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Warteraum bei der Bundesagentur für Arbeit

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Mehr als 150.000 länger als fünf Jahre ohne Job

Mehr als 150.000 länger als fünf Jahre ohne Job

Trotz kräftiger Konjunktur sind Hunderttausende Menschen lange ohne Beschäftigung, viele über Jahre. Im vergangenen Jahr waren mehr als 150.000 Arbeitslose sogar fünf Jahre und länger ohne Job. Wie man ihnen helfen kann, ist umstritten.

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Insgesamt gab es laut Bundesagentur fürArbeit im Januar mehr als 868.000 Langzeitarbeitslose - also Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos waren, darunter 487.000 ohne abgeschlossene Ausbildung. Ihre Zahl hatte jahrelang bei rund einer Million verharrt, bevor sie vor gut eineinhalb Jahren zu sinken begann. BA-Chef Detlef Scheele plant, die Zahl bis Ende des Jahres auf unter 800.000 zu drücken.

Union und SPD wollen in einer neuen Koalition das Problem vorrangig angehen, wie Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) ankündigte. "Wir wollen Vollbeschäftigung in unserem Land", sagte er.

"Langzeitarbeitslose sind eine besondere Herausforderung." Volker Kauder (CDU)

Geld für einen sozialen Arbeitsmarkt

Geplant sind dabei auch Lohnkostenzuschüsse für einen sozialen Arbeitsmarkt. Das heißt: Der Staat bezahlt einen Teil des Lohns, damit die Betroffenen nicht länger arbeitslos sind. Bis zu 150.000 Menschen sollen davon profitieren, vier Milliarden Euro zusätzlich sind dafür vorgesehen. 

Arbeitgeberseite warnt vor "Kapitulation"

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kritisiert diesen Plan. "Wir halten das für problematisch und riskant", sagte IW-Beschäftigungsexperte Holger Schäfer. Er bezweifelt, dass staatlich bezahlte Jobs zu einer Eingliederung in den normalen Arbeitsmarkt führen. Betroffene mit staatlich bezahltem Job würden eher ihre eigenen Bemühungen auf dem normalen Arbeitsmarkt , reduzieren, so Schäfer. "Stattdessen erscheint es angebracht, die Bemühungen um die Aktivierung zu intensivieren", heißt es in einem IW-Bericht.

"Niemand ist auf Dauer völlig chancenlos." Holger Schäfer

Betroffen sind laut IW oft Menschen geringer Qualifikation, Ältere und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Für sie staatliche Jobs zu schaffen, komme aber einer Kapitulation gleich.

Linke will öffentlichen Beschäftigungssektor

Die Arbeitsmarktexpertin der Linken Sabine Zimmermann hingegen forderte Union und SPD zu einer weitergehenden "Kehrtwende in der Arbeitsmarktpolitik" auf. "Wir fordern die Einrichtung eines öffentlichen geförderten Beschäftigungssektors mit 200.000 voll sozialversicherungspflichtigen existenzsichernden Arbeitsplätzen", sagte Zimmermann der dpa. Trotz Beschäftigungszunahme habe sich für viele Langzeiterwerbslose keine Verbesserung eingestellt. Hunderttausende würden aufs Abstellgleis geschoben.