Mitglieder der kurdischen Gemeinde stießen am Freitag mit Polizisten zusammen.
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Mitglieder der kurdischen Gemeinde stießen am Freitag mit Polizisten zusammen.

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Demonstration und Ausschreitungen nach Attacke in Paris

Nach den tödlichen Schüssen von Paris hat die kurdische Gemeinde in Frankreich eine Demonstration angekündigt. Unterdessen will sich der Polizeipräfekt mit Vertretern treffen, die den türkischen Präsidenten Erdogan hinter der Attacke vermuten.

Nach dem tödlichen Angriff bei einem kurdischen Zentrum in Paris fordert die kurdische Gemeinde Aufklärung. Am Samstagmittag wollen Kurden in der französischen Hauptstadt eine Demonstration abhalten. Der Pariser Polizeipräfekt will am Vormittag Vertreter der kurdischen Gemeinde treffen.

Bei dem tödlichen Angriff vom Freitag hat ein Angreifer mit Schüssen in einem kurdischen Kulturzentrum und in Geschäften drei Menschen tödlich verletzt. "Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen", sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag über den mutmaßlichen Täter. Ob sich der Anschlag explizit gegen Kurden richtete, sei aber unklar. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter: "Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris." Das Motiv ist Darmanin zufolge unbekannt, ein rechter Hintergrund der Tat werde aber geprüft.

Angriffe auf Polizei und Ausschreitungen während Statement des Innenministers

Während Darmanins Pressestatement am Ort des Geschehens waren immer wieder laute Rufe zu hören. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die Polizei Tränengas einsetzte. Französischen Medienberichten zufolge hatten Demonstranten die Polizei beworfen. Der Sender France Info berichtete von einer Festnahme und fünf verletzten Polizisten.

Innenminister: Täter war Sportschütze und verfügte über "etliche Waffen"

Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff verwundet, einer davon lebensgefährlich. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde ein Verdächtiger festgenommen. Auch er sei verletzt. Demnach liefen Untersuchungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt.

Der mutmaßliche 69 Jahre alte französische Täter sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, sagte Innenminister Darmanin. Der Mann habe alleine gehandelt und als Sportschütze über etliche Waffen verfügt. "Im Moment, in dem ich spreche, kann ich nicht sagen, dass er für rechtsextreme Taten bekannt war." Die Motivation aber sei offensichtlich ein Angriff auf Ausländer gewesen, so Darmanin.

Pariser Bürgermeisterin Hidalgo: Schüsse waren Tat eines Rechtsextremisten

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo geht von einem rassistischen Motiv aus. "Die kurdische Gemeinschaft und durch sie alle Pariser wurden durch diese Morde, die von einem rechtsextremen Aktivisten begangen wurden, ins Visier genommen", schrieb Hidalgo auf Twitter. "Die Kurden, wo auch immer sie leben, müssen in Frieden und Sicherheit leben können. Mehr denn je steht Paris in diesen dunklen Stunden an ihrer Seite."

Vor knapp zehn Jahren hatte es im zehnten Pariser Arrondissement einen Mordanschlag auf drei kurdische Aktivistinnen gegeben. Ihre Leichen waren damals im Kurdistan Informationszentrum entdeckt worden.

Mit einem Säbel auf Zelte von Migranten losgegangen

Der mutmaßliche Täter, laut Informationen der Staatsanwaltschaft ein ehemaliger Lokführer, soll vor etwa einem Jahr in Paris zwei Migranten mit einem Säbel verletzt und Zelte zerschnitten haben. Er war deswegen in Untersuchungshaft, aus der er erst vor wenigen Tagen entlassen worden war. Auf der Gefährderliste des Inlandsgeheimdienstes stehe er nicht.

Pariser Stadtverwaltung dankt Einsatzkräften

Frankreichs Premierministerin Elisabeth Borne sprach von einer "schrecklichen Tat" und sprach den Angehörigen der Opfer ebenfalls ihr Mitgefühl aus. Emmanuel Grégoire, der für die Pariser Bürgermeisterin arbeitet, dankte den Sicherheitskräften für ihren raschen Einsatz. Seine Gedanken seien bei den Opfern und den Zeugen des Anschlags. Die Stadtteilbürgermeisterin wolle sich an den Ort des Vorfalls begeben. Im Stadtteilrathaus des zehnten Arrondissement wurde ein psychologischer Dienst zur Unterstützung der Betroffenen eingerichtet.

Frankreich will besseren Schutz für Kurden

Bei seinem Besuch versprach Innenminister Darmanin zudem, kurdische Treffpunkte künftig besser zu schützen. Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Auch türkische diplomatische Vertretungen im Land sollten geschützt werden, um Gegenangriffe zu verhindern, so der Politiker.

Kurdischer Verband beschuldigt türkischen Staat und Präsident Erdogan

Ein Verband kurdischer Organisationen in Frankreich sprach derweil von einem "Terroranschlag". Es sei "inakzeptabel, dass der terroristische Charakter nicht berücksichtigt wird", sagte der Sprecher des Kurdischen Demokratischen Rats in Frankreich (CDK-F), Agit Polat, am Freitag vor Journalisten. Der CDK-F sei der Meinung, dass der türkische Staat und dessen Präsident Recep Tayyip Erdogan hinter den Morden steckten.

Die politische Situation in der Türkei in Bezug auf die Kurdenbewegung veranlasse seinen Verband eindeutig dazu, "zu vermuten, dass es sich um politische Morde handelt", sagte Polat bei der nur rund 100 Meter vom Ort der Bluttat entfernt abgehaltenen Pressekonferenz.

Frankreich: Drei Tote nach Schießerei in Paris.
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Frankreich: Drei Tote nach Schießerei in Paris.

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