Alexander Van der Bellen
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Österreich doch eine "g'mahde Wies'n" für Van der Bellen

Eine klare Mehrheit, 54,6 Prozent, eine mit 66 Prozent akzeptable Wahlbeteiligung, damit kann Österreichs Bundespräsident Van der Bellen in seine zweite Amtszeit starten. Aber alle schauen auf den Viertplatzierten: Dominik Wlazny, alias "Marco Pogo".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Es war dann doch so etwas wie eine "g'mahde Wies'n", wenig Grashalme links, aber vor allem rechts, die stehen blieben, so wird dieser Wahlabend in Österreich analysiert. Ansonsten: Die Mehrheit hat "keine Experimente" gewählt - bis auf eine Ausnahme, die österreichweit rechnerisch (noch) nicht ins Gewicht fällt. Aber: Würden nur alle "unter 30" gezählt, käme es zur Stichwahl Van der Bellen, 78, gegen Dominik Wlazny alias "Marco Pogo", 35.

Klare Mehrheit für Van der Bellen

Quer durch alle Altersgruppen aber hat der Amtsinhaber eine klare Mehrheit, alles andere als "oaschknapp", wie er selbst demonstrativ befürchtete, um seine Anhänger "vom Sofa" in die Wahllokale zu schieben. Es war schon nach der ersten Hochrechnung sicher, dass es reicht. Van der Bellen darf sich über mehr als 54,6 Prozent Zustimmung freuen, so das vorläufige amtliche Endergebnis.

Vier Gegenkandidaten rechts der Mitte

Nach einem teils bizarren Wahlkampf, gegen sechs Gegenkandidaten, so viel wie nie zuvor bei einer Wiederwahl, vier davon deutlich rechts der Mitte. Nach einem Wahlkampf, in dem Van der Bellen eigentlich nur versprochen hat, so zu bleiben, wie ihn Österreich kennengelernt hat, die letzten sechs Jahre im Amt: "Verlässlich, auch in Krisen". "Sie kennen mich", so hatte er geworben, wir kennen den Spruch auch von einer ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin.

Dominik Wlazny, 35, Punkrocker, Vorsitzender der Bierpartei

Dr. Dominik Wlazny kannten nicht so viele, in Österreich. Und wenn, dann unter seinem Künstlernamen "Marco Pogo", als Lead-Sänger der Punkrockband "Turbobier". Politisch unterwegs ist er als Vorsitzender der sogenannten "Bierpartei", in Wien-Simmering ist er gewählter Bezirksrat. Mit seinen 35 Jahren durfte er zum ersten Mal bei einer Bundespräsidentschaftswahl antreten, beim letzten Mal hat er noch Van de Bellen gewählt, sagt er. Käme es ausschließlich auf die "unter 30" an, würde Wlazny jetzt in der Stichwahl stehen, gegen den amtierenden Bundespräsidenten.

Marco Pogo - Kandidat der Jungen

War das vielleicht nur ein Anfang? Wlazny alias "Marco Pogo" verdreht bei dieser Frage etwas die Augen, auch er fand die letzten Wochen etwas anstrengend: "Das war kein 'Warm-Up'. Man rennt ja keinen Marathon zum Aufwärmen." Im gleichen Atemzug hält er aber fest, dass er fast der einzige Gegenkandidat war, der es mit ernsthaften Inhalten versucht hat, offenbar erfolgreich. Es folgt ein enthusiastisches Dankeschön an seine "Wähler:innen": "Das ist so toll, dass sich die Leute, die Jungen für Politik interessieren. Das ist für unsere Gesellschaft eigentlich unbezahlbar."

Mehr als Achtungserfolg für Wlazny

Diesem Österreich-Wahlkampf fehlten in der Tat die Sachthemen, viele Mitbewerber waren teils schrille, teils verschrobene Selbstdarsteller, die vor allem versprochen haben, bei der ersten Gelegenheit die Regierung zu entlassen - ohne zu verraten: was dann? Wobei "Bierpartei" zuerst auch nicht gerade seriös klang. Dominik Wlaznys Wahlkampfthemen allerdings schon: deutlich pro Europa - im Gegensatz zu den meisten Herausforderern, pro Klimaschutz, für mehr Beteiligung vor allem der Jungen. Im Moment Platz vier für Wlazny - vor Auszählung der Briefwahlstimmen - 8,2 Prozent. Mehr als ein Achtungserfolg.

Viel Konkurrenz von Rechtsaußen für FPÖ-Mann

Überholt wurde Wlazny von rechts, knapp von Tasssilo Wallentin (8,4 Prozent) und deutlich von Walter Rosenkranz, dem Kandidaten der rechtspopulistischen FPÖ. Der fand vor allem in Kärnten sehr viel Zuspruch und hat dort eine absolute Mehrheit von Van der Bellen verhindert. In einigen Wahlbezirken lag Rosenkranz sogar vor dem Amtsinhaber. Trotzdem blieb er mit 19,1 Prozent knapp unter dem, was der FPÖ österreichweit zugetraut wird. Was der Kandidat Rosenkranz so nicht stehen lassen will: "Sie wissen genau, dass es auch andere Kandidaten gegeben hat, die im freiheitlichen Wählerteich gefischt haben."

Schuster bleibt bei seinen Leisten und Österreich bei Van der Bellen

Rosenkranz meint die Riege der rechten Selbstdarsteller, die jeweils zwischen zwei und mehr als acht Prozent abräumten, auf Kosten des rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten. Der Drittplatzierte Tassilo Wallentin, Beinahe-FPÖ-Kandidat, Gerald Grozs, Ex-FPÖ, Michael Brunner, von der Impfgegner-Partei MFG, ihre Stimmen fehlten Rosenkranz.

Ganz am Ende, "Heini" Staudinger, der verschrobene Waldviertler Schuhfabrikant, mit 1,6 Prozent, ungefähr wie erwartet, ist er schon wieder zurückgekehrt zu seinen Leisten in die Schuhfabrik.

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