06.05.2023, Kenia, Olkaria: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lässt sich vom Hydrologen Luke Olang (M) in der Sopa Lodge am Naivasha-See die ökologischen und ökonomischen Veränderungen erläutern. Der Besuch ist der letzte Programmpunkt auf der dreitägigen Afrikareise des Kanzlers. Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Kanzler Scholz in Afrika

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Potenzial auch in Bayern: Scholz will mehr Energie aus Erdwärme

Olaf Scholz spricht bei seinem Kenia-Besuch von ehrgeizigen Klimazielen. Vorbildlich findet er das Geothermie-Projekt des Landes. Der Kanzler will das auch für Deutschland. In Bayern zumindest gibt es großes Potenzial, das ausgeschöpft werden soll.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich für eine stärke Nutzung der Geothermie als Energiequelle in Deutschland ausgesprochen. Beim Besuch der größten Erdwärme-Anlage Afrikas in Kenia sagte er am Samstag: "Das ist auch etwas, das wir in Deutschland nutzen können, und wir werden das tun." In dieser klimafreundlichen Energiegewinnung liege ein großes Potenzial. "Geothermie ist an viel mehr Stellen in Deutschland möglich, als viele heute denken", sagte Scholz.

Südbayern hat Geothermie-Potenzial

Beispiele finden sich auch in Bayern. So bieten weite Teile Südbayerns beste geologische Voraussetzungen, etwa das sogenannte Molassebecken. Doch noch scheitern viele Pläne am Geld. Pullach im Isartal etwa hat für die Geothermie-Bohrungen und vor allem für das zugehörige Fernwärmenetz insgesamt über 100 Millionen Euro bezahlt.

Die bayerische Staatsregierung geht davon aus, das selbst gesteckte Ziel bis zum Jahr 2050 mindestens 25 Prozent des Wärmebedarfs in Gebäuden mit Geothermie zu decken, erreichen zu können. Derzeit sind es allerdings gerade einmal 0,5 Prozent. Trotzdem liegt Bayern damit bundesweit an der Spitze - vor allem wegen der geologischen Gegebenheiten.

Karte: Tiefe Geothermie - Anlagen in Bayern

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Die meisten Anlagen liegen rund um München und in Oberbayern. Am leichtesten lässt sich Geothermie im Molassebecken des Alpenvorlands nutzen.

Kanzler lobt kenianisches Energieprojekt

In Kenia verfügen insgesamt fünf Geothermie-Kraftwerke in Olkaria am Rande des Nationalparks Hell's Gate rund 120 Kilometer nordwestlich von Nairobi über eine installierte Leistung von rund 800 Megawatt. Geothermie spielt in der kenianischen Energiegewinnung eine entscheidende Rolle. Kenias Lage entlang des ostafrikanischen Grabenbruchs, der durch die Abspaltung der Arabischen Erdplatte von der Afrikanischen Platte entstand, und die vulkanische Aktivität der Region bieten beste Bedingungen dafür. Das Potenzial der Geothermie in Kenia wird auf 10 Gigawatt geschätzt, unklar ist allerdings noch, ob dieses auch in Gänze genutzt werden kann.

Von Kenia lernen

Deutschland könne dabei von Kenia lernen, wenn es darum gehe, seine natürlichen Gegebenheiten zu nutzen, sagte Scholz: "Wir haben in Deutschland keine vulkanischen Regionen wie diese hier, aber wir haben viele Gegenden und Landschaften, in denen Geothermie gute Voraussetzungen hat." Daher sollten die Potenziale der Technologie in Deutschland noch einmal neu bewertet werden, sagte Scholz: "Die Potenziale werden hoch eingeschätzt. Mit moderner Technologie haben wir auch die Möglichkeit, dass wir besser feststellen können, ob Bohrungen erfolgreich sein werden." Aus Geothermie kann sowohl Wärme als auch Strom gewonnen werden.

Beeindruckt zeigte sich der Kanzler, dass Kenia - schneller als geplant - bereits bis 2030 seine gesamte Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen beziehen dürfte. "Wir haben jetzt auch überall die Entscheidungen getroffen, die notwendig sind, damit wir ein Tempo erreichen, um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen", sagte Scholz in Bezug auf die Bundesrepublik. Bis 2030 werde Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen herstellen können. Kenias Vorreiterrolle muss zudem im Kontext gesehen werden. Das Land produziert laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien lediglich rund 12 Gigawattstunden (GWh) Strom, das deutlich stärker industrialisierte Deutschland fast 50 Mal so viel.

Landwirtschaft zentraler Wirtschaftszweig

Deutschlands Engagement bei grünen Energieprojekten in Kenia - insbesondere im Bereich der Geothermie - haben eine lange Tradition. Bereits seit mehr als 20 Jahren investiert Deutschland unter anderem durch die staatliche Förderbank KfW sowie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in entsprechende Projekte. Auch an dem Aufbau der Geothermie-Anlage Olkaria war Deutschland mit Millionen-Investitionen beteiligt.

Künftig will Deutschland zudem einen Fokus auf den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Kenia legen. Ob Deutschland mittelfristig von Wasserstoffimporten aus Kenia profitieren kann, ist aktuell zwar noch fraglich. Für Kenia bietet der grüne Wasserstoff, der mit erneuerbarem Strom produziert wird, jedoch große Potenziale. Dazu gehört vor allem die Produktion von klimafreundlichen Düngemitteln für die Landwirtschaft. Noch wird hierfür Erdgas für die Wasserstoffproduktion benötigt. Die Landwirtschaft ist ein zentraler Wirtschaftszweig des ostafrikanischen Landes.

Bereits am Freitag würdigte Kenias Präsident William Ruto Deutschlands Unterstützung in die grüne Energiewirtschaft: "Dass 92 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen durch unser Netz fließt, liegt an den substanziellen Beiträgen durch deutsche Technologie und deutsche Investitionen." Gleichzeitig forderte Ruto von der deutschen Politik, sich international stärker dafür einzusetzen, dass die Industriestaaten mehr Investitionen in grüne Energieprojekte im globalen Süden bereitstellen.

Mit Informationen von dpa

Bohrkopf für eine Geothermie-Bohrung
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Bohrkopf für eine Geothermie-Bohrung. Das heiße Wasser kommt oft aus über zwei Kilometern Tiefe.

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