Kroatische Euro-Münzen
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Neue kroatische Euro-Münzen

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Kroatien wird Euro-Land: Was Touristen wissen müssen

Kroatien bekommt am 1. Januar den Euro und wird Schengen-Mitglied - ein großer Schritt für das kleine Land, das bei deutschen Urlaubern sehr beliebt ist. Wie lange werden Kuna genommen? Wo kann getauscht werden? Werden die Grenzstaus kürzer? Ein FAQ.

Es wird ein besonderer Jahreswechsel für Kroatien: Am 1. Januar führt das EU-Land den Euro anstelle der Landeswährung Kuna ein und wird Teil der grenzkontrollfreien Schengen-Zone. Für Millionen Urlauber aus Deutschland bedeutet das eine doppelte Erleichterung. Wir haben die wichtigsten Informationen und Fakten zusammengefasst.

Kroatien bekommt den Euro – was ändert sich für deutsche Touristen?

Es wird einfacher, die Preise zu vergleichen. Auch die Zeit des Umtauschens endet. Bisher mussten Euro in Kuna gewechselt werden, zum Beispiel in Wechselkursstuben, was umständlich und nicht billig war; diese Gebühren und Kursverluste gibt es nicht mehr. Der Urlaub wird wohl dennoch teurer werden. Zum einen wegen der Inflation, die in Kroatien mit gut 13 Prozent zuletzt deutlich über dem ohnehin hohen EU-Schnitt lag und den Prognosen zufolge mit knapp 6 Prozent im Jahr 2023 hoch bleiben wird. Zum anderen auch wegen der Währungsumstellung: Hotels, Restaurants, Supermärkte, Campingplätze – viele werden die neuen Preise in Euro aufrunden, also erhöhen. Das zeigen frühere Erfahrungen aus anderen Ländern, auch die EU-Kommission sagt geringe "Einmaleffekte" voraus.

Wer es übertreibt, soll auf eine sogenannte "Schwarze Liste" kommen, die öffentlich einsehbar sein soll. Im Sinne des Verbraucherschutzes müssen alle Geschäfte und Dienstleister ihre Preise bis Ende 2023 in Kuna und Euro centgenau auszeichnen, wie es die meisten ohnehin seit Monaten machen.

Wo kann ich Kuna umtauschen?

Wer noch Kuna zuhause hat, kann in Deutschland bei Banken am morgigen Freitag noch in Euro umtauschen - in Kroatien deutlich länger: bei den Banken bis Ende 2023, im ersten Halbjahr zusätzlich bei Postfilialen und Zweigstellen der Finanzagentur. zunächst ist der Service noch kostenlos. Auf unbegrenzte Zeit wechseln kann man Kuna-Banknoten bei der Nationalbank, Kuna-Münzen dort bis zu drei Jahre. Dennoch soll die Umstellungsphase zackig gehen: Bis Mitte Januar kann mit beiden Währungen gezahlt werden, dann nur noch in Euro. Hotels, Restaurants und Verkäufer dürfen Wechselgeld nur in Euro zurückgeben. Der Wechselkurs ist genau festgelegt: 7,53450 Kuna sind ein Euro. Der Euro ist vielen hier vertraut, wegen des ständigen Umrechnens vor allem im Tourismus - und weil er davor wie die D-Mark eine wichtige Devisen- und inoffizielle Zweitwährung war. Der Kuna-Kurs, der künstlich sehr stabil gehalten wurde, war zuvor außerdem eng an den Euro-Kurs gekoppelt.

Wo gibt es die neuen kroatischen Euro-Münzen?

Einheimische konnten sich in den vergangenen Wochen das Euro-Starterkit holen – wie die Bundesbürger vor gut 21 Jahren bei der Euro-Einführung in Deutschland. Das kleine Plastikbeutelchen wurde und wird unter anderem von Banken und der Post verteilt. Ab dem 1. Januar kommen die Münzen offiziell in Umlauf. Der kroatische Finanzminister Marko Primorac und Nationalbank-Gouverneur Boris Vujcic werden in den ersten Minuten des neuen Jahres an einem Geldautomaten in der Zagreber Innenstadt einige Euro abheben - eine Art Startschuss für die kroatischen Euro-Noten.

Ist das endgültige Ende der Kuna besiegelt?

Als Münze und Banknote "stirbt" die 1994 eingeführte Landeswährung Kroatiens - als Motivbild "lebt" sie in den Euro-Münzen jedoch ein wenig weiter. Kuna heißt auf Kroatisch Marder; mit den Fellen des Tieres trieben die Menschen in der Region bereits vor gut 1.000 Jahren Handel und beglichen ihre Steuern, daher der Name des bisherigen Geldes. Der Marder ist nun das Münzwappentier auf dem Ein-Euro-Stück. Allerdings gab es im Vorfeld einigen Wirbel: Ein Designer aus Rijeka musste seinen Siegerentwurf zurückziehen. Das Bild zeigte keinen heimischen Marder, sondern einen aus dem Brexit-Land Großbritannien. Auch um die 50-, 20- und 10-Cent-Münzen wurde viel diskutiert. Abgebildet ist darauf der Erfinder Nikola Tesla; Serbien betrachtet Tesla als einen der Seinen. Der Abschied von der Kuna fällt den meisten Kroatinnen und Kroaten eher leicht als schwer.

Was soll der Euro dem Land bringen?

Unter anderem mehr Jobs und verstärkten Handel mit den europäischen Staaten - Deutschland ist als wichtigster Handelspartner besonders interessant. Außerdem will Kroatien für Investoren attraktiver werden, wie Tourismusverbands-Direktor Kristjan Staničić im ARD-Gespräch sagte. Auch den Hotels und Restaurants sollen profitieren. Bisher durften Geschäfte zwar in Euro getätigt werden, abgerechnet werden musste aber in Kuna.

Grundsätzlich sind die Erwartungen im Fremdenverkehr besonders hoch: Allein in den ersten elf Monaten 2022 besuchten 16 Millionen ausländische Urlauber das Land mit der langen Adriaküste und den vielen malerischen Inseln - unter ihnen 3,4 Millionen Deutsche. Das entspricht fast der Einwohnerzahl Kroatiens und bedeutet ein klares Plus im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Um Overtourism in den Sommermonaten zu vermeiden, sollen mehr Gäste in der Nebensaison kommen, auch mehr Kurzurlauber. Der Euro soll überdies helfen, Öko-und Kulturangebote zu verbessern. Wirtschaftsfachleute erwarten außerdem einen besseren Zugang zu Finanzmärkten und Krediten. Allerdings fürchten viele Menschen im Land, dass Preise aufgerundet werden, damit alles noch teurer wird.

Ist das Land bereit für die Gemeinschaftswährung?

Viele Wirtschaftsfachleute sind skeptisch. Maruška Vizek vom nationalen Wirtschaftsinstitut in Zagreb listet im ARD-Interview zwar einige Stärken des Landes auf: Es sei vergleichsweise sicher und sauber, die Klimarisiken seien noch überschaubar, es gebe einige leistungsstarke Firmen - etwa in der Logistikbranche. Aber Vizek verweist auch auf strukturelle Probleme: die Industrie sei insgesamt zu schwach, der Tourismus als Standbein zu wenig, der Reformbedarf enorm, die Bürokratie riesig, für Familien sowie das Renten-, Bildungs- und Gesundheitssystem werde zu wenig getan, die Balkan-Region sei politisch instabil, die demographische Prognose schlecht. Und weil jetzt die Kreditvergabe erleichtert wird, könnten sich viele übernehmen. Vizek sagt aber auch: Sollte das Land - wie einst Griechenland - in eine Schuldenkrise schlittern, wäre eine Rettungsaktion immerhin nicht so teuer. Dafür sei die kroatische Wirtschaft zu klein.

Kroatien Mitglied im Schengenraum - werden die Grenzwartezeiten kürzer?

Kroatien im Schengenraum – voraussichtlich eine gute Nachricht für Touristen aus Deutschland und anderen EU-Staaten. Vor allem im Sommer standen sie wegen der Kontrollen an der slowenisch-kroatischen Grenze oft kilometer- und stundenlang im Stau, zum Beispiel am Übergang Obrežje-Bregana. Hier wie auch an den Seehäfen sollen die systematischen Kontrollen zum 1. Januar enden, an den Flughäfen soll Ende März Schluss sein. Pass oder Ausweis muss man aber weiter bei sich haben. Firmen und Warentransporteure hoffen ebenfalls auf eine zügigere Durchfahrt. Allerdings: Zoll- und Stichprobenkontrollen bleiben möglich, letztere werden seit langem an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich durchgeführt. Begründet wird das mit den hohen Migrationszahlen und sicherheitspolitischen Gründen. Ob die Grenzen zwischen Kroatien und den Schengenstaaten Slowenien und Ungarn auch bei steigenden Flüchtlingszahlen offen bleiben, wird sich zeigen.

Werden die Migrationszahlen auf der sogenannten Balkanroute steigen?

Im kroatischen Nachbarland Slowenien - seit langem Schengen- und Euromitglied - freuen sich einerseits viele auf den Wegfall der systematischen Grenzkontrollen. Vor allem natürlich die Bewohner in den Grenzregionen, die nun schneller zum Einkaufen oder zum Familienbesuch nach Kroatien kommen. Anderseits gibt es Sorgen vor steigenden Migrationszahlen, die Slowenien überfordern könnten. Viele haben keine guten Erinnerungen an die Jahre 2015/2016, als hunderttausende Flüchtlinge über die sogenannte Balkanroute durch- und größtenteils weiterzogen nach Österreich, Deutschland und in andere nördlichere Länder.

Die Ökonomin Maruška Vizek sieht im Wegfall der Grenzkontrollen ein symbolisches Zeichen und einen etwaigen "Booster" in Sachen Migration. Sie sagt aber auch, Kroatien selbst werde für Arbeitnehmer und Studierende durch das Schengenvisum attraktiver (auch wenn EU-Bürger bereits seit 2013 dort arbeiten und studieren können). Wie sich die slowenische Grenzpolizei künftig verhält und ob Kroatien an seinen südlichen Grenzen nun strikter kontrolliert, wird sich zeigen. Die kroatische Polizei stand bereits wegen illegaler Pushbacks in der Kritik.

Was bedeutet der Euro-Schengen-Doppelschlag für die EU?

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagt: Der Eintritt Kroatiens in die Eurozone werde Kroatiens Wirtschaft und auch den Euro stärken. Der Schritt hat in den weltpolitisch unruhigen Zeiten und angesichts zunehmender Konkurrenz mit China durchaus Symbolkraft - zumal es nach einer recht langen Pause die erste Erweiterung der Euro-Zone ist: Zuletzt hatte Litauen 2015 den Euro eingeführt. Nach den EU-Verträgen sind ursprünglich alle Mitgliedsstaaten bis auf Dänemark zum Beitritt zur Gemeinschaftswährung verpflichtet, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Allerdings verfolgen mehrere Staaten wie Schweden und Ungarn den Euro-Beitritt nicht konsequent. Die Schengen-Zone wurde zuletzt im Jahr 2011 erweitert, und zwar um Liechtenstein. Mit Kroatien gehören nun 27 europäische Länder der Schengenzone an - neben den 23 EU-Länder sowie Liechtenstein sind dies die EU-Partnerstaaten Schweiz, Norwegen und Island. Der Eurozone gehören künftig genau 20 Länder an.

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