Jahrzehntelang wollte Finnland keinem der Militärblöcke beitreten, jetzt ist es Nato-Mitglied. Gut 13 Monate nach der russischen Invasion in der Ukraine trat Helsinki am Dienstag dem nordatlantischen Bündnis bei. In den Worten von Präsident Sauli Niinistö: "Eine neue Ära beginnt." Finnland hat eine 1.340 Kilometer lange Grenze zu Russland und gilt als militärisch starker Partner. Finnland, aber auch Schweden hatten sich entschlossen, ihre traditionelle Bündnisfreiheit aufzugeben und der Nato beizutreten. Schweden wartet noch auf das Ja der Nato-Mitglieder Türkei und Ungarn.
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Peskow: Nato-Erweiterung ist Angriff auf Russlands Sicherheit
Die Reaktion Moskaus auf Finnlands Nato-Beitritt ließ nicht lange auf sich warten. Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, sagte: "Die Erweiterung der Nato ist ein Angriff auf unsere Sicherheit und die nationalen Interessen Russlands." Russland sei entsprechend zu Gegenmaßnahmen gezwungen, sagte Peskow laut Agentur Interfax. Konkret äußerte er sich allerdings nicht. Moskau bestätigte jedoch die Übergabe atomwaffenfähiger Raketen an seinen Verbündeten Belarus. Das wiederum sieht die Europäische Union als Gefahr.
Auch Russlands Vizeaußenminister Sergej Gruschko äußerte sich zu eventuellen Gegenmaßnahmen. Laut der Staatsagentur Tass verwies er darauf, dass jeder "verantwortungsbewusste Generalstab" die Möglichkeiten zur Umsetzung verschiedener Szenarien habe. "Dazu gehören Szenarien, die den Einsatz von Kampftruppen oder das Auftauchen von ausländischer Ausrüstung auf dem Territorium des Landes (Finnland) beinhalten", so Gruschko. "In jedem Fall wird Finnland in die Einsatzpläne der Nato einbezogen", fügte er hinzu. "Das wird auch in den Planungsprozess (Russlands) einbezogen."
Erneut russische Angriffe - auch auf Odessa
Gleichzeitig mit dem Nato-Beitritt Finnlands startete Russland zahlreiche Drohnenangriffe auf die Ukraine. Es seien insgesamt 17 Attacken mit iranischen "Kamikaze-Drohnen" vom Typ Shahed-136 registriert worden, teilten die Streitkräfte in Kiew mit. 14 Drohnen seien abgeschossen worden. Berichte über Explosionen und zerstörte Infrastruktur gab es aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.
Insgesamt meldete das ukrainische Militär fast 70 Angriffe von russischer Seite, darunter auch Raketenschläge und Artillerieattacken. Einer der Schwerpunkte sei weiter die Stadt Bachmut in der ostukrainischen Region Donezk, hieß es in Kiew. Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt geht demnach weiter. Zuvor hatte der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, erklärt, dass das Verwaltungszentrum und damit die Stadt "rechtlich" eingenommen sei. Die Führung in Kiew hatte das zurückgewiesen.
Aber auch ukrainische Kampfflugzeuge griffen russische Stellungen an. Nach ukrainischen Angaben wurden dabei zwei russische Anlagen zur elektronischen Kriegsführung zerstört. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
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