In einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem sind am Freitag mehrere Menschen durch Schüsse getötet und verletzt worden. Der Jerusalemer Polizeichef, Doron Turdscheman bestätigte am Freitagabend sieben Todesopfer und sprach von drei Verletzten. Der mutmaßliche Attentäter sei bei dem Versuch zu fliehen von der Polizei erschossen worden.
Als Angreifer wurde ein 21-Jähriger Palästinenser aus Ost-Jerusalem identifiziert, der nach Angaben der Behörden offenbar allein handelte. Er soll Mitglied der Hamas sein, die von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft wird. Turdscheman versprach "aggressive und erhebliche" Anstrengungen, um jeden zu fassen, der ihn unterstützt habe. Die Polizei veröffentlichte das Foto einer Pistole, die der Mann genutzt haben soll.
Täter schießt am Sabbat auf Gläubige
Berichten zufolge eröffnete der Täter gegen 20.15 Uhr Ortszeit das Feuer auf mehrere Personen, die nach dem Abendgebet aus einer Synagoge in dem von jüdischen Siedlern bewohnten Viertel Neve Jakov kamen. Die Tat ereignete sich am Sabbat, dem Ruhetag für religiöse Juden.
Nach Angaben des israelischen Außenministeriums handele es sich um den tödlichsten Angriff auf Israelis seit 2008. Damals wurden in einem jüdischen Seminar acht Menschen mit Schüssen getötet.
Hamas erklärt Anschlag zu Racheaktion
Im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen und in palästinensischen Städten des Westjordanlandes gingen Menschen auf die Straße und feierten den Angriff in Jerusalem. Ein Sprecher der Hamas teilte mit, bei dem Anschlag handele es sich um eine Vergeltung für den Überfall der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Dschenin am Donnerstag. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten wurden neun Palästinenser getötet und 20 weitere verletzt.

Mindestens acht Menschen sterben bei mutmaßlichem Anschlag in Ost-Jerusalem.
Netanjahu beruft Sicherheitskabinett ein
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu besuchte noch am Abend den Ort des Anschlags, gab aber keine Erklärung ab. Später kündigte er "sofortige Maßnahmen" an. Er werde für Samstagabend sein Sicherheitskabinett einberufen, um weitere Schritte zu erörtern. Netanjahu lehnte es ab, die Pläne zu erläutern, sagte aber, Israel werde entschlossen und gelassen handeln. Die Öffentlichkeit rief er dazu auf, keine Selbstjustiz zu üben.
Internationale Reaktionen auf den Angriff
Der Anschlag in Jerusalem löste international Empörung und Anteilnahme aus. Die USA bezeichneten den Angriff als "absolut entsetzlich". Washington verurteile diesen "mutmaßlichen Terroranschlag auf das Schärfste", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Auch der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, verurteilte die Tat: "Ein übler Terrorakt gegen Juden am Holocaust-Gedenktag", schrieb Seibert auf Twitter und sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus.
Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern spitzt sich zu
Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt. Nach dem israelischen Militäreinsatz am Donnerstag wurden am Freitag aus dem Gazastreifen zunächst Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Diese fing die israelische Armee jedoch ab. Israel führte daraufhin mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen aus.
Im Westjordanland und Ost-Jerusalem leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
Mit Informationen von AFP, Reuters und dpa
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!