Papst Franziskus ist tot. Nach Angaben des Vatikans starb das Oberhaupt der katholischen Kirche am Ostermontag im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Dieser habe zu einem Koma und einem irreversiblen Herzversagen geführt, teilte der Vatikan am Montagabend mit.
Erst vor kurzem war Franziskus nach einem fünfwöchigen Klinikaufenthalt in den Vatikan zurückgekehrt. Noch am Ostersonntag hatte er nach dem Ostergottesdienst den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" erteilt.
- Zur Analyse: Andate Avanti! Wie Papst Franziskus seine Kirche verändert hat
- Zur Chronologie: Franziskus – en Papst vom "Ende der Welt"
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Video zum Nachschauen: BR24live zum Tod des Papstes
Papst Franziskus ist im Alter von 88 Jahren verstorben
Am 13. März 2013 zum Papst gewählt
Schon seine Wahl war ein Einschnitt in der Kirchengeschichte. Als erster Lateinamerikaner kam Jorge Mario Bergoglio auf den Stuhl Petri. Sein Vorgänger, der ehemalige Papst Benedikt XVI., war zuvor in einem historischen Schritt freiwillig zurückgetreten. Mit großer Bescheidenheit präsentierte sich der bisherige Erzbischof von Buenos Aires den Gläubigen am 13. März 2013 als neuer Papst.
"Ihr wisst, dass es die Aufgabe des Konklaves ist, Rom einen neuen Bischof zu geben. Es scheint, als wenn meine Kardinalsbrüder ihn fast vom Ende der Welt geholt haben." Papst Franziskus
Bergoglio nahm den Namen Franziskus an, als erster Papst überhaupt. Ein erster Fingerzeig, dass er im Vatikan vieles anders machen würde. Demonstrativ fuhr Franziskus bei Staatsbesuchen im Kleinwagen vor, holte sich beim Optiker allein eine neue Brille, lebte eine Kultur der Bescheidenheit und appellierte an die Priester der katholischen Kirche, sich vorrangig um die Benachteiligten und Zukurzgekommenen zu kümmern.
Franziskus – der Papst der Armen
"Für mich sind es die Armen, die im Zentrum des Evangeliums stehen", so das Credo Franziskus'. "Ich habe eine Person gehört, die gesagt hat: Der Papst ist ein Kommunist. Nein! Das ist eine Nachricht des Evangeliums, nicht des Kommunismus. Des Evangeliums! Die Armen stehen im Zentrum der Verkündigung Jesu."
Franziskus – der Papst der Armen. Dieses Etikett gefiel ihm. Und er ermunterte die Bischöfe, Priester und Gläubigen, es ihm gleichzutun: "Zu den Armen zu gehen, bedeutet nicht, dass wir Verarmte werden müssen oder spirituelle Penner. Es bedeutet zum Fleische Jesu zu gehen, das leidet. Daher gefällt mir der Ausdruck: in die Gebiete am Rand gehen."
Umweltschutz und Migration zentrale Themen des Pontifikats
Mehrere Jahre bevor vor allem Jugendliche eine weltweite neue Umweltbewegung initiierten, machte Papst Franziskus Umweltschutz zu einem zentralen Thema seines Pontifikats. Mit seiner Enzyklika "Laudato si'" forderte er von den Gläubigen eine "erneuerte Aufmerksamkeit für das Problem der Beschädigung der Umwelt". Immer wieder sprach er in diesem Zusammenhang vom "gemeinsamen Haus", das Gott allen Menschen anvertraut habe.
Migration war für Franziskus eines der größten Probleme der Gegenwart. Seine erste Reise als Papst führte ihn nach Lampedusa. Vor der italienischen Insel waren zu dieser Zeit bereits mehr als 10.000 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen.
"Die Wohlstandskultur, die uns dazu bringt, nur noch an uns selbst zu denken, macht uns unempfindlich gegen die Schreie der anderen. Sie führt zu einer Globalisierung der Gleichgültigkeit." Papst Franziskus
Angriffe von Konservativen in der katholischen Kirche
Vor allem in seiner Anfangszeit als Papst gab es Diskussionen, wie stark sich Bergoglio zur Zeit der Militärdiktatur in seiner Heimat Argentinien für Verfolgte eingesetzt habe. In Rom war Franziskus immer wieder Angriffen ausgesetzt, vor allem der Konservativen in der katholischen Kirche. Als er die Tür öffnete für die Kommunion Wiederverheirateter, hielten ihm innerkirchliche Kritiker Häresie, also Irrlehre vor.
Als der Papst auf der Amazonas-Synode über die Zulassung Verheirateter zum Priesterdienst diskutieren ließ und Götterfiguren der Indigenen, sogenannte "Pachamamas", auf der Synode auftauchten, warfen Franziskus-Gegner aus Protest Statuen aus einer Kirche in den Tiber. Mit offener Kritik könne er sich auseinandersetzen, konterte Franziskus die anonyme Aktion.
Mit einer Kurienreform regelte Franziskus die vatikanischen Behörden neu und verfügte, dass künftig auch Laien – Männer wie Frauen – die Leitung dieser übernehmen können. 2021 berief der Papst eine Weltsynode ein, die sich unter anderem mit Fragen der Macht und der kirchlichen Sexualmoral beschäftigt. Ursprünglich auf zwei Jahre angelegt, verlängerte sie Franziskus um ein weiteres Jahr. Sie endete im Herbst 2024. Es war das erste Mal, dass Geistliche mit Laien und Frauen in der Audienzhalle des Vatikans über die Zukunft der Kirche berieten.
Missbrauchsaffäre: Linie der Null-Toleranz
Bei seinen Reisen erwarteten Franziskus neben Begeisterung auch Protestaktionen. Es ging um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, die größte Belastung des Pontifikats. Erst nach und nach erfüllte Franziskus Teile der Forderungen vieler Opfer nach Transparenz und einer Zusammenarbeit von kirchlicher und weltlicher Justiz.
Schließlich schaffte Franziskus das sogenannte päpstliche Geheimnis bei Kindesmissbrauch ab – und erleichterte so der zivilen Justiz, gegen Priester und Kurienmitglieder vorzugehen. Damit, lobten auch Betroffenenverbände, habe Franziskus eine Linie der Null-Toleranz gegen Sexualstraftäter ermöglicht.
Ökumenische Hoffnungen und Segnung von allen Paaren
Im schwedischen Lund eröffnet Papst Franziskus gemeinsam mit lutherischen Christen das Jahr der Reformation. Eine Geste, die neue Hoffnung auf eine Überwindung der konfessionellen Spaltung machte – auch wenn die gemeinsame Erklärung, die bei der Zeremonie unterschrieben wurde, vage blieb. Darin werden die Gemeinden aufgerufen, so wörtlich "unerschrocken und schöpferisch, freudig und hoffnungsvoll […] die große Reise, die vor uns liegt, fortzusetzen."
Kurz vor Weihnachten 2023 kam dann ein Schreiben aus dem Vatikan zum Thema Segnung, das gerade konservative Kirchenkreise in Aufruhr versetzt: Katholische Priester dürfen künftig unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare segnen. Eine Kehrtwende um 180 Grad an der Spitze der katholischen Kirche.
Corona-Pandemie: Segen auf menschenleerem Petersplatz
Immer wieder ging Franziskus ungewohnte Wege. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie spendet er auf dem menschenleeren Petersplatz den Segen "urbi et orbi", vom Fernsehen und Internet weltweit übertragen. Auch in größter Not reagierte dieser Papst spontan und doch der Tradition seiner Kirche verbunden.
In seiner dritten Enzyklika mit dem Titel "Fratelli tutti" äußerte Franziskus ernsthafte Sorgen um diese Welt. Für ihn ist die Corona-Pandemie so etwas wie die letzte Warnung. Der "harte und unerwartete Schlag dieser außer Kontrolle geratenen Pandemie" habe uns dazu gezwungen, wieder an "alle zu denken anstatt an den Nutzen einiger", schrieb der Papst.
"Die Zeichen der Zeit weisen eindeutig daraufhin, dass die menschliche Geschwisterlichkeit und die Sorge für die Schöpfung, den einzigen Weg darstellen zu einer ganzheitlichen Entwicklung und zum Frieden." Papst Franziskus
1936 als Jorge Mario Bergoglio geboren
Jorge Mario Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren. Als Papst Franziskus äußerte er sich zum Thema Sterben 2019: Der Tod, sagte er in einer Messe, sei die Umarmung mit dem Herrn.
Er selbst wolle nicht im Vatikan bestattet werden, sagte Franziskus 2023 in einem Radiointerview, sondern außerhalb der Vatikanmauern, mit einem verschlankten Ritus. Aufgrund seiner Verehrung der Gottesmutter Maria wolle er in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore seine letzte Ruhe finden, die unweit des Bahnhofs Termini im Zentrum Roms steht.
Franziskus wäre der erste Pontifex seit mehr als einem Jahrhundert, der außerhalb des Vatikanstaats zu Grabe getragen würde.
Im Video: ARD-Korrespondent Tilmann Kleinjung aus Rom
Im Video: ARD-Korrespondent Tilmann Kleinjung aus Rom
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