Franziskus begrüßt in seinem Antwortschreiben an den "lieben Mitbruder" Hans Küng dessen Vorschlag, über den seit 1870 geltenden Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes zu diskutieren. Für diese neue Denkfreiheit gilt, so Küng, dem Papst sein "tief empfundener Dank."
"Diesen neuen Freiraum, gilt es zu nutzen, um die Klärung der in der katholischen Kirche und Ökumene umstrittenen dogmatischen Festlegung voranzutreiben." Hans Küng
Küng, der die päpstliche Unfehlbarkeit schon in den 1970er Jahren anzweifelte und dadurch in Konflikt mit dem Vatikan geriet, hatte 1979 seine kirchliche Lehrbefugnis verloren.
Erneuerung der Kirche nur ohne Unfehlbarkeit
Nach Küngs Meinung hängt die Erneuerung der Kirche aber stark mit der Überprüfung der päpstlichen Unfehlbarkeit zusammen. Themen wie die Verständigung zwischen den Konfessionen, die gegenseitige Anerkennung der Ämter und des Abendmahls, Fragen von Ehescheidung, Frauenordination und Zölibat sowie der "katastrophale Priestermangel" seien sonst nicht zu lösen.
Das Unfehlbarkeitsdogma wurde beim Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) in der Amtszeit von Papst Pius IX. verkündet. Es besagt, dass der Papst bei Lehrentscheidungen in Glaubens- und Sittenfragen nicht irren kann.