiehlt Photovoltaik

    Die Verbraucherzentrale Bayern rät: Wer als Hauseigentümer unabhängig von Energiepreisen werden will, sollte sich eine Photovoltaik-Anlage kaufen. Die Kosten seien dafür gesunken, sagt Daniel Eisel. Der Vorteil: Photovoltaik erzeuge Wärme und Strom. Auch wenn es aktuell keine finanzielle Förderung beim Kauf einer Anlage mehr in Bayern gebe, lohne sich eine PV-Anlage auf jeden Fall.

    Solarthermie als reiner Warmwassererzeuger sei auch noch eine Möglichkeit, aber der Energieberater rät davon ab. Ein eigenes Windrad im Garten ist laut Eisel technisch sehr komplex, für den privaten Haushalt eher ungeeignet. Rotorblätter, Getriebe und Generator seien verschleißanfällig.

    Vorgehen in mehreren Schritten

    Zunächst muss folgendes geklärt werden: Der Strombedarf des Haushaltes, die Dachgröße und Ausrichtung des Daches. Dabei helfen Energieberater und entsprechend ausgebildete Elektriker. Dann muss beim zuständigen Netzbetreiber (zum Beispiel die kommunalen Stadtwerke oder die Bayernwerk AG) angefragt werden, ob die geplante PV-Anlage überhaupt möglich ist.

    Tipp: Bei einer Anlage bis zu 10 Kilowatt (kW) muss der Netzbetreiber innerhalb von vier Wochen antworten, ansonsten gilt die PV-Anlage automatisch als genehmigt, erklärt Daniel Eiser von der Verbraucherzentrale. Für größere Anlagen gilt das jedoch nicht. Private Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern bestehen meist aus etwa 17-50 Photovoltaikmodulen und haben somit eine maximale Leistung zwischen sieben und 15 Kilowatt (kW). Eine 10 kW-Anlage passt auf die meisten Dächer.

    Es kann ein Jahr dauern, bis PV-Anlage läuft

    Aber wer sich nun für eine PV-Anlage entscheidet, hat ein Problem: Es dauert. Die Auftragsbücher der Handwerker sind voll. Es fehlen Fachkräfte, die die Anlage aufs Dach bringen, es gibt Engpässe beim Material wie Schrauben, Aluschienen, PV-Module, Kabel sowie Wechselrichter und Batteriespeicher. Außerdem haben die zuständigen Netzbetreiber zu wenig Personal, um die Anlage am Ende des Prozesses anzuschließen. Auch das kann bis zu einem halben Jahr dauern, so Daniel Eiser von der Verbraucherzentrale Bayern.

    Für viele Interessierte sind die Formalitäten, das Ausfüllen der Anträge, das Einreichen der Dokumente ein Graus. Das sei schon eine Hürde für viele, merkt auch Energieberater Eiser in den Klientengesprächen. Aber er sagt: So schlimm sei die Bürokratie gar nicht, zumal der Elektriker die technischen Anträge von den Netzbetreibern übernimmt.

    PV-Anlage bei Finanzamt anmelden

    Wichtig: Die PV-Anlage muss dem Finanzamt gemeldet werden. Dabei muss man sich entscheiden, welches Steuermodell man wählt: ob die PV-Anlage in die Regelbesteuerung oder Kleinunternehmerbesteuerung geht. Hier hilft ein Steuerberater. Tipp: PV-Anlagen bis 10 kW können von der steuerlichen Erklärungspflicht befreit werden.

    Es reicht ein Antrag beim Finanzamt, dass es sich dabei um einen "Liebhabereibetrieb" handelt. Außerdem muss die Anlage im sogenannten Marktstammdatenregister eingetragen werden. Das ist das zentrale Register der Bundesnetzagentur. Die Anmeldung ist laut Eiser unkompliziert online möglich.

    PV-Anlage keine lukrative Geldanlage mehr

    Wer darüber nachdenkt, seinen selbst erzeugten Strom auf dem Dach für andere ins Netz einzuspeisen, um damit viel Geld zu machen, wird enttäuscht. Die Einspeisevergütung ist in den vergangenen Jahren stark gesunken.

    Auch das PV-Speicherförderprogramm der Staatsregierung wurde zuletzt eingestellt. Nach 100.000 Anträgen und einer ausgegebenen Fördersumme von 100 Millionen Euro ist das Programm im April ausgelaufen. Mit diesen neuen Anlagen werden Hausbesitzer im Freistaat rund 750.000 kWh Speicherkapazität und rund 750.000 kWp PV-Neuinstallationen schaffen, teilt das zuständige bayerische Wirtschaftsministerium mit.

    Trotz allem rät Daniel Eiser: "Machen Sie es - für die Energiewende! Es lohnt sich. Wenn alles einmal angemeldet ist, haben Sie über Jahre Spaß mit ihrer Anlage, selbst erzeugten sauberen und günstigen Strom."

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