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Blutzuckermessgerät bei Diabetes

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Neue Leitlinie zu Diabetes im Straßenverkehr

Neue Leitlinie zu Diabetes im Straßenverkehr

Mit Diabetes hinterm Steuer - ist das nicht gefährlich? Wie es mit der Fahrtauglichkeit von Diabetikern aussieht und worauf Betroffene, Ärzte und Behörden achten sollen, soll nun eine wissenschaftlich fundierte Leitlinie klären.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Katrin Straub setzt ihre kleine Tochter in den Kindersitz und schließt die Autotür. Bevor es losgeht, noch ein Blick auf das Messgerät. Die Blutzuckerwerter sind normal, die Autofahrt kann losgehen. Seit drei Jahrzehnten lebt die Lehrerin mit der Krankheit Diabetes.

"Ich wohne am Dorf und brauche das Auto einfach jeden Tag. Wenn ich nicht mehr fahren dürfte, naja das wär so schlimm wie für jeden anderen hier auch." Katrin Straub, Diabetikerin

Sechs Millionen Diabetiker mit Führerschein

Um die sechs Millionen Diabetespatienten in Deutschland besitzen einen Führerschein. Die soeben in Berlin vorgestellte Leitlinie will Klarheit schaffen, die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen, Diskriminierung vorbeugen. Sie gibt eine Richtung vor - für Betroffene, beratende Ärzte, aber auch Behörden und sozialmedizinische Entscheider z.B. aus der Versicherungswirtschaft.

Unfallhäufigkeit bei Diabetikern nur leicht erhöht

Die überwiegende Mehrheit der Diabetes-Patienten erfüllt die Voraussetzungen für den Straßenverkehr. Natürlich gibt es auch Risiken. Bei einer akuten Blutunterzuckerung kann es zu Wahrnehmungs- und Konzentrationsschwierigkeiten kommen, im schlimmsten Fall geht das bis zur Bewusstlosigkeit. Das ist aber sehr selten und betrifft nur Diabetiker, die mit Insulin behandelt werden.

"Die Unfallhäufigkeit ist bei Menschen mit Diabetes nur unwesentlich erhöht." Prof. Dr. Reinhard Holl, Epidemiologe der Universität Ulm, Koordinator und Mitautor der Leitlinie

Richtlinie mit konkreten Empfehlungen

Besonders für Berufsfahrer ein wichtiges Zeichen. Bisher wurde oft vermutet, dass insulinpflichtige Patienten lieber nicht mehr hinterm Steuer Platz nehmen sollten. Ein Vorurteil, eine anerkannte medizinisch-wissenschaftliche Bewertung fehlte bis jetzt. Für die beratenden Ärzte eine schwammige haftungsrechtliche Lage. Dies soll sich mit der Leitlinie nun ändern. Sie setzt auf Aufklärung und gibt konkrete Empfehlungen je nach Krankheitsbild. Es gibt Strategien zur Vermeidung, Erkennung und zum richtigen Verhalten bei bestimmten Risikofaktoren.

Für Betroffenen sind das zum Beispiel spezielle Wahrnehmungstrainings, die den Patienten für eine drohende Unterzuckerung sensibilisieren. Ärzte informiert die Leitlinie unter anderem über die fachlich gebotene Patientenaufklärung und Dokumentation.

"Ein Arzt, der sich an diese wissenschaftlich abgesicherte Empfehlung hält, muss grundsätzlich keine Haftung befürchten." Rechtsanwalt Oliver Ebert, Koordinator und Mitautor der Leitlinie

Richtschnur bei Unfällen - aber rechtlich nicht bindend

Falls es doch einmal zum Unfall kommt und ein verkehrsmedizinisches Gutachten ansteht, gibt die Leitlinie auch dafür einen Richtfaden vor. Wichtig ist dabei die individuelle Beurteilung. Welcher Diabetes-Typ ist er, hat er die angemessene Therapieform, nimmt er regelmäßig Selbstkontrollmessungen vor?

Bei allen Empfehlungen, es bleibt eine Leitlinie und ist natürlich nicht rechtlich bindend.

Die Diabetikerin Katrin Straub kennt das Risiko und die Anzeichen für eine kommende Unterzuckerung. Im Notfall kann sie schnell reagieren und gegensteuern. Mit einem Traubenzucker zum Beispiel. Sie hat immer einen in der Autotür. Gebraucht hat sie ihn noch nie.