Missbrauchsbetroffene treffen Papst Franziskus
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Missbrauchsbetroffene treffen Papst Franziskus

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Missbrauchsbetroffene Radpilger aus Bayern beim Papst angekommen

Zehn Tage lang ist eine Gruppe von Missbrauchsbetroffenen von München aus mit dem Fahrrad nach Rom gefahren. Damit wollen sie auf Probleme bei der Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche aufmerksam machen. Heute war ihre Audienz bei Papst Franziskus.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im Nieselregen macht sich die Gruppe der Radpilger auf ihre letzten Meter: Es geht ein paar Stufen hoch, direkt vor den Petersdom. Für die Generalaudienz, die hier gleich startet, hat die Gruppe Sonderplätze, zur Linken von Papst Franziskus. Es war der Moment, für den sie mit dem Fahrrad die Alpen überquert und mehr als 1.000 teils beschwerliche Kilometer zurückgelegt hatten.

"Kardinal Reinhard Marx hat mir von eurer Reise erzählt", sagte der Papst in seinen Willkommensworten an die Missbrauchsbetroffenen. "Ich bin sehr glücklich, dass ihr da seid. Danke. Und: Nur Mut!" Die Pilger aus Bayern erzählten dem Kirchenoberhaupt von ihrer Reise. Auf der Tour von München nach Rom konnten sie weder schlechtes Wetter noch kaputte Straßen aufhalten. "Vielen Dank", antwortet der Papst auf Deutsch.

"Wir brechen auf! Kirche bist du dabei?"

Hinter den Radpilgern liegen zehn Tage Fahrradreise unter dem Motto: "Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?" Unterwegs legte die Gruppe mehrere Stopps ein, um auf die Missbrauchsprobleme der Kirche aufmerksam zu machen. In Bozen trafen sie auf Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising.

Das Bistum unterstützt die Fahrradreise finanziell. "Ich möchte den Weg der Erneuerung bei uns im Bistum und auch den Weg der Aufarbeitung, Prävention, nicht mehr ohne die Betroffenen gehen", sagte Kardinal Reinhard Marx. "Das haben wir in den letzten Jahren Schritt für Schritt intensiv gelernt."

Die Öffentlichkeit, die die Betroffenen auf dieser Reise suchen, ist ihnen wichtig, sie wollen sprechen. "Ich hab 50 Jahre geschwiegen und hatte sieben Jahre Missbrauch, das ist die Relation", sagt Dietmar Achleitner.

Papst Franziskus bekam von der Gruppe eine Herz-Skulptur eines Münchner Künstlers überreicht. "Wir sind gekommen, um Ihnen unser Herz zu bringen." Es sei kein rotes Herz mit einem Pfeil, das die Betroffenen von sexuellem Missbrauch der Kirche schenken könnten, sondern ein fragiles, nicht schönes Herz, erklärten die Betroffenen dem Papst.

Papst Franziskus: "Ich bete für euch"

Und ein schweres Herz – der Papst konnte die Skulptur kaum in den Händen halten. Die Pilger baten Franziskus, sich für die Aufdeckung von Missbrauch in der Kirche einzusetzen. Das sei nicht einfach, antwortete der Papst. Und er bat die Pilger am Ende: "Betet für mich und ich bete für euch."

Im Anschluss an die Begegnung zeigten sich die Teilnehmer zufrieden. Papst Franziskus habe sofort empathisch geantwortet, berichtet Richard Kick, Sprecher des Münchner Betroffenenbeirats. "Es passiert viel zu wenig", sagte Kick. "Dann muss man sich auf den Weg machen. Wir können nicht die Kardinäle oder Papst Franziskus verändern, aber wir können das Bewusstsein in der Gesellschaft verändern."

Auch mit Pater Hans Zollner will sich die Gruppe in Rom treffen. Er setzt sich seit Jahren für Schutz und Prävention vor Missbrauch ein.

Video: Mit dem Rad nach Rom – Betroffene von sexuellem Missbrauch wollen zum Papst

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