Kristina Schröder, ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Im Kontrovers-Interview
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Kristina Schröder, ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Im Kontrovers-Interview

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Kristina Schröder warnt vor psychischen Schäden bei Jugendlichen

Junge Erwachsene brauchen eine Öffnungsperspektive vor Friseuren und Baumärkten - das und weitere Maßnahmen forderte die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder im BR-Politikmagazin Kontrovers.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Vor allem Jugendliche seien in der gesamten Pandemie zu wenig priorisiert worden, argumentiert die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder. Andere europäische Länder würden hier die Gewichtung ihrer Öffnungsstrategie viel stärker auf Kinder und Jugendliche legen. Aus Schröders Sicht ist es höchste Zeit, Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, um bleibenden psychischen Schäden entgegenzuwirken.

"Wir hören aus der gesamten psychologischen Praxis, dass bei Kindern und vor allem auch bei Jugendlichen Depressionen und Essstörungen zunehmen. Grade bei den Essstörungen - mit 10 - 15 Prozent führt Magersucht zum Tod, also hier geht es um Schaden für Leib und Leben." Kristina Schröder, frühere Bundesfamilienministerin von 2009 - 2013

Laut der ehemaligen Bundesministerin habe sich die Bundesregierung sehr stark von der virologischen Seite beraten lassen und andere Wissenschaften weniger beachtet, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in den Fokus nehmen. Hier würde sich Kristina Schröder ein breiteres Bild wünschen.

Jimmy Hartwig: Sportangebote für die Jugend möglich machen

Mit ihren Forderungen nach Öffnungsalternativen für Kinder ist Kristina Schröder nicht allein. Auch der Ex-Fußballer-Profi Jimmy Hartwig drängt auf eine kontrollierte Öffnung des Vereinsports für Kinder. Jimmy Hartwig spielte bei 1860 München, wurde dreimal deutscher Meister mit dem HSV. Eine Erfolgsgeschichte. Doch Hartwig erlebte eine schwere Kindheit und ist umso sensibilisierter für die Bedürfnisse der Kinder im Lockdown.

"Die meisten sogenannten Experten unterschätzen, dass in den kleinen Seelchen, die da vorhanden sind, so viel kaputt gemacht wird und das tut mir weh. Pandemie ist klar, wir müssen aufpassen, dass wir nicht angesteckt werden - aber keiner hat ein Konzept, dass wir die Kinder rauslassen können und können sie spielen lassen." Jimmy Hartwig, DFB-Botschafter

Als DFB-Botschafter besucht Jimmy Hartwig immer wieder auch kleine Vereine wie den FC Phönix in München. Hier machen sich die Trainer Sorgen um einige ihrer Spieler und wären froh, sie wieder im Training zu wissen. Sportvereine könnten laut dem Trainer nicht das Problem, sondern die Lösung sein. Denn dort würden sich Kindern in einer geschützten Umgebung bewegen, aktiv bleiben und sozial Kontakte aufrechterhalten.

"Covid-Strategie aus dem Mittelalter"

Auch Kristina Schröder plädiert dafür die Corona-Strategie neu zu denken und an Kinder und Jugendliche anzupassen. Ihrer Ansicht nach habe man viel zu Lange "in der Logik: Lockdown" gedacht und sich so alternativen Corona-Maßnahmen verschlossen.

"Das ist im Grunde wie im Mittelalter, da haben wir auch die Pest bekämpft mit Isolation mit Quarantäne, mit Masken. Aber was ist mit Mitteln der Neuzeit? Was ist mit Schnelltests? Was ist mit einer App, die nicht mit - ich würde sagen paranoidem Datenschutz - kastriert ist? Was ist mit Luftreinigungsgeräten? Was ist mit dem Impfen? Da gibt es viele mildere Mittel, die mehr Freiheiten ermöglichen würden und die haben wir zu lange neben der Straße liegen lassen." Kristina Schröder, frühere Bundesfamilienministerin von 2009 - 2013

Forderungen der "No-Covid" oder "Zero-Covid-Bewegung" sind für Kristina Schröder demnach keine Option. Das Ziel der Befürworter wäre zwar attraktiv, allerdings, seien die Mittel, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll, "totalitär". Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene müssten die einschneidenden Maßnahmen nun anders gewichtet werden.

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