Bei der Wahl von Jörg Meuthen gab es keine Überraschung, er wurde von den Delegierten mit 72 Prozent im Amt bestätigt. Doch um seinen Partner an der Doppelspitze gab es einen Richtungsstreit. Zwei Wahlgänge blieben ohne Ergebnis, weil weder der als vergleichsweise gemäßigt geltende Georg Pazderski (AfD Berlin) noch seine überraschend angetretene Gegenkandidatin, die schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein, eine ausreichende Mehrheit bekamen. Nach einer Unterbrechung trat Fraktionschef Alexander Gauland an – und gewann. Damit ist die Partei ein Stück weiter nach rechts gerückt. Meuthen wie Gauland pflegen gute Kontakte zum rechtsnationalen Flügel.
Eine Rede ohne Emotionen
Georg Pazderski hatte in seiner Bewerbungsrede betont, dass er die Partei auf Regierungsfähigkeit ausrichten wolle.
"Ich stehe für eine AfD, die sich auf den Tag x vorbereitet, an dem wir nicht länger die Koalitionsverhandlungen der anderen kommentieren, sondern selbst am Verhandlungstisch sitzen und aus der Position der Stärke heraus sagen, was wir wollen." Georg Pazderski
Was Pazderski allerdings mit seiner Rede nicht bediente, kritisiert der bayerische AfD-Bundestagsabgeordnete Gerold Otten (Putzbrunn), war die emotionale Seite der Delegierten.
"Er hat nicht ganz das Herz des Parteitags getroffen." Gerold Otten, AfD-MdB
Pazderskis Gegenkandidatin von Sayn-Wittgenstein hatte dagegen deutlich mehr Applaus und Zustimmung ausgelöst. Unter anderem mit dem Satz, dass die "Deutschen immer stark waren, wenn sie einig waren".
Gauland wollte eigentlich Stellvertreter werden
Der Fraktionschef der AfD, der vielen als Strippenzieher der Partei gilt, hatte sich eine Kandidatur bis zuletzt offen gehalten. Die Doppelbelastung durch zwei Spitzenämter spielte dabei eine Rolle. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Meuthen nach der Wahl sagte Gauland denn auch:
"Ich habe Vertrauen, dass Meuthen mir viel Arbeit abnimmt." Alexander Gauland, AfD-Parteichef