Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

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Lauterbach zur Sommerwelle: Keine Panik, aber Vorsicht

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat vor einer Corona-Welle im Sommer gewarnt. Er rät deshalb zur Maske in Innenräumen. Auch der Herbst werde "nicht normal werden" – aber es gebe "Licht am Ende des Tunnels".

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in der Bundespressekonferenz in Berlin vor einer Corona-Welle im Sommer gewarnt. "Wir haben eine Sommerwelle vor uns", sagte Lauterbach, die Inzidenzen entwickelten sich nach oben. Man sei davon "nicht überrascht worden", so Lauterbach. Er habe das genau so prognostiziert.

"Wir sind nicht existenziell gefährdet"

"Panik" sei nicht angebracht, so Lauterbach: "Wir können relativ hohe Inzidenzen haben, aber man muss nicht in Panik geraten, wir sind nicht existenziell gefährdet", sagte der Minister. Die aktuellen Corona-Virusvarianten seien hoch infektiös, führten aber zu weniger schweren Verläufen.

Übersterblichkeit "keine Kleinigkeit"

"Es ist aber nicht so, das wir die Sommerwelle begrüßen können", so Lauterbach: Es gebe jeden Tag eine deutliche Übersterblichkeit, besonders bei über 60-Jährigen und anderen Risikogruppen. "Das ist keine Kleinigkeit." Zudem drohe eine höhere Zahl an LongCOVID-Fällen, die es zu begrenzen gelte.

Aufruf zum Maskentragen und zur Impfung

Daher fordere der Minister dazu auf, in Innenräumen freiwillig Maske zu tragen. Lauterbach rief zudem dazu auf, dass sich besonders über 70-Jährige und Angehörige von Risikogruppen zum vierten Mal Impfen lassen sollten.

Die Verläufe seien zwar bei der Omikron-Variante BA.5 gerade bei den Geimpften und Genesenen milder. Aber wenn die Zahl der Infizierten stark steige, werde auch die Zahl der von Long-Covid Betroffenen zunehmen.

Der Herbst wird noch nicht normal

Lauterbach warnte eindringlich vor steigenden Infektionszahlen im Herbst. "Wir werden einen Herbst haben, wo wir noch nicht zur Normalität zurückkommen", sagte er. Zudem gelte es, einen deutlichen Anstieg der Todesfälle im Winter zu verhindern: "100 bis 200 Tote täglich im Winter, das müssen wir verhindern, daher wird es noch einmal Schutzmaßnahmen geben müssen."

Sieben-Punkte-Plan mit Impfkampagne - aber ohne Impfpflicht

Vorgesehen sei daher ein Sieben-Punkte-Plan für den Herbst, zu dem auch eine Impfkampagne mit verschiedenen Impfstoffen gehöre, um Impflücken zu schließen, sagte Lauterbach. Das Bundesgesundheitsministerium befinde sich in Vertragsverhandlungen für angepasste Impfstoffe, ab September sollten dann insgesamt drei Impfstoffe verfügbar sein, darunter auch ein angepasster.

Es werde aber keinen neuen Anlauf für eine allgemeine Impfpflicht geben, versprach Lauterbach: "Wir werden keinen Versuch machen, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen."

Bürgertests weiter geplant

Zu den Planungen für den Herbst gehöre zudem weiterhin eine Teststrategie, sagte Lauterbach. Die Bürgertests liefen Ende Juni aus. Hier sei aber eine neue Empfehlung für Bürgertests in Vorbereitung. Er gehe "davon aus, dass wir die Bürgertests im Sommer weiter nutzen können."

Corona-Medikamente für gefährdete Gruppen

Geplant sei zudem ein verstärkter Einsatz von Corona-Medikamenten. Es sei ein Konzept in Vorbereitung, das den schnellen Einsatz dieser Arzneimittel insbesondere in Pflegeeinrichtungen nach einer Corona-Infektion ermöglicht. Generell wolle man sich "sehr viel präziser mit den vulnerablen Gruppen beschäftigen", so Lauterbach. So werde es eine klare Zuständigkeit für Hygienekonzepte in Pflegeeinrichtungen geben.

Krankenhauskapazitäten in Echtzeit

Deutlich verbessert werden solle mit Blick auf den Herbst die Erfassung freier Krankenhaus-Kapazitäten. Angestrebt werde die tagesaktuelle Erfassung freier Intensivbetten und freier Betten auf Normalstationen.

Schul- und Kita-Schließung soll es nicht geben

In Schulen und Kitas sollten erneute Schließungen unbedingt vermieden werden, sagte Lauterbach, wenn möglich mit einer bundesweit einheitlichen Strategie. Jedoch gebe es hier "eine klare Zuständigkeit der Länder".

Infektionsschutzgesetz: "Winterreifen" in Vorbereitung

Als Vorbereitungsmaßnahme auf die kältere Jahreszeit müsse auch das Infektionsschutzgesetz reformiert werden, das am 23. September auslaufe, so Lauterbach. Einige Expertenbewertungen dazu stünden noch aus, Konzepte sollten aber noch entwickelt werden.

Lauterbach kündigte an, dass er mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) noch vor der Sommerpause Eckpunkte für künftige Regelungen im Infektionsschutzgesetz anstrebe. Sie könnten dann nach dem Sommer beschlossen werden. Nähere Angaben zu Instrumenten machte der Gesundheitsminister vorerst nicht. Es sollten "Winterreifen" vorbereitet werden. Und es sei klar, dass mehr gebraucht werde, als jetzt an "Sommerreifen" aufgezogen sei.

Neue Vakzine als "Licht am Ende des Tunnels"

Es sei "betrüblich, dass wir eine Sommerwelle haben und dass der Herbst nicht normal wird", erklärte der Minister abschließend, aber es gebe auch "Licht am Ende des Tunnels": Er hoffe, dass es gelingen werde, Impfstoffe zu entwickeln, mit denen eine Covid-19-Ansteckung zuverlässig verhindert werden könne. "Ich bin da zuversichtlich", sagte Lauterbach, diese Impfstoffe seien aber jetzt noch nicht verfügbar.

Karl Lauterbach
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Karl Lauterbach

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