Messerangriff auf Kinder: Frankreich unter "Schock"
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Messerangriff auf Kinder: Frankreich unter "Schock"

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Messerangriff auf Kinder: Frankreich unter "Schock"

Im französischen Annecy sind bei einem Messerangriff sechs Menschen verletzt worden - darunter mehrere Kleinkinder, von denen sich zwei in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden. Die Ermittler sehen bislang aber kein terroristisches Motiv.

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Ein Angreifer hat in einem Park in der südostfranzösischen Alpen-Stadt Annecy vier kleine Kinder und zwei Erwachsene völlig unvermittelt mit einem Messer attackiert und verletzt - darunter auch mehrere Kleinkinder im Alter zwischen 22 Monaten und drei Jahren.

Die Polizei teilte mit, zwei Kinder seien leicht verletzt. Zwei weitere Kinder seien in einem lebensbedrohenden Zustand, ebenso wie auch ein Erwachsener. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Angriff ereignete sich nahe eines Spielplatzes

Der Angriff soll sich in der Gegend eines Spielplatzes in einem am See gelegenen Park ereignet haben. In den sozialen Medien wurden Videoaufnahmen veröffentlicht, die das Geschehen zeigen sollen. Zu erkennen ist ein Mann mit dunkler Brille und einem blauen Tuch, das seinen Kopf bedeckt. Er hat ein Messer. Zu hören sind Menschen, die um Hilfe schreien. Der Angreifer scheint offenbar "im Namen Jesu Christi" zu rufen. Andere Medien hatten zuvor berichtet, der Mann habe bei der Festnahme ein Kreuz und ein Gebetsbuch bei sich gehabt.

Innerhalb des abgezäunten Spielplatzes schiebt eine in Panik geratene Frau einen Kinderwagen, als sich der Angreifer nähert. Sie schreit um Hilfe, während der Kinderwagen die Abzäunung rammt. Die Frau versucht den Angreifer abzuwehren, dieser lehnt sich über den Kinderwagen und sticht wiederholt zu. Nach dem Angriff läuft der Verdächtige aus dem Park, fast so, als ob er nicht in Eile wäre.

"Rennen Sie, rennen Sie"

"Zwei Stadtangestellte haben versucht den Täter zu stoppen, als dieser seine Taten ausführte", so der Bürgermeister von Annecy, François Astorg. Er lobte den Mut der Helfer, eine psychologische Betreuung sei eingerichtet worden.

Ein Augenzeuge sagte dem Sender BFMTV, der Verdächtige habe wiederholt auf einen älteren Mann eingestochen. Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis sagte, bei der Festnahme des Verdächtigen sei eines der bereits verletzten Opfer von einem Polizeischuss getroffen worden.

Auch Ex-Profifußballer Anthony Le Tallec wurde Zeuge der Attacke. Beim Joggen am See habe er plötzlich Menschen auf sich zu rennen sehen. "Plötzlich sagte mir eine Mutter, rennen Sie, rennen Sie, da ist jemand, der alle niedersticht." Dann habe er den Täter über die Wiese rennen sehen, der von Polizisten verfolgt wurde. Der Täter sei auf ein Rentnerpaar zugelaufen und habe den alten Mann angegriffen und zweimal auf ihn eingestochen. Schließlich habe die Polizei den Angreifer überwältigt. Weiter unten am See habe er dann die angegriffenen Kinder auf dem Boden liegen gesehen.

Ein örtlicher Eisverkäufer sagte, der Angreifer sei schon einige Tage zuvor in dem Park gewesen.

Motiv der Tat noch unklar

Bei dem Angreifer handelt sich laut Premierministerin Élisabeth Borne um einen 31-Jährigen Syrer. Erst seit wenigen Monaten halte er sich in Frankreich auf. Zuvor habe er jahrelang in Schweden gelebt, sagte Borne. In Frankreich sei er ohne festen Wohnsitz gewesen. Für die europäischen Sicherheitsbehörden sei der Mann ein Unbekannter, es liege nichts zu ihm vor. Es gebe auch keine Hinweise auf eine psychiatrische Behandlung in der Vergangenheit. Medienberichten zufolge soll der Mann in Schweden mit einer Frau verheiratet gewesen sein und ein dreijähriges Kind haben - seine Frau und er hätten sich kürzlich getrennt. Seine Motive sind jedoch völlig unklar.

Die Ermittler sehen bislang keinen terroristischen Hintergrund - das sagte etwa die Staatsanwältin der südostfranzösischen Stadt Annecy, Line Bonnet-Mathis, am Donnerstagnachmittag. Der Angreifer werde zu seinen Beweggründen verhört. Auch um über das Profil des Täters zu sprechen, sei es zu früh. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen versuchten Mordes.

Macron: "Nation steht unter Schock"

In Paris unterbrach die französische Nationalversammlung ihre Sitzung für eine Schweigeminute. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zeigte sich bestürzt: "Die Nation steht unter Schock", schrieb er am Donnerstag auf Twitter. Der Angriff sei "absolut feige" gewesen. "Unsere Gedanken begleiten sie und ihre Familien sowie die eingesetzten Rettungskräfte."

Nationalversammlung unterbricht Sitzung für Schweigeminute

Innenminister Gerald Darmanin twitterte, die Polizei habe bei dem Angriff auf einem Platz schnell eingegriffen und eine Person festgenommen. Der örtliche Abgeordnete Antoine Armand twitterte, die Kinder seien auf einem Spielplatz attackiert worden. In Paris unterbrach die Nationalversammlung ihre Sitzung für eine Schweigeminute.

Auch deutsche Spitzenpolitiker zeigten sich zutieftst bestürzt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf Twitter: "Was für eine unvorstellbar feige und verachtenswerte Tat. Wir sind in Gedanken bei den verletzten Kindern und ihren Familien. Wir hoffen sehr, dass sie wieder gesund werden." Bundeskanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) schrieb an Macron gerichtet: "Deutschland ist schockiert über diese unmenschliche und verachtenswerte Tat."

Mit Informationen von AFP und Reuters

Im Video: Messerangriff auf Kinder in Annecy

Messerangriff auf Kinder: Frankreich unter "Schock"
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