Bei Unfällen mit LKW haben Autofahrer oft keine Chance. 2016 ist die Zahl der Unfälle mit Lastwagen im Freistaat um fast dreieinhalb Prozent gestiegen, auf über 18.000. Dabei kamen 118 Menschen ums Leben. Die Zahl der LKW-Unfälle auf Autobahnen ging sogar um fast neun Prozent nach oben, zwei Drittel von ihnen haben die LKW-Fahrer selbst verursacht. Viele Lastwagen sind rollende Zeitbomben und die Polizei kommt mit der Kontrolle kaum nach.
Viele LKW mit Mängeln: Rollende Zeitbomben
Polizeihauptmeisterin Katharina Stöger steht mit ihren Kollegen an der Kontrollstelle "Im Moos" nahe Bad Aibling an der A8. Es ist eine der modernsten Kontrollanlagen in Bayern mit fest installierter LKW-Waage. Schon nach kurzer Zeit fällt der Polizistin etwas an einem slowenischen LKW auf, der Autoteile transportiert: Metallspäne auf der Bremsscheibe und Furchen.
"Also er kann jetzt mit diesem Defekt nicht mehr weiterfahren, weil die Verkehrssicherheit wesentlich beeinträchtigt ist. Wir sagen das jetzt dem Fahrer und der Vorgesetzte darf entscheiden in welcher Werkstatt das repariert wird im Umkreis von 30 Kilometern ungefähr oder er repariert das hier vor Ort." Katharina Stöger, Polizeihauptmeisterin
Unfallursache: Kaffee kochen im Führerhaus
Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums hat die Polizei 2016 im Freistaat über 190.000 Verkehrsteilnehmer im Güterverkehr kontrolliert. Mehr als 55.000 LKW-Fahrer wurden beanstandet, rund 8.000 Fahrzeuge hatten technische Mängel. Viele LKW sind rollende Zeitbomben. Ein großes Problem sei dabei das sogenannte verkehrsfremde Verhalten, sagt Hermann Benker, der viele Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern war.
"Da wird Kaffee gekocht, da wird nebenher ein Film auf dem Laptop geschaut, da werden die Fußnägel geschnitten, da wird alles mögliche getan, nur nicht auf das Verkehrsgeschehen konzentriert und das ist auch nach unserer Einschätzung und Erkenntnis der Kollegen die Hauptproblematik der Unfallursachen." Hermann Benker, Deutsche Polizeigewerkschaft in Bayern
Viel befürchten müssen die LKW-Fahrer nicht, denn die Chance kontrolliert zu werden, betrage gerade einmal 1:1.000, kritisiert Gewerkschafter Benker.
Neue LKW-Kontrollstellen nach dem Vorbild Österreichs
Jetzt reagiert der Freistaat. In Bayern sind neun feste LKW-Kontrollstellen geplant, mit Fahrzeugwaage, Überdachung und Flutlicht, damit die Beamten auch nachts arbeiten können. Ein Konzept, das es in Österreich schon seit längerem gibt. Wird ein LKW überprüft, kostet das den Fahrer Zeit. Dennoch begrüßt die Geschäftsführerin des Landesverbandes der bayerischen Spediteure, Sabine Lehmann, mehr Kontrollen.
"Keinem Unternehmen machte es Spaß wenn ein Fahrer verletzt wird, keinem Unternehmer macht es Spaß wenn ein Fahrzeug irgendwo ausfällt. Denn nur wenn ein Fahrzeug fährt, verdient es Geld, das heißt die haben ein hohes Eigeninteresse daran ganz wirtschaftlich gesehen, dass das Fahrzeug in Ordnung ist." Sabine Lehmann, Landesverband der bayerischen Spediteure
Technische Probleme und Verstöße gegen Ruhezeiten
Die Bilanz des Vormittags von Katharina Stöger und ihren Kollegen. Sie haben 66 LKW kontrolliert, zehn von ihnen hatten Mängel. Neben technischen Problemen und ungenügender Ladungssicherung gab es auch Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten. Auch wenn sich mit den neuen Kontrollstellen langsam einiges verbessern wird, wird der LKW-Verkehr auf deutschen Straßen noch viele Todesopfer fordern.