Der Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, ist laut Aussage seiner Schwiegertochter aus Russland geflohen. Wie Avital Chizhik-Goldschmidt auf Twitter mitteilte, sei Pinchas Goldschmidt von russischen Behörden unter Druck gesetzt worden, den von Russland als "Sonderoperation" bezeichneten Angriffskrieg in der Ukraine öffentlich zu unterstützen – und habe sich geweigert.
"Der Schmerz und die Angst in unserer Familie in den letzten Monaten sind unbeschreiblich." Avital Chizhik-Goldschmidt auf Twitter
Goldschmidt auch Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner
Goldschmidt, der seit 1993 Oberrabbiner von Moskau ist, ist zugleich seit 2011 Präsident der orthodox geprägten Konferenz Europäischer Rabbiner (CER), die als Dachorganisation nach eigenen Angaben rund 1.000 Rabbiner vertritt. In der vergangenen Woche hatte sie ihre Generalversammlung in München abgehalten.
Russland wollte anderen Oberrabbiner - und scheiterte
Zugleich berichten Medien, dass Goldschmidt für sieben Jahren erneut zum Oberrabbiner von Moskau gewählt worden sei. Berichten zufolge waren viele Rabbiner und andere jüdische Vertreter in Versuche eingebunden, die dortige jüdische Gemeinschaft dazu zu bringen, einen anderen Rabbiner als Goldschmidt zum Oberrabbiner der russischen Hauptstadt zu wählen.
Dagegen hätten sich jedoch israelische Rabbiner - darunter die beiden Oberrabbiner - erfolgreich gewandt, so die "Jerusalem Post".
Goldschmidt: "Der Krieg ist für alle eine Katastrophe"
Auf der CER Generalversammlung in München hatte Goldschmidt den Krieg in der Ukraine als "Katastrophe" bezeichnet. "Die Stimmung in russischen jüdischen Gemeinden ist bedrückend. Viele Juden sind ausgewandert, ein Teil der Menschen sitzt auf gepackten Koffern", sagte er der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). "Der Krieg ist für uns alle eine Katastrophe."
Bei der Eröffnung der Generalversammlung rief Pinchas Goldschmidt zum Kampf für die Freiheit in Europa auf: "Wenn wir nicht zusammenstehen und für die Freiheit kämpfen, wird die Freiheit verschwinden."
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