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E-Zigarette

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Mobiles Leben: Wenn Akkus brandgefährlich werden

Ein Leben ohne Akkus wäre kaum mehr vorstellbar. Mobiles Arbeiten, überall erreichbar via Handy, immer mehr E-Bikes - auch E-Zigaretten brauchen eine mobile Stromversorgung. Doch offenbar sind nicht alle Akkus ungefährlich. Von Moritz Pompl

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Im Aschaffenburger Polizeibericht vom 2. Oktober 2017 steht:

"Der Akku einer E-Zigarette ist (..) in der Hosentasche eines 29-Jährigen explodiert. (..) Neben dem Akku hatte der Aschaffenburger noch seinen Schlüsselbund (..) in der Hosentasche. Vermutlich durch einen Kurzschluss im Akku kam es zu der Explosion, wodurch der junge Mann Verbrennungen am rechten Oberschenkel und an der rechten Hand davontrug. Er wurde mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen." Aus dem Aschaffenburger Polizeibericht

Es ist lange kein Einzelfall. Wer bei YouTube nach "Explosion E-Zigarette" sucht, findet eine ganze Sammlung an Videos aus Überwachungskameras, die den Schreckmoment zeigen: Wie bei einem Feuerwerk schlagen plötzlich Funken und Flammen aus der Hosentasche, die Betroffenen drehen sich vor Panik und Schmerzen im Kreis und versuchen, den über 800 Grad heißen Brandherd aus der Tasche zu zerren.

"Ich wusste nicht, was ist überhaupt. Hab ich schnell in Tasche reingegriffen. Und die Batterie… Meine Hände haben gebrannt, hab ich die Zigarette weggeschmissen, und dann meine Hose: zerrissen." Mehdi Peihani

Schwere Verbrennungen

Mehdi Peihani ist einer von denen, die es erwischt hat, mit schweren Verbrennungen am Oberschenkel. Ihm ist nicht der Verdampfer zum Verhängnis geworden, sondern der Ersatz-Akku. Der sieht aus wie eine normale AA-Batterie, mit dem Pluspol am oberen Ende. Mehdi Peihani hat den Akku lose in der Hosentasche getragen, zusammen mit seinem Schlüsselbund.

Akku nicht lose in der Tasche tragen

Das sollte man nie tun! Weil: der Schlüsselbund oder andere spitze Gegenstände können die dünne Plastikhaut an der Seite des Akkus aufritzen. Direkt darunter, auf der Metalloberfläche, beginnt der Minuspol. Jetzt reicht noch ein Metallgegenstand - ein paar Münzen zum Beispiel, oder wieder der Schlüsselbund, um Plus- und Minus-Pol miteinander zu verbinden. Und das heißt: Kurzschluss in den Speicherzellen.

"Und wenn Sie die Zellen kurzschließen dann liefern die erstmal nen großen Strom, und das führt natürlich zur massiven Erwärmung dieser Zellen." Andreas Jossen, Lehrstuhl für Elektrische Energiespeichertechnik an der TU München

Im Extremfall führt die Hitze dazu, dass die Elektrolytmischung im Akku Feuer fängt. Allerdings betrifft das vor allem Billig-Akkus ohne Schutzmechanismen innen, die den Akku bei zu viel Hitze oder steigendem Druck abschalten.

"Die Zellen seriöser Hersteller werden sich in diesem Fall alle ausschalten und werden nicht anfangen zu brennen. Wenn Sie heute ins Internet gehen und über die verschiedenen Plattformen Zellen kaufen, dann kriegen Sie dort sehr preiswerte Zellen, die aber von sehr unbekannten Quellen und Herstellern stammen. Und da ist das dann tatsächlich ein gewisses Risiko." Andreas Jossen, Lehrstuhl für Elektrische Energiespeichertechnik an der TU München

Risiko Billig-Akku

Ein Risiko sind die Billig-Akkus übrigens nicht nur, wenn man sie lose in der Hosentasche trägt. Andere Videos mit E-Zigaretten zeigen Raucher, denen das Gerät explodiert, während sie daran ziehen. Im Netz kursieren Fotos mit schweren Gesichtsverletzungen. Auch hier ist das Problem ein Kurzschluss, allerdings nicht außen am Gehäuse, sondern innen drin. Durch einen Konstruktionsfehler, oder weil der Akku mal runtergefallen ist - das kann ihn beschädigen.

Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es allerdings auch mit Marken-Akkus nicht. Beispiel Samsung, mit seinem Handy Note7, das wegen Akku-Problemen vom Markt musste. Und das hat vor allem einen Grund, sagt Andreas Jossen:

"Wir wollen immer mehr Energie auf immer kleinerem Raum speichern. Wenn Sie so eine Zelle anschauen, dann besteht die aus den aktiven Komponenten, also diesem Grafit auf der negativen Seite und dem Litium-Metall-Oxid auf der positiven Seite. Und man braucht einen Separator dazwischen...” Andreas Jossen, Lehrstuhl für Elektrische Energiespeichertechnik an der TU München

Kurzschluss und Brandgefahr

Also eine Isolierschicht. Die war beim Samsung-Handy so dünn, dass sie leicht kaputt ging. Die Folge auch hier: Kurzschluss und Brandgefahr.

Fazit: Erstens. lieber ein Gerät nehmen, das ein bisschen dicker ist und dem Akku mehr Platz lässt. Zweitens: hochwertige Akkus verwenden, keine Billigprodukte. Und drittens: Ersatz-Akkus nie lose in der Tasche tragen, sondern zum Beispiel in einer Plastik-Box. Dann sind schmerzhafte Überraschungen sehr unwahrscheinlich.