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Sahra Wagenknecht

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Linke erzwingen Diskussion über Wagenknechts Flüchtlingspolitik

Linke erzwingen Diskussion über Wagenknechts Flüchtlingspolitik

In einer debattierfreudigen Partei wie der Linken haben die Delegierten eben einen eigenen Kopf: Hoch emotional und nicht immer fair ging es am Ende des Treffens in Leipzig doch um die Flüchtlingspolitik von Sahra Wagenknecht. Von Anita Fünffinger

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die meisten Delegierten hatten ihre Koffer und Taschen bereits neben sich im Saal stehen. Um 12 Uhr war die Rede von Sahra Wagenknecht angesetzt. Nach dem Highlight des Tages hätte man sich gern auf den Weg nach Hause gemacht. Soweit der Plan.

Delegierte werfen Wagenknecht Kommunikation über die Medien vor

Bereits während Wagenknechts Rede war es unruhig im Saal. Es gab mehrere Buhrufe. Die Fraktionschefin der Linken hatte ihre Position zur Flüchtlingspolitik deutlich gemacht. Wagenknecht erklärte, warum für sie offene Grenzen für alle nicht für den richtigen Weg hält. Nach der Rede gab es langen Applaus. Und dann wurden – völlig unüblich, aber erlaubt nach den Parteitagsstatuten – Fragen zur Rede zugelassen. Die Bundestagsabgeordnete Sabine Leidig wirkte nicht so, als habe sie sich ihre Frage kurzfristig ausgedacht: 

"Warum hast du deine Position, die du bisher nur über die Medien vertreten hast, nicht hier beim Parteitag zur Debatte gestellt?" Sabine Leidig, Linke Bundestagsfraktion

Sahra Wagenknecht muss sich scharfe Kritik anhören

Wagenknecht war davon sichtlich überrascht und gab die lapidare Antwort, sie habe ihre Position doch gerade hier begründet. Da tobte der Saal. Viele Delegierte waren wütend über diese Art. Die Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach, konnte sich kaum bremsen:

"Du zerlegst gerade - dadurch, dass du keine Debatten zulässt - diese Partei! Du ignorierst die Position der Mehrheit dieser Partei! Und du hast jetzt genau wieder nachgelegt!" Elke Breitenbach, Linke aus Berlin

Wagenknecht musste sich nun gegen einen tobenden Saal verteidigen, wobei ihre Gegner und ihre Anhänger wild durcheinander schrien. Sie habe ihre Position in der Flüchtlingspolitik nicht extra zur Abstimmung bringen wollen, weil das am Ende mit 60 zu 40 oder andersherum ausgehe. Damit wäre niemandem geholfen.

"Deswegen habe ich hier nicht mit Anträgen polarisiert, die uns am Ende nur zerlegen." Sahra Wagenknecht, Fraktionschefin der Linken

Knappe Mehrheit zwingt den Parteitag zur Debatte

Mit nur einer Stimme Mehrheit beschloss der Parteitag, nun doch über die Flüchtlingspolitik eine Debatte zu führen. Was Wagenknecht unbedingt hatte vermeiden wollen, mündete in leidenschaftlichen, oft lauten Wortmeldungen. Nicht immer ging es um Flüchtlinge, meistens ging es um den Kern des Problems, den Führungsstreit. Viele riefen Katja Kipping und Sahra Wagenknecht persönlich auf, endlich ihren Streit zu beenden, so wie der Bundestagsabgeordnete Diether Dehm:

"Ich habe einen Traum, dass die Polizei eine Roma-Familie abschieben möchte, und auf der Treppe sitzen Sahra Wagenknecht und Katja Kipping und verhindern es gemeinsam!" Diether Dehm, Bundestagsabgeordneter, die Linke

Kipping und Wagenknecht lächelten, wohl wissend, dass das eher nicht passieren wird.