"Der Europa-Server steht zur Zeit nicht nur Verfügung. Wir bitten um Ihr Verständnis", ist auf der Website der EU-Kommission zu lesen. Grund ist der Online-Fragebogen zur Sommerzeit. Soll sie in Zukunft abgeschafft oder beibehalten werden? Offenbar hatten sich auf den Aufruf so viele Leute gemeldet, dass der Server in die Knie ging. Nach Angaben der EU-Kommission soll die Website im Laufe des Tages aber wieder erreichbar sein.
Abschaffen oder nicht abschaffen?
Doch was steckt eigentlich hinter diesem Online-Fragebogen? Soll da wegen der Fußballweltmeisterschaft in Russland die europäische auf die russische Zeit umgestellt werden, fragte ein englischer Journalist scherzhaft. Nein, das hat gar nichts mit der russischen Zeit zu tun, antwortete der Sprecher von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker amüsiert. Es gehe um zwei Möglichkeiten:
"Das System unverändert beibehalten, oder es in der gesamten EU abschaffen." Sprecher der EU-Kommission
Gefragt ist nur eine Meinungsbild
Noch bis Mitte August können Europäer ihre Meinung in den Online-Fragebogen tippen. Anschließend will die EU-Kommission die Meinungen auswerten. Doch was passiert danach? Hat die Befragung direkte Konsequenzen? Wird die Sommerzeit in Europa abgeschafft, wenn die meisten dafür sind? Nein, das Ganze hat keine direkten Folgen, stellt der Kommissionssprecher klar. Es gehe der Brüsseler Behörde erst einmal darum, sich ein Meinungsbild zu machen. Es sei doch immer gute Sache, Bürger und Interessenvertreter zu befragen, meint der Kommissionssprecher.
Parlament will es wissen
Hinzu kommt, dass das Europaparlament die EU-Kommission Anfang des Jahres aufgefordert hatte, die Richtlinie unter die Lupe zu nehmen. Sollte die EU-Kommission zu dem Schluss kommen, dass die Nachteile der Zeitumstellung überwiegen, könnte sie den EU-Ländern und dem Europaparlament vorschlagen, das Gesetz zu ändern.
Deutsche drehen seit 1980 an der Uhr
In Deutschland gibt es die Sommerzeit seit 1980. Ziel war damals in Bundesrepublik und DDR, Energie zu sparen. Seitdem wird am letzten Sonntag im März die Uhr umgestellt. Und zwar eine Stunde vor. Und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. Dadurch kann man im Frühling eine Stunde weniger schlafen, im Herbst dafür eine Stunde mehr.
Nutzen oder Schaden?
Der Nutzen von Sommer- und Winterzeit ist umstritten. Laut Umweltbundesamt knipsen die Deutschen wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends seltener das Licht an - im Frühjahr und Herbst wird jedoch morgens mehr geheizt. Außerdem sehen Mediziner Gesundheitsrisiken. Schlafforscher warnen, empfindsame Menschen könnten Probleme mit dem zeitlichen Hin und Her haben – inklusive Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Bundesbürger sind gegen Sommerzeit
Umfragen haben gezeigt, dass eine große Mehrheit der Deutschen sich wünscht, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird. In einer repräsentativen Studie des Forsa-Instituts sprachen sich erst im März gut 70 Prozent der Befragten gegen Sommer- und Winterzeit aus.