Palästinensische Kinder erhalten gespendete Lebensmittel in einem Verteilungszentrum in Chan Junis (Archiv, 21.04.2025)
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Rotes Kreuz: Humanitäre Hilfe im Gazastreifen vor Zusammenbruch

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Rotes Kreuz: Humanitäre Hilfe im Gazastreifen vor Zusammenbruch

Rotes Kreuz: Humanitäre Hilfe im Gazastreifen vor Zusammenbruch

Seit zwei Monaten hat Israel keine Nahrungsmittel, Medikamente und andere lebenswichtige Güter in den Gazastreifen gelassen. Das Rote Kreuz warnt vor einem Zusammenbruch der Hilfe. Die UN ruft dazu auf, die israelische Blockade zu durchbrechen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat vor einem "vollständigen Zusammenbruch" der humanitären Hilfe im Gazastreifen gewarnt. Ohne sofortige Lieferungen von medizinischen Hilfsgütern und Lebensmitteln könne das IKRK einen Großteil seiner Arbeit nicht länger aufrechterhalten, erklärte die Hilfsorganisation. Seit dem 2. März blockiert Israel alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen.

Laut den Vereinten Nationen suchen Kinder in Abfallbergen nach Essensresten und Brennmaterial. Das UN-Nothilfebüro appelliert an die internationale Gemeinschaft, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen.

Rotes Kreuz: "Es muss dringend gehandelt werden"

"Für die Zivilisten in Gaza ist jeder Tag ein harter Überlebenskampf", sagte der stellvertretende IKRK-Leiter für die Einsätze des Roten Kreuzes, Pascal Hundt. "Wir können nicht zulassen, dass sich diese bereits kritische Situation noch weiter verschlechtert." Die in Genf ansässige Hilfsorganisation warnte vor konkreten Konsequenzen, sollte die Blockade nicht bald gelüftet werde, etwa die Einstellung von Gemeinschaftsküchen zur Ausgabe von Essen: "Es muss dringend gehandelt werden, sonst wird Gaza noch tiefer ins Chaos stürzen, aus dem keine humanitären Bemühungen mehr heraushelfen können."

UN-Nothilfebüro: "Gnadenlose Blockade durchbrechen"

Auch die Sprecherin des UN-Nothilfebüros in Gaza-Stadt, Olga Cherevko, beschreibt die verheerenden Lebensbedingungen: Hungrige Kinder suchten in Abfallbergen nach Essensresten und Brennmaterial.

Durch das Verbrennen von Plastik entstehe überall gefährlicher Rauch. Sie sehe in den Straßen unterernährte Kinder. In ihrer Verzweiflung griffen Menschen inzwischen immer öfter die wenigen Lastwagen an, in denen Wasser oder Nahrungsmittel vermutet werden.

"Die internationale Gemeinschaft hat die Wahl: Entweder sie schaut sich weiterhin die grausamen Bilder des erstickten und ausgehungerten Gazastreifens an oder sie bringt den Mut und die Moral auf, Entscheidungen zu treffen, die diese gnadenlose Blockade durchbrechen", sagte Cherevko. "Die Menschen in Gaza haben keine solche Wahl. Ihr Schicksal hängt von unserer gemeinsamen Verantwortung zum Handeln ab."

Hilfsorganisation: Angriff auf Schiff mit Hilfsgütern

Unterdessen berichten internationale Aktivisten der pro-palästinensischen Hilfsorganisation "Freedom Flottilla Coalition" (Freiheitsflotte) von einem Drohnenangriff auf ein Schiff mit Hilfslieferungen, das die israelische Blockade umgehen sollte. In internationalen Gewässern vor Malta sei das Schiff "Conscience" um 0.23 Uhr (MESZ) zweimal von "bewaffneten Drohnen" angegriffen worden, erklärte die Organisation und schrieb die Angriffe Israel zu. Israel äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.

Die Aktivisten waren nach eigenen Angaben auf dem Weg in den Gazastreifen, um "dringend benötigte, lebensrettende Hilfe zu liefern". Die Regierung Maltas erklärte, sie habe auf einen Notruf des Schiffes reagiert. Alle Besatzungsmitglieder seien unversehrt. Informationen über einen Angriff erwähnte die maltesische Regierung jedoch nicht.

Blockade von Hilfslieferungen seit März

Die Hamas und mit ihr verbündete Islamisten hatten am 7. Oktober 2023 einen Großangriff auf Israel ausgeführt, etwa 1.200 Menschen getötet und damit den Gaza-Krieg ausgelöst. Israel geht seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden bislang nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 52.000 Menschen getötet. Nach dem Ende einer zweimonatigen Waffenruhe im März hat Israel seine intensiven Militäroperationen in dem Gebiet wieder aufgenommen und alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen seither blockiert.

Wiederholt haben die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen vor einer drohenden Hungerkatastrophe und Gesundheitskrise im Gazastreifen gewarnt. Vor wenigen Tagen gab das Welternährungsprogramm bekannt, dass alle seine Lebensmittelvorräte im Gazastreifen aufgebraucht seien.

Mit Informationen von AFP und dpa

Zum Hören: Seit bald zwei Monaten keine Lebensmittel, keine Medikamente, keine Hilfe (30.04.2025)

Dschabalija: Palästinenser gehen neben dem geschlossenen Verteilungszentrum für humanitäre Hilfe des UNRWA
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Seit zwei Monaten keine Lebensmittel, keine Medikamente, keine Hilfe

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