In vielen Ländern sind bei den Zeugen Jehovas Fälle sexuellen Missbrauchs bekannt geworden. Bislang liegt nach Einschätzung der Aufarbeitungskommission das Ausmaß sexuellen Kindesmissbrauchs aber im Dunkeln. Die Kommission verweist jedoch auf Schilderungen von ehemaligen Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft. Diese Berichte ließen darauf schließen, dass es bei den Zeugen Jehovas im Umgang mit sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen spezifische Bedingungen gibt, die Aufklärung und Aufarbeitung erschweren, so die Kommission. So handle es sich bei den Zeugen Jehovas um eine nach außen abgeschlossene Gemeinschaft.
Betroffene sind dazu aufgerufen, sich zu melden
Die Zeugen Jehovas selbst hätten bislang keine unabhängige Aufarbeitung gestartet. Heiner Keupp, Kommissionsmitglied und Sozialpsychologe in München, ruft daher Betroffene und Zeitzeugen dazu auf, sich bei der Aufarbeitungskommission zu melden. Es bestehe die Möglichkeit, in geschützter Atmosphäre über die Erfahrungen zu sprechen oder der Kommission einen schriftlichen Bericht zuzuschicken. Absolute Vertraulichkeit ist zugesichert. In pseudonymisierter Form will die Kommission dann die Berichte auswerten.
Lehren für die Gegenwart und Zukunft
Die Bundesregierung hatte die Aufarbeitungskommission 2016 eingesetzt, um Missbrauch in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen aufzuarbeiten, etwa in der Familie, in der Schule, im Sport oder in Vereinen. Kern der Untersuchungen sind Anhörungen und Berichte von heute erwachsenen Betroffenen und Zeitzeugen. So sollen Strukturen und Bedingungen aufgedeckt werden, die solche Taten in der Vergangenheit ermöglicht und begünstigt haben - um daraus Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen.
Mit Material aus der dpa.
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