Nach Schimpf und Schande jetzt auch noch Hohn und Spott: Dem Wolfsburger Autohersteller VW wurde in der Nacht einen Ig-Nobelpreis verliehen, für "die Lösung des Problems des übermäßigen Ausstoßes von Autoabgasen, indem automatisch elektromechanisch weniger Abgase produziert werden, wenn die Autos getestet werden".
Das war der Jury in jedem Fall einen Preis wert - im Fach Chemie. Die Trophäe in diesem Jahr: eine Plastikuhr. Auf die übliche, höchstens einminütige Dankesrede des Preisträgers mussten die rund tausend Gäste der Veranstaltung in diesem Fall allerdings verzichten:
"Der Gewinner konnte oder wollte heute Abend nicht bei uns sein." Marc Abrahams, Moderator der Ig-Nobelpreis-Zeremonie 2016
Spiegeltricks fürs Hirn und wenig glaubhafte Forschung
Noch zwei weitere Plastikuhren gingen in diesem Jahr nach Deutschland: Im Fach Medizin wurde ein Forscherteam von der Universität Lübeck bedacht: Christoph Helmchen und seine Kollegen haben herausgefunden, dass man Juckreiz auf der linken Körperseite auch lindern kann, wenn man rechts kratzt, aber dabei vor dem Spiegel steht.
Und Kristina Suchotzki von der Universität Würzburg war an einer belgischen Studie beteiligt, die Lügner zu ihrem Lügenverhalten befragte. Und zugleich untersuchte, ob man deren Antworten glauben kann.
Der Ig-Nobelpreis
"Ig-Nobel" ist ein Wortspiel mit dem englischen "ignoble", was soviel bedeutet wie unwürdig, schmachvoll oder schändlich. Der Ig-Nobelpreis ist also eigentlich ein Antipreis, aber ein lustiger. Diese höchste Auszeichnung für scheinbar abstruse und überflüssige Forschungsarbeiten wird alljährlich an der amerikanischen Elite-Universität Harvard verliehen.
Der Ig-Nobelpreis wird seit 1991 von der Zeitschrift "Annals of Improbable Research" an der Harvard-Universität in Cambridge vergeben. Nominiert werden Entdeckungen, die nicht wiederholt werden können - oder sollen. Das Motto des Kommittees lautet, die Arbeiten sollen "erst zum Lachen, dann zum Nachdenken" bringen.
Papierflieger aus dem Publikum
Die Verleihung findet im Sanders-Theater der Harvard-Universität in Cambridge statt, im zeitlichen Umfeld zur Bekanntgabe der Träger der "echten" Nobelpreise. Der Ig-Nobelpreis hat sich längst etabliert, die meisten Gewinner nehmen ihn gern in Empfang - auch deshalb, weil er meist von tatsächlichen Nobelpreisträgern überreicht wird.
Ihre Dankesrede darf nur höchstens 60 Sekunden lang sein, danach werden sie von einem achtjährigen Mädchen unerbittlich unterbrochen. Während der Rede bewirft das Publikum die Preisträger mit Papierfliegern. Dabei landen so viele auf der Bühne, dass ein "Besenmeister" diese immer wieder von den Fliegern befreien muss.