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Stasigefängnis Hohenschönhausen

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Merkel besucht Stasi-Gefängnis

Zum zweiten Mal nach 2009 hat Bundeskanzlerin Merkel das ehemalige Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen besucht. Ein sehr persönlicher Termin, denn die Geschichte der DDR gehört auch zu Merkels Biographie. Von Tanja Oppelt

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Auf diesen Moment hat Edda Sperling lange gewartet. Sie war in den 70er Jahren in der DDR wegen versuchter Republikflucht inhaftiert, kämpft seit langem für die Anerkennung ihrer Folgeschäden aus der Haft und für eine höhere Rente. Mit Bundeskanzlerin Merkel will sie über ihr Anliegen sprechen und wartet am Eingang des ehemaligen Stasi-Gefängnisses auf sie. Merkel bleibt tatsächlich stehen und spricht mit ihr. Sperling solle ihr persönlich schreiben. Merkel nimmt sich bei ihrem Besuch in Hohenschönhausen insgesamt viel Zeit für die ehemaligen politischen Häftlinge.

"Das Unrecht, das in der DDR geschehen ist und das viele Menschen in schrecklicher Weise erfahren mussten, darf nicht in Vergessenheit geraten, um die Demokratie und die Freiheit schätzen zu können." Bundeskanzlerin Merkel (CDU)

Zwischen Zellentrakt und Freigangbereich

Ende vergangenen Jahres hatte der Bundestag den Weg frei gemacht für die umfassende Sanierung des ehemaligen Stasi-Gefängnisses - für knapp neun Millionen Euro. Der Bund trägt die Hälfte der geplanten Kosten. Die andere Hälfte kommt vom Land Berlin. Merkel informierte sich über die anstehenden Sanierungen, besichtigte den Zellentrakt und den Freigangbereich – einen kleinen Hof mit hohen Mauern. Bis zum Herbst 2019 soll alles denkmalgerecht saniert sein. Anschließend legte sie im Innenhof am Gedenkstein für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft einen Kranz nieder. Arno Drefke begleitete sie dabei. Der 83-Jährige war in den 50er und 60er Jahren mehrere Jahre lang als sogenannter "Politischer" im Stasi-Gefängnis inhaftiert.

"Als ich zur Kranzniederlegung ging, musste ich daran denken, wie ich 1954 inhaftiert war. In der Nachbarzelle lag ein Todeskandidat, er auf seine Hinrichtung gewartet hat. Und er wurde dann nach Dresden gebracht und hingerichtet. Da sind meine Gedanken dann bei diesen Vorfällen." Arno Drefke

Isolationshaft wegen Republikflucht

Arno Drefke führt seit vielen Jahren Besuchergruppen über das Gelände. Für ihn eine "psychologische Heilung" - wie er sagt. Auch Mike Fröhnel hat das geholfen. Er war in der 80er Jahren als "Republikflüchtling" in Hohenschönhausen und musste auch Isolationshaft ertragen.

"Wenn man wirklich null Kontakt zu niemandem hat, und der einzige Gesprächspartner ist jemand von der Staatssicherheit – der dich verhört - dann muss man keine Gewalt mehr anwenden. Wir sind alle soziale Wesen. Man erzählt dann viel mehr, als man eigentlich will. Es dauert danach Jahre, wieder Vertrauen aufzubauen und mit Menschen zu kommunizieren." Mike Fröhnel

Inzwischen betreut Fröhnel keine Besuchergruppen mehr sondern arbeitet beim Wach- und Schließdienst auf dem ehemaligen Gefängnisgelände. Ironie des Schicksals - sagt er selbst. Auch Fröhnel hat Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem Besuch in Hohenschönhausen getroffen und mit ihr gesprochen. Am Ende hatte er noch ein ganz besonderes Anliegen.

"Ich habe dann noch eine Bitte an Frau Merkel gerichtet, sie möge Trump zur Vernunft bringen. Darauf hat sie gelächelt und mir versprochen, das tut sie." Mike Fröhnel