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Beate Zschäpe und die Verteidiger im Gerichtssaal

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Nach NSU-Urteil: Zschäpes Verteidiger kündigen Revision an

Nach NSU-Urteil: Zschäpes Verteidiger kündigen Revision an

Beate Zschäpes Verteidiger Grasel und Heer haben Revision gegen das Urteil des Münchner Oberlandesgerichts angekündigt. Es sei falsch und fehlerhaft. Zschäpe war des zehnfachen Mordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

"Das Urteil ist falsch!", schreibt Grasel in einer Pressemitteilung. Die Verurteilung wegen Mittäterschaft sei juristisch nicht haltbar. Seine Mandantin sei "nachweislich an keinem Tatort" gewesen und habe "nie eine Waffe abgefeuert oder eine Bombe gezündet". Die umfangreichen Ermittlungen hätten "keine stichhaltigen Indizien für das Gegenteil ergeben".

Verteidiger Grasel: Zschäpe hat mit rechter Szene gebrochen

Grasel zeigte sich zudem überzeugt, dass sich Zschäpe – im Gegensatz zu zwei Mitangeklagten – "völlig von der rechten Szene abgekehrt" habe. Er werde "selbstverständlich" Revision einlegen. Über eine Revision muss der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entscheiden.

Verteidiger Heer: Verurteilung ist fehlerhaft

Zschäpes ursprünglicher Verteidiger Heer kündigte nach dem Urteil ebenfalls an, dass er zusammen mit den Anwälten Wolfgang Stahl und Anja Sturm Revision einlegen werde. Die Verurteilung sei fehlerhaft, sagte Heer in München. Die bisherige Begründung des Gerichts sei "ausgesprochen dünn".

Der Vorsitzende Richter habe ein wenig den Eindruck vermittelt, dass "das Urteil seit sehr langer Zeit feststand", sagte die Anwältin Anja Sturm. Es sei ausgesprochen schwierig gewesen, dem Richter bei der Urteilsverkündung zu folgen. Zudem sei die Begründung "ausgesprochen dünn". 

Drei plus zwei Verteidiger

Die Anwälte Heer, Stahl und Sturm hatten Zschäpe seit Beginn des Mammutprozesses im Mai 2013 verteidigt. Allerdings überwarf sich Zschäpe im Lauf des Verfahrens mit den dreien und wird nun auch noch von zwei Wahlverteidigern vertreten, zu denen Matias Grasel gehört.

Nebenklage-Anwalt: Zwei Urteile zu mild – eines zu hart

Auch Nebenklage-Vertreter Mehmet Daimagüler prüft eine mögliche Revision – nämlich gegen die Verurteilung zweier Mitangeklagter. Die Urteile gegen die NSU-Helfer Ralf Wohlleben und André E. seien "nach unserem Dafürhalten sehr, sehr milde", sagte Daimagüler dem Bayerischen Rundfunk: "Die werden wir uns mal anschauen."

Das Münchner Oberlandesgericht hatte Wohlleben wegen Beihilfe zum Mord zu zehn Jahren Haft verurteilt, André E. wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu zwei Jahren und sechs Monaten.

Daimagüler kritisierte gleichzeitig das Urteil gegen den dritten Mitangeklagten Carsten S. Das Urteil gegen ihn sei zu hart ausgefallen. Carsten S. wurde wegen Beihilfe zum Mord zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt. "Ich bin explizit enttäuscht, dass der nochmal einfahren muss", sagte Daimagüler: "Dieser Mann hat entscheidend zur Aufklärung beigetragen. Er hat vor langer Zeit mit der Szene gebrochen."