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8.07.2018, Thailand, Mae Sai: Polizisten bewachen den abgesperrten Zugang zu der Höhle, in der zwölf Jungen einer Fußballmannschaft und ihr Trainer seit 23. Juni eingeschlossen sind.

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Rettungsaktion: Heute ist der Tag X für die Höhlentaucher

Seit gut zwei Wochen sitzen zwölf Jungen mit ihrem Fußballtrainer in Thailand in einer Höhle fest. Professionelle Taucher haben nun mit der riskanten Rettung begonnen. Einer nach dem anderen soll aus der Höhle gebracht werden. Von Albrecht Breitschuh

Als die rund eintausend in- und ausländischen Journalisten am frühen Morgen von einem Polizisten aufgefordert wurden, das provisorische Mediencamp vor dem Höhleneingang unverzüglich zu räumen, andernfalls würden sie sich strafbar machen, war klar: der Beginn der Rettungsaktion steht unmittelbar bevor. Kurz darauf dann die Bestätigung des Gouverneurs der Region Chiang Rai, Einsatzleiter Narongsak Osottanakorn:

"Heute ist der Tag X. Wir sind bereit. Um zehn Uhr haben 18 professionelle Höhlentaucher, darunter fünf der thailändischen Navy die Höhle betreten, um die Jungen zu befreien. Sie wissen ganz genau, wie sie dabei vorgehen sollen."

Grünes Licht für die Taucher

Ein australischer Arzt, der selbst ausgebildeter Taucher ist, hatte sich gestern noch von dem Gesundheitszustand der zwölf Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren sowie ihrem 25 Jahre alten Trainer überzeugt und grünes Licht für die Aktion gegeben, getrieben sicherlich auch von den äußeren Umständen: die drohenden starken  Regenfälle, die den Wasserspiegel in der Höhle dramatisch steigen lassen würden sowie der sinkende Sauerstoffgehalt an der Stelle, wo sich die Jungen befinden:

"Ich kann bestätigen, dass sich alle in einem sehr guten Gesundheitszustand befinden und auch den nötigen Kampfgeist mitbringen. Alle wissen, dass es schwierig wird, aber sie wollen den Weg mit uns zu gehen, egal welche Risiken dabei bestehen. Sie haben uns gesagt, dass sie bereit sind. Ihre Verwandten haben ebenfalls zugestimmt."

100 Bohrungen - letztlich erfolglos

Seit zwei Wochen wartet das Team mit thailändischen Jugendfußballern und ihrem Trainer auf die Rettung, in den letzten Tagen wurde viel über den richtigen Zeitpunkt diskutiert und darüber, wie man die Jugendlichen mit möglichst geringem Risiko wieder ins Freie holen sollte. Mehr als 100 Bohrungen wurden vorgenommen, bis zu 400 Meter tiefe Rettungsschächte, aber die Jungen auf diese Weise zu finden sei, so ein Helfer, als müsse man in einem grünen Wald ein grünes Ziel treffen.

Hochgefährliche Aktion

Die Tauchaktion galt spätestens seit letzten Freitag als hochgefährlich, als ein erfahrener Taucher auf dem Weg zurück aus der Höhle ertrank. Ein gut ausgebildeter Taucher braucht gut fünf Stunden für den zum Teil extrem engen, scharfkantigen, matschigen und natürlich stockdunklen über vier Kilometer langen Weg ins Freie. Geplant ist jetzt, dass immer jeweils zwei Profis einen Jugendlichen auf diesem Weg begleiten, wie lange sie dafür brauchen, lässt sich kaum abschätzen.

"Schickt uns moralische Unterstützung!"

In jedem Fall ist das Risiko sehr hoch, aber die Verantwortlichen setzten neben anderen Faktoren auch auf die hohe Motivation der Jugendlichen, auch wenn von denen einige nicht einmal schwimmen können und nur einer so etwas wie Taucherfahrung hat:

"Es gibt keinen besseren Tag für die Aktion als heute. Das Wetter ist gut, der Wasserstand ist gut. Wenn wir warten, müssen wir wieder Wasser herauspumpen, dann wird es problematisch. Ich möchte mich bei allen bedanken, die hier in den letzten Tagen bei uns waren. Und bitte schickt uns aus aller Welt weiter moralische Unterstützung, damit wir die Mission zu 100 Prozent erfolgreich beenden werden", so Einsatzleiter Osottanakorn.

Gegen 21 Uhr Ortszeit hoffen die Menschen nicht nur in Thailand, dass die ersten beiden Taucher mit einem geretteten Jungen wieder ins Freie kommen, die gesamte Rettungsaktion kann sich über mehrere Tage hinziehen.