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Oliver Ivanovic

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Prominentester serbischer Kosovo-Politiker erschossen

Der prominenteste serbische Politiker im Kosovo, Oliver Ivanovic, ist von Unbekannten erschossen worden. Der 64-Jährige sei vor der Zentrale seiner Partei in der Stadt Mitrovica am Morgen von vier Kugeln getroffen worden, berichteten die Behörden.

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Die kosovarische Regierung verurteilte den tödlichen Angriff auf Ivanovic. "Gewalt ist inakzeptabel", wurde in Pristina erklärt. Das Attentat sei auch ein Anschlag "auf den Rechtsstaat und die Anstrengungen, rechtsstaatliche Verhältnisse im gesamten Kosovo zu etablieren", hieß es weiter. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Behörden bei der Fahndung nach den Tätern zu unterstützen.

Serbien reagiert alarmiert

Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic berief in Belgrad den nationalen Sicherheitsrat ein. Marko Djuric, Leiter der serbischen Delegation bei der laufenden EU-Vermittlung zwischen seinem Land und dem Kosovo in Brüssel, verließ die Verhandlungen. "Das ist eine verbrecherische und terroristische Tat, die bestraft werden muss", begründete er diesen Schritt.

Umstrittener Vermittler

Ivanovic war seit 1999 der von Belgrad akzeptierte Führer der serbischen Minderheit im Kosovo. Er galt als einer der wenigen Politiker, die auch Albanisch sprachen und gute Beziehungen zur albanischen Mehrheit im Land unterhielt. Ein kosovarisches Gericht hatte Ivanovic allerdings schuldig gesprochen, im Unabhängigkeitskrieg von 1998 bis 1999 Kriegsverbrechen begangen zu haben. Das Urteil wurde aufgehoben und ein neuer Prozess lief bis zum Attentat. In den letzten Jahren war Ivanovic mit serbischen Hardlinern in Belgrad zunehmend in Konflikt geraten. Zuletzt war sein Auto von Unbekannten in Brand gesteckt worden.

Neue Spannungen zu befürchten

Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo war vor zehn Jahren von Serbien abgefallen. 1999 hatten NATO-Bomben serbisches Militär und Freischärler gezwungen, das Kosovo zu verlassen. Zuvor hatten Serben etwa 800.000 Albaner mit Waffengewalt vertrieben. Serbien will sich mit dem Verlust des Kosovos nicht abfinden und verlangt seine Rückkehr in den Staatsverband. Die EU bemüht sich seit vielen Jahren weitgehend erfolglos, zwischen den zerstrittenen Nachbarn zu vermitteln. Infolge des Attentats auf Ivanovic werden neue Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo befürchtet.