Die Räumung von Lützerath ist offiziell abgeschlossen.
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Die Räumung von Lützerath ist nun offiziell abgeschlossen.

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Letzte Aktivisten in Lützerath haben den Tunnel verlassen

Fünf Tage nach Beginn der Räumung von Lützerath haben auch die beiden im Tunnel verbliebenen Klimaaktivisten ihren Platz unter der Siedlung verlassen. Das beobachtete ein dpa-Reporter am Montagvormittag. Sie galten als letzte Besetzer von Lützerath.

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Im nahezu geräumten Protestdorf Lützerath am rheinischen Braunkohletagebau war es in der Nacht zum Montag ruhig geblieben. In der Nacht waren noch zwei Aktivisten in einem Tunnel, hatte ein Sprecher von RWE am Montagmorgen bestätigt. Man sei in Kontakt mit ihnen und versorge sie auch mit Sauerstoff. Außer den beiden seien keine weiteren Aktivisten mehr in Lützerath. Am Mittag dann die Eilmeldung: Auch diese Aktivisten hätten ihren Platz nun geräumt. Derweil läuft der Rückbau des Ortes weiter und sei bereits "weit fortgeschritten", so RWE.

154 Ermittlungsverfahren eingeleitet

Bereits bis Freitag seien die Gebäude geräumt worden, nunmehr auch die insgesamt 35 "Baumstrukturen" sowie knapp 30 Holzkonstruktionen. Knapp 300 Personen seien aus Lützerath weggebracht worden, wobei es zu vier Widerstandshandlungen gekommen sei. Seit Beginn der Räumung seien 154 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Polizei hatte schon am Freitag im Sender Phoenix erklärt, dass "wir viel besser vorangekommen sind, als wir dachten".

Mehrere Verletzte in den vergangenen Tagen

Mehr als 70 Polizistinnen und Polizisten seien seit Beginn des Räumungseinsatzes verletzt worden, so die Beamten. Die Initiative "Lützerath lebt" und weitere Initiativen warfen ihrerseits der Polizei vor, am Samstag "massiv Schlagstöcke, Pfefferspray, Räumpanzer, Wasserwerfer, Hunde und Pferde" gegen die Kohle-Gegner eingesetzt zu haben.

Eine Demo-Sanitäterin sprach am Sonntag von einer "hohen zweistelligen bis dreistelligen Zahl" an Verletzten, einige davon lebensgefährlich. Beamte hätten "hemmungslos" auf Demonstrierende eingeprügelt, vorzugsweise auf den Kopf, sagte sie auf einer Pressekonferenz im Erkelenzer Ortsteil Keyenberg. Darya Sotoodeh von "Fridays for Future" nannte dies "unentschuldbar".

Nach Polizei-Angaben wurden dagegen lediglich neun Aktivisten mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. "Glücklicherweise ist niemand lebensgefährlich verletzt worden", so die Polizei. Ein Video zeigt, wie auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer und andere auf einem Feld von Polizisten abgedrängt wurden.

Thunberg an Tagebaukante von Polizei weggetragen

Thunberg kehrte am Sonntag noch einmal an die Tagebaukante zurück: Ein dpa-Reporter berichtete, sie habe an einer Spontan-Demo teilgenommen und mit anderen Klimaaktivisten gesungen und getanzt. Ein Polizeisprecher sagte, Thunberg habe kurzzeitig auf einem Wall an der Tagebaukante gesessen. Polizisten hätten sie zu ihrer eigenen Sicherheit aufgefordert, den Wall zu verlassen. Als sie dem nicht nachgekommen sei, hätten die Beamten sie einige Schritte weiter weg getragen. Das sei harmonisch verlaufen. Anschließend sei die schwedische Klimaaktivistin ihrer Wege gegangen.

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Die Klimaaktivistin Greta Thunberg steht unter Polizeibewachung am Rande des Tagebaus.

32 Reifen von Polizeiautos zerstochen

Laut Polizei sind im Zusammenhang mit der Demo und den damit verbundenen Protestaktionen zwölf Personen fest- oder in Gewahrsam genommen worden. Gut 30 Dienstfahrzeuge seien beschädigt worden, davon acht durch abgetretene Seitenspiegel, Schmierereien und Steinbewurf. Darüber hinaus seien 32 Reifen an den Fahrzeugen der Polizei zerstochen worden.

Seit Mittwoch ist die Polizei damit beschäftigt, den bis dahin von Klimaaktivisten besetzten Ort zu räumen und abzureißen. Anschließend will der Energiekonzern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern. Nach Darstellung der NRW-Landesregierung und der Bundesregierung ist das notwendig, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Die Aktivisten bestreiten das – nach ihrer Darstellung reicht die Braunkohle im aktuellen Tagebau aus.

Mit Informationen von dpa und epd

Polizei räumt Lützerath
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Polizei räumt Lützerath

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