Archivbild: Franz-Josef Bode, Bischof des Bistums Osnabrück, spricht auf einer Pressekonferenz
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Archivbild: Franz-Josef Bode, Bischof des Bistums Osnabrück, spricht auf einer Pressekonferenz

    Missbrauchsstudie: Osnabrücks Bischof will im Amt bleiben

    Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode will trotz persönlicher Fehler im Umgang mit Missbrauch im Amt bleiben. Dies erklärte er am Donnerstag. Ihm sei bewusst, dass seine Glaubwürdigkeit schwer beschädigt sei. Es gebe aber gute Gründe zu bleiben.

    Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode hat nach den Vorwürfen gegen ihn im Umgang mit sexualisierter Gewalt in seinem Bistum um Vergebung gebeten. Trotz persönlicher Fehler wolle er aber im Amt bleiben. Dies erklärte er am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

    Bode: Glaubwürdigkeit nach Missbrauchsstudie schwer beschädigt

    Darin äußerte er sich zu dem am Dienstag vorgestellten Zwischenbericht der Universität Osnabrück über sexualisierte Gewalt in seiner Diözese. Gerade weil der Bericht der Bistumsleitung für die vergangenen zehn Jahre deutliche Fortschritte bescheinige, wolle er diese Verbesserungen "mit aller Kraft" weiter vorantreiben, sagte Bode, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist.

    Er habe in einigen Fällen fahrlässig gehandelt, so Bode. Er habe erwogen, ob er dem Papst seinen Rücktritt anbieten solle. Ihm sei bewusst, dass seine Glaubwürdigkeit schwer beschädigt sei. Er habe aber nach Gesprächen entschieden, "mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt, und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts zu stellen".

    Es mache ihn sehr nachdenklich, wie eingeschränkt sein Blick gewesen sei, betonte Bode. Der Bericht gebe wesentliche Hinweise, "wie wir im Bistum die Situation ändern können". Es werde seine Hauptaufgabe für die nächsten Jahre, Lehren aus der Geschichte zu ziehen.

    Wissenschaftler werfen Bischof schwerwiegende Pflichtverletzungen vor

    Wissenschaftler der Universität Osnabrück hatten Bode im Zwischenbericht ihrer Studie über sexualisierte Gewalt im Bistum Osnabrück seit 1945 schwerwiegende Pflichtverletzungen im Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen vorgeworfen. Er habe bis 2010 mehrfach Beschuldigte in ihren Ämtern belassen, mit Aufgaben etwa in der Jugendseelsorge betraut, die weitere Tatgelegenheiten ermöglichten oder Auflagen nicht nachgehalten.

    Das von Bode seit 1995 geleitete Bistum zeige bis heute keine Bereitschaft, den Betroffenen gegenüber großzügig zu sein und seine eigene Verantwortlichkeit und Schuld vorbehaltlos anzuerkennen. "Betroffene wurden bürokratisch und abweisend behandelt. Die generelle Linie ließe sich mit 'Verzögern und Abwehren' beschreiben", hatte der juristische Leiter der Studie, Hans Schulte-Nölke, am Dienstag bei der Vorstellung des Zwischenberichts gesagt.

    Studie: Bistum Osnabrück geht zu wenig auf Missbrauchsopfer ein

    Im ersten Teil der auf drei Jahre angelegten historisch-juristischen Gesamtstudie der Universität bescheinigen die Forscher Bode aber für die vergangenen Jahre auch klare Verbesserungen im Umgang mit beschuldigten Klerikern. Viel zu wenig noch gehe die Bistumsleitung aber auf Bedürfnisse und Rechte Betroffener ein. Die Kommunikation mit diesen sowie Hilfen und Zahlungen für sie müssten deutlich verbessert werden. Entsprechende Pflichten habe auch Bode verletzt.

    In seiner Stellungnahme räumte der Bischof solches Versagen ein. Bereits kurz nach Veröffentlichung des Zwischenberichts am Dienstag hatte Bode erklärt, es beschäftige ihn sehr, "wie blind wir eigentlich gewesen sind und wie blind ich gewesen bin für das Leiden und die Perspektiven der Betroffenen".

    • Zum Artikel: Münchner Missbrauchsgutachten - "Lügengebäude krachend zusammengefallen"

    Forschungsprojekt der Universität Osnabrück auf drei Jahre angelegt

    Das interdisziplinäre Forschungsprojekt der Universität Osnabrück wurde vom Bistum 2021 beauftragt. Es übernimmt auch die Kosten von 1,3 Millionen Euro. Auf Ansatz, Durchführung und Veröffentlichung hat die Kirche laut vertraglicher Vereinbarung keinen Einfluss. Einzige Bedingung seitens des Bistums war es, dass binnen eines Jahres ein Zwischenbericht vorliegen solle, um nicht den Eindruck zu erwecken, Dinge würden auf die lange Bank geschoben.

    Zur Steuerungsgruppe des Forschungsprojekts gehören auch drei Personen, die als Jugendliche in unterschiedlichen Kontexten von sexualisierter Gewalt betroffen waren. Dank dieser beiden Männer und einer Frau habe man in der Studie besser die Perspektive Betroffener einnehmen können, hatten die Forscher erklärt.

    Mit Material von KNA und epd

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