Die Beratungen auf der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich sind auch in der Nacht zum Samstag ohne zunächst erkennbare Ergebnisse fortgesetzt worden. Aus EU-Delegationskreisen hieß es, die ägyptische Präsidentschaft habe auch keine neuen Beschlussentwürfe vorgelegt.
Zudem ist mitten in der wichtigen Schlussphase bei der Weltklimakonferenz der US-Klimabeauftragte John Kerry positiv auf Corona getestet worden. Er habe sich isoliert und habe leichte Symptome, teilte seine Sprecherin am Freitagabend mit. Kerry sei vollständig gegen das Coronavirus geimpft und habe auch eine Booster-Impfung erhalten. "Er arbeitet telefonisch mit seinem Team an Verhandlern sowie ausländischen Amtskollegen, um ein erfolgreiches Ergebnis der COP27 sicherzustellen."
Ein geschickter Verhandler fällt aus
Mit Kerrys Corona-Infektion dürften die Verhandlungen in der Schlussphase nicht leichter werden. Als ranghöchster Vertreter der USA, die mit China und der EU zu den größten Verursachern klimaschädlicher Emissionen zählen, ist der frühere US-Außenminister eine entscheidende Figur mit langjähriger Erfahrung und diplomatischem Geschick. In den letzten Tagen und Stunden der Konferenz verhandeln Teilnehmer oft bis tief in die Nacht, um sich bei strittigen Fragen einig zu werden.
Die Mammutkonferenz ging am Freitagabend in Scharm el Scheich bereits in die Verlängerung. Am Vorabend hatten Vertreter aus fast 200 Staaten schon bis tief in die Nacht über strittige Fragen gerungen. Auch am späten Freitagabend zeichnete sich keine Einigung ab, unter anderem beim wichtigsten Thema, der Finanzierung klimabedingter Schäden in ärmeren Ländern, etwa Dürren, Überflutungen und steigende Meeresspiegel.
Zentrale Fragen bleiben offen
Offen sind weiterhin insbesondere Beschlüsse zur Errichtung eines Fonds oder anderer Finanzinstrumente zum Ausgleich von klimabedingten Schäden. Auch bei dem vorgesehenen Aktionsprogramm zur Senkung der Emissionen gab es noch keine abschließende Einigung, ebenso bei weiteren Fragen zur Finanzierung von Klimaschutz und -anpassung. Für einen vorgesehenen Manteltext mit grundlegenden Zielsetzungen wurde gleichfalls bis zuletzt um Formulierungen gerungen.
Eigentlich hätte die Konferenz bereits Freitag enden sollen, wurde aber wegen der vielen noch offenen Fragen durch die ägyptische Präsidentschaft bis Samstag verlängert. Ob dies dann ausreichen würde, blieb jedoch ungewiss. "Es wird ein intensiver Tag, wahrscheinlich auch eine intensive Nacht", sagte Außenministerin Annalena Baerbock. Zu den klimabedingten Schäden kursierten in der Nacht neue, noch inoffizielle Vorschläge von Großbritannien und weiteren Industriestaaten die einen Ausgleichsfonds im Rahmen umfassenderer Finanzregelungen vorsehen.
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