Niedrigwasser an der Donau in der Regensburger Altstadt (Archivbild vom 10.8.22).
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Die deutsche Industrie schlägt Alarm wegen anhaltenden Niedrigwassers.

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Niedrige Pegelstände auf Wasserstraßen: Industrie schlägt Alarm

Niedrige Pegelstände auf Wasserstraßen machen der Industrie zu schaffen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Anlagen abgeschaltet werden müssen, warnt BDI-Hauptgeschäftsführer Lösch. Auch auf der Donau in Niederbayern hat das Niedrigwasser Folgen.

Die anhaltend niedrigen Pegelstände der Donau in Niederbayern schränken die Frachtschifffahrt weiter ein. Für die Frachtschifffahrt bedeuten die niedrigen Pegelstände erhebliche Einschränkungen. Der Sprecher einer Reederei sagte dem BR, im freifließenden Donauabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen in Niederbayern könnten Frachter nur noch etwa ein Fünftel ihrer normalen Ladungskapazität aufnehmen. Außerdem gingen die Kapitäne ein hohes Risiko ein, ihre Schiffe auf Grund zu fahren und zu beschädigen. Das bedeute Einbußen für die Reedereien und höhere Kosten für Kunden.

Weil gleichzeitig auch der Rhein extremes Niedrigwasser führe, stünden auf dem Wasserweg kaum Transportkapazitäten zur Verfügung. Dementsprechend seien auch die Schiene und der Straßenverkehr überlastet und es gebe für bestimmte Produkte Lieferschwierigkeiten. Eine Ölmühle bei Mainz habe in den vergangenen Tagen den Betrieb eingestellt, so der Sprecher der Reederei.

Niedrige Pegelstände: Deutsche Industrie schlägt Alarm

Die deutsche Industrie schlägt wegen der niedrigen Pegelständen auf deutschen Wasserstraßen Alarm. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Anlagen in der chemischen oder Stahlindustrie abgeschaltet werden, Mineralöle und Baustoffe ihr Ziel nicht erreichen oder Großraum- und Schwertransporte nicht mehr durchgeführt werden können", sagte Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Die Folge wären Lieferengpässe, Produktionsdrosselungen beziehungsweise Stillstände und Kurzarbeit.

Die anhaltende Trockenperiode und das Niedrigwasser bedrohten die Versorgungssicherheit der Industrie. "Die Unternehmen stellen sich auf das Schlimmste ein", so Lösch. Die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage der Unternehmen verschärfe sich weiter.

Notstand der Energieversorgung könnte sich verschärfen

"Binnenschiffe fahren, wenn überhaupt, zurzeit mit minimaler Auslastung", ergänzt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Ein Umstieg von der Binnenschifffahrt auf Schiene und Straße gestalte sich in diesem Sommer schwierig. Der Grund dafür seien Engpässe auf der Schiene, die Corona-Pandemie und der Fahrermangel.

Das enorme Niedrigwasser könnte außerdem den Notstand der Energieversorgung weiter verschärfen. "Die politischen Pläne, angesichts der Gaskrise vorübergehend stärker auf Kohle zu setzen, werden von massiven Transport-Engpässen durchkreuzt. Neben dem Kohletransport hängt auch die Kraftstoffversorgung vom Transport über Wasserstraßen ab", sagt Lösch vom Bundesverband der Deutschen Industrie.

Forderung, frühzeitig auf Niedrigwasser reagieren zu können

Lösch forderte, die Bundesregierung müsse gemeinsam mit den Ländern, der Logistikwirtschaft und der Industrie eine engmaschige Überwachung einführen, um auf drohende Engpässe auf den Wasserstraßen frühzeitig reagieren zu können.

Vor allem Fracht- und Personenschiffe kämpfen seit Wochen mit Niedrigwasser. Binnenschiffer müssen bei ihrer Ladung den Tiefgang des Schiffes beachten. Bei niedrigen Wasserständen können sie weniger Fracht befördern - irgendwann wird der Transport unwirtschaftlich.

Historisch niedrige Pegelstände

Nach teils historisch niedrigen Ständen Mitte Juli hatten sich die Pegel der Donau in Niederbayern kurzzeitig wieder leicht erholt, unterschreiten aber inzwischen erneut historische Marken. So weist der Donaupegel Hofkirchen aktuell 1,56 Meter aus.

Das sind zehn Zentimeter weniger als der dort bisher jemals gemessene niedrigste Wert, wie Daten des Elektronischen Wasserstraßen-Informationsdienstes (ELWIS) zeigen. Auch der Pegel Pfelling bei Bogen im Landkreis Straubing-Bogen erreicht am Dienstag nur noch 2,23 Meter – fünf Zentimeter weniger als der bisher historische Tiefststand dort.

Kaum Einschränkungen auf Wasserstraßen mit Staustufen

In den Bereichen, in denen die Wasserstraßen mit Staustufen reguliert sind, bestehen dagegen kaum Einschränkungen für die Schifffahrt. Allerdings seien die meisten wichtigen Kunden in den Regionen der freifließenden Stromabschnitte, sagte der Reederei-Sprecher gegenüber dem BR. Das gelte sowohl für den Rhein als auch für die Donau.

Die Kabinenschifffahrt ist ebenso vom Niedrigwasser betroffen. Weil Flusskreuzfahrtschiffe in der Regel tiefer als Frachter im Wasser liegen und keine Möglichkeit besteht, über die Beladung den Tiefgang zu regeln, ist die Hotelschifffahrt auf der Donau zwischen Passau und Straubing bereits seit mehreren Wochen unmöglich. Die Reeder hoffen jetzt, dass angekündigte Regenfälle in den kommenden Tagen die Situation zumindest entspannen.

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