Über 50.000 Menschen demonstrieren mit selbstgemachten Banner Plakaten Fahnen gegen die AFD in Hamburg auf dem Jungfernstieg und Rathausmark.
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Über 50.000 Menschen demonstrieren mit selbstgemachten Bannern, Plakaten, Fahnen gegen die AFD in Hamburg auf dem Jungfernstieg und Rathausmarkt.

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Massenandrang: Hamburger Demo gegen rechts abgebrochen

Die hohe Teilnehmerzahl und Zusammenbrüche haben zum vorzeitigen Abbruch der Hamburger Demo gegen rechts geführt. Deutschlandweit sind Proteste für das Wochenende geplant, und der Zentralrat der Muslime sendet eine deutliche Botschaft.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Eine Demonstration gegen rechts und die AfD in Hamburg ist wegen des großen Menschenandrangs abgebrochen worden. "Wir müssen die Kundgebung vorzeitig beenden", sagte Kazim Abaci vom Verein Unternehmer ohne Grenzen, der die Demonstration unter dem Motto "Hamburg steht auf – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke" mitorganisiert hatte. Er machte am Freitag Sicherheitsbedenken geltend. Es seien bereits Menschen in der Menge kollabiert, die Feuerwehr komme nicht mehr durch.

Hamburgs Bürgermeister sendet Botschaft an die AfD

Nachdem Abaci zunächst von 130.000 Teilnehmern am Jungfernstieg gesprochen hatte, korrigierten die Veranstalter die Zahl später auf 80.000. Die Polizei nannte 50.000 Demonstranten.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte am Freitagabend: "Die Botschaft an die AfD und ihre rechten Netzwerke ist: Wir sind die Mehrheit, und wir sind stark, weil wir geschlossen sind und weil wir entschlossen sind, unser Land und unsere Demokratie nach 1945 nicht ein zweites Mal zerstören zu lassen." Auch in den vergangenen Tagen waren in mehreren Städten schon Zehntausende gegen rechts auf die Straße gegangen.

Verfassungsschützer Haldenwang begrüßt Demos gegen rechts

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz begrüßte die zahlreichen Demonstrationen. "Es wäre wünschenswert, wenn die schweigende Mehrheit unserer Bevölkerung klar gegen Extremismus und Antisemitismus Position beziehen würde", sagte Thomas Haldenwang der "Westdeutschen Zeitung" (Samstag). "Und erfreulicherweise demonstrieren aktuell viele Menschen dagegen." Die Demokratie in Deutschland sei durch verschiedene Entwicklungen in Gefahr.

Zentralratspräsident: Erfreut, dass "Mitte der Gesellschaft aufsteht"

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, lobte die Demonstrationen als wichtiges Signal. "Ich bin wirklich erfreut, dass die Mitte der Gesellschaft aufsteht", sagte Schuster der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Ich habe immer das Gefühl gehabt, man sieht die Prognosen und Wahlergebnisse der AfD, aber das lockt niemanden hinter dem Ofen hervor", sagte Schuster. Das habe ihm Sorgen gemacht. "Deshalb bin ich erfreut, wenn Leute jetzt auf die Straßen gehen und ihren Unmut zum Ausdruck bringen."

Er hoffe, dass die Menschen auch im Alltag Zivilcourage zeigten. Schuster forderte: "Wenn im persönlichen Gespräch, am Arbeitsplatz, in der Familie, im Bekanntenkreis, im Sportverein oder in der Jugendgruppe jemand aufsteht und Ideologien äußert, die rassistisch, menschenverachtend oder antisemitisch sind, aufstehen und sagen: 'Weißt du, was du da gerade gesagt hast?'"

Video: Protestwelle - Zehntausende treten für Demokratie ein

Protestwelle - Zehntausende treten für Demokratie ein
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Protestwelle - Zehntausende treten für Demokratie ein

Demos auch in Bayern geplant

Am Wochenende planen tausende Menschen in München und anderen Regionen Bayerns Demonstrationen gegen rechts, um gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen. Auch deutschlandweit sind weitere Protestaktionen geplant.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, rief die Muslime in Deutschland dazu auf, an den Kundgebungen gegen rechts teilzunehmen. Muslime seien Hass und Anfeindungen im Alltag ausgesetzt. Dies sei inakzeptabel und erfordere eine "entschlossene und vereinte Antwort von allen, die die Werte der Demokratie und des Zusammenlebens in Deutschland schätzen".

Bundeskanzler Olaf Scholz stellte sich hinter die Demonstranten. Er verglich die "Remigrations"-Pläne Rechtsradikaler in Deutschland mit der Rassenideologie der Nationalsozialisten. "Wenn etwas in Deutschland nie wieder Platz haben darf, dann ist es die völkische Rassenideologie der Nationalsozialisten. Nichts anderes kommt in den abstoßenden Umsiedlungsplänen der Extremisten zum Ausdruck", sagte der SPD-Politiker in der neuen Ausgabe seiner Videoreihe "Kanzler kompakt".

Auslöser der Demos: Treffen von Rechtsradikalen in Potsdam

Die deutschlandweiten Demonstrationen formieren sich nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen Rechtsradikaler am 25. November in Potsdam. Daran hatten mehrere AfD-Politiker teilgenommen sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte dort nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.

Mit Informationen von dpa.

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Auf einem Plakat steht: "Klare Kante gegen Rechts"
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Auf einem Plakat steht: "Klare Kante gegen Rechts"

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