Kabel, jede Menge Router, eine große Aluminiumleiter und natürlich Gaffa-Tape: Der Kleinbus von Tobias McFadden ist vollgepackt mit allem was man so braucht, wenn man irgendwo freies Internet installieren möchte. Eigentlich arbeitet der junge Familienvater als Veranstaltungstechniker, doch seit Wochen fährt er in seiner Freizeit von Flüchtlingsheim zu Flüchtlingsheim, um dort für Internet zu sorgen.
Kostenfreies und anonymes Internet für Flüchtlinge
Tobias McFadden ist Mitglied der Freifunk-Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, offene Funknetzwerke einzurichten und diese miteinander zu verbinden. Netzte sollten in Bürgerhand sein, findet er, und gerade Flüchtlinge seien auf sicheres, kostenfreies und anonymes Internet angewiesen. In vielen deutschen Städten sind mittlerweile Freifunker aktiv, um den Flüchtlingen Zugang zum Netz zu ermöglichen. Denn in vielen Flüchtlingsunterkünften gibt es kein Internet, und wenn doch, dann ist es so teuer, dass es sich die Flüchtlinge nicht leisten können.
Deutsches Internetrecht verhindert öffentliches WLAN
Manch eine Kommune schreckt gänzlich davor zurück, die Asylbewerberheime mit Internet auszustatten. In Stuttgart beispielsweise weigerte sich die Stadt aus rechtlichen Gründen Flüchtlinge mit WLAN zu versorgen. Aufgrund der sogenannten Störerhaftung – ein Gesetz, das es so nur in Deutschland gibt – ist nämlich die Kommune auch verantwortlich dafür, wenn jemand beispielsweise illegal einen Film herunterlädt. Das Angebot der Freifunk-Aktivisten hingegen nutzt einen rechtlichen Graubereich aus. Die Freifunker unterliegen dem Provider-Privileg, sodass es schwieriger ist jemanden haftbar zu machen.
Flüchtlinge und Freifunker checken gemeinsam das Netz
Von dem kostenfreien Freifunk profitiert so zum Beispiel Fahad aus Afghanistan. 2014 musste er aus seiner Heimat fliehen, wo er bei einem Telekommunikationsanbieter gearbeitet hatte. Er kennt sich also aus mit Routern, Kabeln und Gaffa-Tape und ist auch sonst mindestens genauso ein Tech-Nerd wie Tobias McFadden vom Freifunk. Regelmäßig checken sie das Netz und fachsimpeln über Verbesserungen und das ist auch zwingend notwendig.
Ohne Internet kein Kontakt zur Familie
Ein Zugang zum Internet: das ist für Flüchtlinge nicht irgendein exotischer Luxuswunsch. Internet ist unerlässlich, um Kontakt halten zu können zu Freunden und Familie und das Leben besser meistern zu können in einem fremden Land. Die Heimleitung in Gauting ist laut Tobias McFadden übrigens froh über das kostenlose Netz: Denn schließlich kann sie es selbst mitbenutzen.