Es sind die Strippenzieher des Parlamentsbetriebs: Parlamentarische Geschäftsführer. Ihre Arbeit läuft oft im Hintergrund. Aber sie sind es, die Mehrheiten organisieren, Redner benennen und die Arbeit der Fraktion organisieren. Friedrich Merz holt sich gleich drei der parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion in sein Kabinett. Das zeigt: Er geht auf Nummer sicher. Merz holt sich Leute, die wissen, wie der Bundestag tickt.
Thorsten Frei gehört dazu, enger Vertrauter von Friedrich Merz. Der 51-Jährige wird für ihn künftig das Kanzleramt organisieren. Seine Aufgabe: Konflikte in der Koalition mit der SPD erkennen und lösen, bevor sie größer werden. Seine Berufung war erwartet worden.
Parlamentsmanager übernehmen Ministerien
Die beiden anderen Parlamentsgeschäftsführer im Kabinett sind dagegen eine Überraschung: Nina Warken aus Baden-Württemberg übernimmt das Gesundheitsministerium. Bisher war sie in diesem Bereich nicht aufgefallen. Der von der CDU-Zentrale verschickte Lebenslauf verzeichnet nur die Mitgliedschaft im parlamentarischen Begleitgremium zur Corona-Pandemie.
Der dritte Parlamentsgeschäftsführer am Kabinettstisch wird Patrick Schnieder sein. Als Verkehrsminister wird er dafür verantwortlich sein, Straßen und Schienen auf Vordermann zu bringen. Das sogenannte "Sondervermögen" Infrastruktur erleichtern das. Aber die Milliarden-Schulden sinnvoll zu investieren, erfordert Organisation. Auch hier setzt Merz auf Schnieders Erfahrung als Parlamentsmanager. Außerdem saß der Politiker aus Rheinland-Pfalz zwölf Jahren im Verkehrsausschuss des Bundestags.
Merz setzt auf Erfahrung
Als ähnlich erfahren gilt Johann Wadephul. Der 62-Jährige wird der erste Außenminister der CDU seit fast 60 Jahren. Wadephul war früher Zeitsoldat. Er hat sich einen Namen gemacht als Transatlantiker und überzeugter Unterstützer der Ukraine. Während sich in der Ampel-Regierung das Kanzleramt und das Auswärtige Amt regelmäßig um Kompetenzen rangelten, ist jetzt zu erwarten, dass Merz und Wadephul in der Außenpolitik mit einer Stimme sprechen werden.
Wadephul kommt aus Schleswig-Holstein – genau wie Karin Prien. Sie ist seit acht Jahren Bildungsministerin in Kiel. Im Kabinett Merz soll sie Bildungs- und Familienministerin werden. Prien ist Vizechefin der CDU und gilt als liberale Stimme. Die erhebt sie immer wieder, auch wenn das der Parteispitze nicht immer passt. Als Ministerin ist sie künftig aber der Kabinettsdisziplin verpflichtet.
Aus dem Konzern ins Kabinett
Neben den erfahrenen Parlamentariern holt sich Friedrich Merz zwei Kabinettsmitglieder aus der Wirtschaft. Katherina Reiche ist aktuell Vorstandschefin in der Energiewirtschaft. Die Brandenburgerin saß davor 17 Jahre im Bundestag. Als frühere Staatssekretärin im Umweltministerium und im Verkehrsministerium kennt sie das Innenleben der Regierung. Reiche war 2002 in Edmund Stoibers „Schattenkabinett“ als Familienministerin vorgesehen. Dass die damals 28 Jahre alte Mutter nicht verheiratet war und trotzdem ein konservatives Familienbild vertrat, polarisierte.
Der einzige echte Quereinsteiger im künftigen Kabinett ist Karsten Wildberger. Der 56-Jährige ist Vorstandschef von Ceconomy und der MediaMarktSaturn-Gruppe. Der Blick von außen könnte ihm bei seiner neuen Aufgabe helfen: Wildberger soll die Digitalisierung vorantreiben und den Staat modernisieren. Dafür muss der Konzernchef ein völlig neues Ministerium aufbauen. Er hat als Quereinsteiger zwar keine eigene Hausmacht in der CDU, als Vizepräsident des Wirtschaftsrats der Partei dürfte er aber bestens vernetzt sein.
Wildberger und Reiche kommen nicht nur beide aus der Wirtschaft ins Kabinett – beide sind gelernte Naturwissenschaftler. Reiche ist gelernte Chemikerin, Wildberger hat unter anderem in München Physik studiert. Die anderen fünf Kabinettsmitglieder der CDU sind alles Juristen – auch da geht Friedrich Merz auf Nummer sicher.
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