An der Isola di San Biagio im Gardasee sieht man von oben das extreme Niedrigwasser
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An der Isola di San Biagio im Gardasee sieht man von oben das extreme Niedrigwasser

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Extrem niedriger Wasserpegel am Gardasee: Landwirte besorgt

Der Gardasee leidet weiter unter extremer Trockenheit. Der See hat den tiefsten Wasserstand seit 70 Jahren. Das belegen Daten der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle. Die Agrarvereinigung Coldiretti sieht die Entwicklung mit großer Sorge.

Der Gardasee verzeichnet aktuell extrem niedrige Wasserstände. Zwar werde in den kommenden Tagen in der Region wieder Regen erwartet, die niedrigen Wasserstände der letzten Tage und Wochen an dem See könnten damit jedoch nicht so schnell aufgeholt werden, teilte die Agrarvereinigung Coldiretti mit. Die Vereinigung warnte wegen der Trockenheit vor drastischen Auswirkungen auf das Gebiet.

  • Zum Artikel: Zu wenig Regen und marode Leitungen - Dürre-Alarm in Norditalien

Region leidet seit längerem unter der Dürre

Der Pegelstand des Gardasees sank jüngst auf 45,8 Zentimeter. Der Pegelstand ist die Höhe des Wasserspiegels über dem sogenannten Pegelnullpunkt. Er entspricht daher nicht der wirklichen Wassertiefe, sondern dient als Messwert.

Die Dürre bedroht nach Einschätzung von Experten die Landwirtschaft, den Tourismus, die Schifffahrt sowie die lokalen Gemeinden in diesem Gebiet. Es fehlt der Regen. Die Alpen haben einen ungewöhnlich trockenen und warmen Winter erlebt. Die Schneereserven, die den Fluss Po sowie seine Nebenflüsse im späten Frühjahr und Sommer normalerweise speisen, seien um 75 Prozent zurückgegangen, teilt die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz in Bozen mit.

Regierung arbeitet an Maßnahmen zur Bewältigung der Krise

Die Regierung in Rom hatte Anfang April in dem Zusammenhang ein Dekret verabschiedet, das weitreichende Maßnahmen im Kampf gegen die Trockenheit vorsieht. Ein Sonderkommissar sowie ein Gremium sollen etwa eingesetzt werden. Es soll unter anderem zwischen den am Fluss Po gelegenen Regionen sowie zwischen den Bürgern vermitteln.

Die Regierung will zudem finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um marode Wasserleitungen zu erneuern. Aber auch Regenwasser-Sammelbecken, Entsalzungsanlagen sowie die Steigerung der Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser sind geplant.

Italien sei sehr gut im Umgang mit Notfällen, aber ziemlich schlecht in der Planung, kritisiert Alessandro Bratti, Generalsekretär der Po-Flussbehörde. Im jüngsten Dürre-Dekret der Regierung finde sich nichts, es gebe keine Mehrjahresplanung, es gebe keine ausführenden Infrastrukturprojekte.

Landwirte setzen auf Technik

Viele Landwirte vor Ort investieren in Präzisionsbewässerungssysteme, um in den heißesten Monaten des Jahres Wasser zu sparen. Sie nutzen Sonden, die direkt in den Baumstämmen den Saft messen, Drohnen, die Wassermenge in den Blättern aufzeichnen, sowie fliegende und unterirdische Tropfbewässerungsanlagen. Das soll gegenüber Sprinkleranlagen eine Wassereinsparung von bis zu 70 Prozent bringen.

Das Internetportal Irriframe macht anhand von Wetterdaten und Grundwasserstände Angaben darüber, wo, wann und wie viel Wasser auf die Felder gegossen werden muss. Allerdings kosten die Maßnahmen natürlich Geld.

Unter anderem Venedig leidet unter Trockenheit
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Unter anderem Venedig leidet unter Trockenheit

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