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Polizeieinsatz in Katalonien: Zahlreiche Verletzte

Bei einem massiven Polizeieinsatz gegen das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien sind viele Menschen verletzt worden. Auf Anweisung aus Madrid versuchte die spanische Polizei teilweise gewaltsam, die Menschen an der Stimmabgabe zu hindern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die Sicherheitskräfte gingen zum Teil mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vor. Vor einem Wahllokal in Barcelona setzten die Polizisten sogar Gummigeschosse ein. Ein Sprecher der Regionalregierung sagte, es seien 337 Menschen wegen der Polizeieinsätze behandelt worden, einige von ihnen seien ernsthaft verletzt. Der für internationale Beziehungen zuständige Direktor der katalanischen Regionalregierung, Raul Romeva, kündigte an, die spanische Zentralregierung bei den EU-Behörden wegen Menschenrechtsverletzungen zu verklagen.

Regierung verteidigt Polizeieinsatz

Das Innenministerium in Madrid teilte mit, bei den Zusammenstößen seien elf Sicherheitsbeamte verletzt worden - neun Polizisten und zwei Mitglieder der Guardia Civil. Über Twitter verbreitete das Ministerium ein Video, auf dem Beamte der Guardia Civil zu sehen sind, die in der Stadt Sant Carles de la Ràpita auf der Flucht vor Steinewerfern in zwei Polizeifahrzeuge springen.

Nach Meinung der spanischen Vize-Regierungschefin Soraya Saenz de Santamaria handelte die Polizei angemessen und professionell. Es sei absolut unverantwortlich von der katalanischen Regionalregierung, die Abstimmung abzuhalten.

Die Zentralregierung hält die Volksabstimmung für ungesetzlich und beruft sich eine Entscheidung des Verfassungsgerichts, dass das Referendum bis zu einem endgültigen Urteil ausgesetzt hatte. Die Regionalregierung argumentiert dagegen, das allgemeine Selbstbestimmungsrecht stehe über der spanischen Verfassung.

Protest: FC Barcelona spielt unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Trotz der Unruhen beim umstrittenen Referendum über die Unabhängigkeit in Katalonien wurde das Fußballspiel des FC Barcelona gegen UD Las Palmas nicht abgesagt. Die für 16.15 Uhr angesetzte Partie der spanischen Primera Division werde unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen, teilte der katalanische Club mit. "Der FC Barcelona verurteilt die Ereignisse, die es heute in weiten Teilen von Katalonien gegeben hat, um die Bürger daran zu hindern, ihr demokratisches Recht der freien Meinungsäußerung auszuüben", hieß es in einer Erklärung des Vereins.

Die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, forderte den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zum Rücktritt auf. "Wenn dies eine Demokratie ist, sollte das Vorgehen der Polizei sofort gestoppt werden, damit wir später einen Dialog haben können, der nötig ist", sagte sie. "Rajoy muss eindeutig zurücktreten, denn er hat versagt", sagte Colau.