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Eingang des Bundesamt für Verfassungsschutz in Berlin

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NSU-Prozess: Nebenklage erhebt Vorwürfe gegen Ermittler

NSU-Prozess: Nebenklage erhebt Vorwürfe gegen Ermittler

Im NSU-Prozess sind heute vor dem Oberlandesgericht in München die Plädoyers der Nebenklage fortgesetzt worden. Dabei hat eine Opferanwältin die Ermittlungsbehörden erneut heftig kritisiert. Von Thies Marsen

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es sind schwere Anschuldigungen, die Nebenklage-Anwältin Antonia von der Behrens gegen Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft erhebt: Diese hätten die Aufklärung des NSU-Komplexes und damit auch den Münchner NSU-Prozess bewusst behindert, hätten Erkenntnisse zurückgehalten und ihre schützende Hand über Neonazis gehalten. Der Verfassungsschutz habe auf diese Art massiv Einfluss auf den Prozess genommen und die Bundesanwaltschaft habe ihrerseits den Geheimdienst aktiv geschützt.

Wie viel wusste der Geheimdienst über die Neonazi-Mörder?

Von der Behrens, die den Sohn des Dortmunder Mordopfers Mehmet Kubaşık vertritt, ist sich sicher: Der Verfassungsschutz hatte derart viele Spitzel im Umfeld des NSU, dass er über die untergetauchten Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe Bescheid gewusst haben muss - mindestens bis ins Jahr 2002, also bis zu einem Zeitpunkt, als der NSU bereits vier Menschen ermordet hatte. Um dieses Wissen zu vertuschen, habe der Verfassungsschutz nach der Selbstenttarnung der Terrorgruppe im November 2011 systematisch Akten vernichtet.

Trio-These verharmlost Neonazi-Szene

Heftig kritisierte die Opferanwältin einmal mehr das starre Festhalten der Ermittlungsbehörden an der sogenannten Trio-These, also dass der NSU lediglich aus Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe bestanden habe. Dies behindere nicht nur die Aufklärung, sondern verschleiere zudem, wie gefährlich die Neonaziszene in Deutschland tatsächlich sei.