Papst Franziskus in Rom
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Papst Franziskus hat in einem Interview den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland kritisiert.

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Papst Franziskus kritisiert Reformprozess in Deutschland

Das Nein aus dem Vatikan zum Synodalen Weg sorgt weiter für Diskussion. Nicht alle wollen das Stoppsignal akzeptieren. Trotzdem gibt es gerade in Bayern viele Gegner des Gesprächsformats. Nun hat der Papst selbst nachgelegt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Papst Franziskus hat in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland als nicht hilfreich kritisiert, er warnt vor zu viel Ideologie. Wenn diese in kirchliche Prozesse eindringe, so Franziskus, gehe der Heilige Geist nach Hause, weil die Ideologie den Heiligen Geist überwinde. Seiner Ansicht nach sind nicht alle Menschen Gottes an dem Synodalen Weg beteiligt, die Debatte werde von der Elite geleitet. Ziel aber müsse die Einheit sein.

Das deutsche Verfahren sei weder hilfreich noch seriös. Das 86-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche gab sich im Interview mit der Nachrichtenagentur AP aber auch versöhnlich. Der Dialog sei gut, man müsse nun geduldig sein und – so wörtlich - diese Leute auf dem wirklichen synodalen Weg begleiten.

Papst Franziskus rief 2021 eine Weltsynode ein

Der Papst hat 2021 selbst eine Weltsynode einberufen, bei der Gläubige in aller Welt aufgerufen waren, teilzunehmen. Dabei stand das Zuhören im Vordergrund, Franziskus betonte immer wieder die spirituelle Ebene. Konkrete Reformen sind bisher aber nicht geplant. Der Synodale Weg in Deutschland hingegen versteht sich als Kirche im Aufbruch und debattiert mögliche Veränderungen bei Themen wie der Rolle von Frauen in der Kirche, der Sexualmoral oder der Teilung von Macht. Er war infolge des Missbrauchsskandals von den deutschen Bischöfen und Laienvertretern ins Leben gerufen worden. Erst kurz vor dem jüngsten Interview des Papstes hatte die Vatikan-Spitze den Synodalen Weg in die Schranken gewiesen und die Spielräume für Reformen eingegrenzt.

Bereits am Montag hatte die Deutsche Bischofskonferenz einen ablehnenden Brief des Vatikans zum Synodalen Weg veröffentlicht. Das ist äußerst untypisch: Normalerweise dringt so gut wie nichts nach außen, wenn sich die 27 Bischöfe alle paar Monate treffen. Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, informierte darüber, dass es ein neues Stoppsignal aus Rom gebe, nämlich ein klares Nein zum geplanten "Synodalen Rat". In diesem sollten Bischöfe, Priester und Laien künftig gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über den Einsatz finanzieller Mittel beraten und entscheiden. Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz seien befugt, ein solches Gremium einzurichten, heißt es in dem auf den 16. Januar datierten Schreiben aus Rom.

Vatikan schränkt Spielräume für Kirchenreform ein

Damit schränkt der Vatikan Spielräume für Kirchenreformen in Deutschland ein. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kündigte an, trotzdem an den Plänen festzuhalten. Manche Bischöfe wollen sich vom Vatikan nicht bremsen lassen. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige etwa sieht sich trotz des Briefs aus Rom nicht daran gehindert, in seinem Bistum einen Synodalen Rat als Beratungs- und Entscheidungsgremium einzurichten. "In dem Brief steht, weder der Synodale Weg noch eine Bischofskonferenz könnten so einen Rat einsetzen. Aber da steht nichts davon, dass ein Bischof es nicht selbst machen könnte", sagte Feige am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur. Dabei wies er auf eine Formulierungslücke im Brief aus dem vatikanischen Staatssekretariat hin, in dem es ja darum gehe, die Autorität des einzelnen Bischofs nicht zu untergraben.

Der Theologe Gregor Maria Hoff kritisierte in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de: "Man will die bischöflichen Kompetenzen schützen, beschneidet sie aber, indem man den deutschen Bischöfen untersagt, von ihrer apostolischen Autorität in der Weise Gebrauch zu machen, dass man sie an Beratungen und Entscheidungen im Volk Gottes koppelt." Einen "Eingriff in die apostolische Souveränität der Bischöfe" nehme daher Rom vor und nicht der Synodale Weg. Der Vorgang mache einen inneren Widerspruch von Macht und Autorität in der römisch-katholischen Kirche "scharf", so Hoff.

Overbeck: Handeln nur im "verbindlich geltenden Rechtsrahmen"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck beschwichtigt dagegen auf KNA-Anfrage, dass von vorn herein klar gewesen sei, dass man nur innerhalb des bestehenden und verbindlich geltenden Rechtsrahmens und auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils handle. Sonst hätten dem Beschluss auch nicht mehr als zwei Drittel der deutschen Bischöfe zugestimmt. Das Schreiben aus dem Vatikan rufe aber noch einmal in Erinnerung, "wie bedeutsam es in diesem ganzen Prozess ist, offene Fragen zu klären, insbesondere kirchenrechtlicher Art", so Overbeck.

Der Übergangsleiter des Erzbistums Bamberg, Weihbischof Herwig Gössl, erklärte, das Schreiben habe zu einer Klärung beigetragen: "Die Arbeit eines Synodalen Ausschusses wird damit nicht verboten, wohl aber in klare Schranken verwiesen, die jedoch bereits durch die Satzung des Synodalen Weges selbst vorgezeichnet sind."

"Neuer Anfang" fordert "sofortigen Stopp" des Synodalen Ausschusses

Die konservative Initiative "Neuer Anfang" verlangte unterdessen einen "sofortigen Stopp des Synodalen Ausschusses". Und das "Forum Deutscher Katholiken", das sich als lockerer Zusammenschluss papst- und kirchentreuer Gläubiger versteht, dankte denjenigen, die durch ihre Anfrage in Rom "diese Klarstellung herbeigeführt haben". Im Vorfeld hatten sich die Erzbischöfe und Bischöfe von Köln, Eichstätt, Augsburg, Passau und Regensburg - Kardinal Rainer Maria Woelki, Gregor Maria Hanke, Bertram Meier, Stefan Oster und Rudolf Voderholzer - an Rom gewandt und gefragt, ob sie an einem "Synodalen Ausschuss" teilnehmen dürften bzw. müssten.

Mit Informationen der KNA

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