Keiner kann sagen, es gibt sie nicht: Frauen in der CSU-Landesgruppe. Daniela Ludwig, Anja Weisgerber, Silke Launert. Manchen wird in der Partei durchaus ein gewisser Ehrgeiz nachgesagt. Andere, wie Emmi Zeulner, holten 2017 beachtliche Wahlergebnisse: 55,4 Prozent Erststimmen, übrigens im ehemaligen Wahlkreis des ehemaligen Hoffnungsträgers Karl-Theodor zu Guttenberg.
Frauen bleiben außen vor
Doch zu weiblichen Hoffnungsträgern der CSU wird auch jetzt keine der Genannten. Drei Bundesminister darf die CSU stellen, wieder sind es drei Männer. Frauen werden wie schon 2013 Opfer der fein säuberlich austarierten Machtarithmetik in der CSU.
Einen Überraschungscoup wie die Kanzlerin, die Hermann Gröhe nicht mehr berücksichtigte und dafür Anja Karliczek ins Kabinett berief, vermied Seehofer heute aus mehreren Gründen. Der wohl Wichtigste: Er musste sich erst mal selber berücksichtigen. Sein ganzes Handeln nach der Bundestagswahl war darauf ausgelegt, irgendwie im Spiel zu bleiben. Allen unschönen und für die CSU rufschädigenden Begleiterscheinungen zum Trotz bleibt am Ende als Fakt: Seehofer hat es geschafft, er wird Bundesinnenminister. Damit ist ein Kabinettsposten schon vergeben.
Nummer zwei geht an Scheuer
Der zweite geht fast naturgemäß an den CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Eine Tradition, mit der Seehofer anscheinend nicht brechen wollte. Für Scheuers Vorgänger (Dobrindt, zu Guttenberg, Söder) war der Posten immer ein Sprungbrett für höhere Weihen. Wobei sich in der CSU eine Zeit lang nicht alle sicher waren, ob Scheuer wirklich Bundesverkehrsminister wird. Die von ihm verantworteten Wahlkämpfe (Europa 2014 und Bund 2017) endeten für die CSU beide mit schlechten Ergebnissen. Zugute gehalten wird ihm allerdings, dass er die kommunikative Modernisierung der Partei vorangetrieben und die Parteizentrale aus einem miefigen Altbau der Sechziger Jahre in ein optisch modernes Haus im Münchner Norden verlegt hat. Da Scheuer vor seiner Zeit als Generalsekretär bereits Staatssekretär im Verkehrsministerium war, folgt seine Berufung dorthin einer gewissen Logik.
Müller bleibt Minister
Bleibt noch der dritte Kabinettsposten: Das Entwicklungshilfeministerium. Seehofer hatte vor Abschluss der Koalitionsverhandlungen eigentlich mehrfach signalisiert, dass bei den Bundesministern diesmal eine Frau dabei sein muss. Als für diesen Posten dann die Unterfränkin Dorothee Bär genannt wurde und damit der bisherige Entwicklungshilfeminister Gerd Müller aus dem Kabinett zu fliegen drohte, brach in dessen Heimat Schwaben ein Sturm der Entrüstung los. Der war zeitweise so heftig, dass Seehofer verlautbaren ließ, er habe jetzt genug Empfehlungen im Speicher seines Handys. Was Seehofer dann durchaus beeindruckte: Müller, dessen Eignung in der CSU für dieses Amt keiner infrage stellte, wurde noch einmal berufen. Seehofer bekam die Macht der in der CSU so wichtigen Bezirke zu spüren.
Drei Posten, drei Männer
Die Folge: Drei Ministerposten, drei Männer. Der Kanzlerin rang er dann noch einen Staatsministerposten für Digitales mit Sitz im Kanzleramt ab, den Dorothee Bär bekommen soll. Nach außen kann die CSU jetzt von vier Ministern sprechen, auch wenn Staatsminister vom Rang her deutlich niedriger als Bundesminister sind.
Dorothee Bär muss also noch einmal eine Runde drehen. Für die 39-jährige dürfte das verkraftbar sein: Sie darf zudem weiter das digitale Themenfeld bespielen, in dem sie mehr zuhause ist als in der Entwicklungshilfepolitik. Mit der Wahl für Müller und gegen Bär dürfte Seehofer auch aus seinem Fehler gelernt haben, als er ebenfalls aufgrund der regionalen Machtarithmetik in der CSU den Verteidigungsexperten Christian Schmidt zum Landwirtschaftsminister machte. Der blieb in diesem Amt eher ein Fremdkörper.
Frauen haben es in der CSU nicht leicht
Da Seehofer jetzt auch den Übergabefahrplan (Rücktritt mit Ablauf des 13. März) für das Amt des Ministerpräsidenten an Markus Söder bekanntgab, gibt sich die Partei rundum zufrieden. Das Grundproblem, mit dem Söder auch im Landtagswahlkampf 2018 zu kämpfen haben wird, aber bleibt: Frauen in Spitzenposten sind in der CSU selten. Ilse Aigner hat sich im mächtigen Bezirk Oberbayern mühsam nach oben gearbeitet, spielte aber bei der Nachfolge für Seehofers Staatskanzlei in München keine Rolle mehr. Dorothee Bär hat erkannt, dass sie sich einen Teil der Macht offen greifen muss: Auf dem Parteitag im Dezember 2017 hat sie sich zur stellvertretenden Parteivorsitzenden wählen lassen. Nur so führt in Zukunft kein Weg mehr an ihr vorbei.
Die anderen Frauen in der CSU werden weiter warten müssen. Denn zum neuen Generalsekretär ernannte Seehofer heute Markus Blume, zu seiner Stellvertreterin berief Seehofer heute Daniela Ludwig. Sollte der Landtagsabgeordnete Blume nach alter CSU-Tradition im Falle eines Wahlsieges im Herbst 2018 ins bayerische Kabinett einziehen, könnte Ludwig neue Generalsekretärin werden. Ein bisschen Hoffnung für die CSU-Frauen bleibt also.