Papst Franziskus hat Georg Gänswein, den ehemaligen Privatsekretär von Benedikt XVI., zu einer Privataudienz getroffen. Das teilte der Heilige Stuhl am Samstag mit, ohne Details über das Treffen zu verraten. Erzbischof Gänswein wartet seit dem Tod des emeritierten Pontifex auf eine Entscheidung von Franziskus, welches Amt oder welche Aufgabe er künftig bekommt.
In einem TV-Interview hatte der 66-Jährige am Donnerstag gesagt, dass er "in den nächsten Tagen" dazu Informationen vom Papst erwarte. Nach einem Bericht der Zeitung "Il Fatto Quotidiano" wollte Franziskus bei dem Treffen am Samstag mit Gänswein über dessen Zukunft reden.
Gänswein wurde von Franziskus kalt gestellt
Der gebürtige Schwarzwälder war rund zwei Jahrzehnte lang einer der engsten Vertrauten von Benedikt und lebte mit ihm zusammen bis zu dessen Tod an Silvester 2022 in einem Kloster im Vatikan.
Eigentlich ist Gänswein seit 2013 auch Präfekt des Päpstlichen Haushaltes und damit zuständig unter anderem für die Termine des amtierenden Papstes. Franziskus aber beurlaubte den Kirchenmann aus dem Schwarzwald von dem Posten Anfang 2020, was Gänswein schwer traf. Das Verhältnis der zwei galt seitdem als angespannt.
Papst Franziskus spricht von "Tratsch"
Nach dem Tod Benedikts erschien ein Buch, in dem Gänswein über seine Zeit mit Benedikt schrieb und teils private Konversationen zwischen sich und Franziskus erzählte. Der Papst kritisierte im Anschluss "Tratsch", ohne Gänswein konkret zu erwähnen. Er habe "keine Kriege" anzetteln wollen durch sein Buch, beteuerte der Deutsche nun. Er habe lediglich darstellen wollen, wie die Dinge wirklich passiert seien.
"Ich hoffe, dass Papst Franziskus mir vertraut. Ich hoffe, dass ich ihm nie einen Grund gegeben habe, mir nicht mehr zu vertrauen", sagte Gänswein in dem Interview des bekannten italienischen Journalisten Bruno Vespa in der Sendung "Cinque Minuti". Auf die Frage, ob er Franziskus gegenüber treu sei, antwortete er: "Treu und loyal." Franziskus sei "Papst der katholischen Kirche und der Nachfolger von Petrus" und er sei ihm treu "wie allen seinen Vorgängern".
Dass Gänswein wieder den Aufgaben als Präfekt des Päpstlichen Haushaltes nachgehen kann, gilt als ausgeschlossen. Möglicherweise teilt Franziskus ihm eine Aufgabe in einem der vielen Abteilungen der Kurie zu. Zuletzt gab es zudem Spekulationen, Gänswein könnte als Erzbischof in ein Bistum irgendwo auf der Welt geschickt werden.
Augsburger Bischof ins "Ökumene-Ministerium" berufen
Der Augsburger Bischof Bertram Meier wurde unterdessen von Papst Franziskus zum Mitglied des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen berufen. Seine Amtszeit soll fünf Jahre betragen, wie das Bistum Augsburg am Samstag mitteilte.
Der Bischof habe unter anderem über das Themengebiet der Ökumene promoviert und sei durch ein konfessionsverschiedenes Elternhaus früh damit in Kontakt gekommen, hieß es. "Da ist es ganz natürlich, dass mir die Einheit der Christen ein Herzensanliegen ist", sagte Bischof Meier.
Auch Kölner Kardinal Woelki ist Mitglied
Das päpstliche Einheits-Dikasterium - vergleichbar mit einem Ministerium - gibt es seit 1960. Es soll sich durch Initiativen und Aktivitäten innerhalb der katholischen Kirche und anderen kirchlichen Gemeinschaften einbringen. Das Ziel der Behörde ist unter anderem die Anwendung von Prinzipien der Ökumene und die Koordination von konfessionsübergreifenden Treffen und Vorhaben.
Unter den rund 20 geistlichen Mitgliedern der Behörde - vergleichbar mit einem Ministerium - sind auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg.
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