Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) fordert von anderen Ländern eine größere Beteiligung an Entschädigungszahlungen für die Folgen der Klimakrise. "China hat im Moment 28 Prozent der Treibhausgasemissionen", sagte Schulze in der radioWelt auf Bayern 2. Also müsse China dazu beitragen, mit den Schäden umzugehen. "Da verstecken sie sich immer dahinter, dass sie ein Entwicklungsland seien. Aber de facto sind sie kein Entwicklungsland mehr."
Deutschland gehöre in dieser Hinsicht zu den "treibenden Kräften", sagte die SPD-Politikerin: "Wir sind einer der größten Geldgeber auf der Welt für Klimaschutz – und das ist auch richtig so." Die Verhandlungen über verpflichtende Entschädigungszahlungen bei der aktuell laufenden Weltklimakonferenz in Ägypten dauern laut Schulze noch an. "Ich glaube auch nicht, dass das heute abgeschlossen werden kann, sondern dass wir noch eine Verlängerung brauchen."
Schulze über Klimakonferenz: "Ergebnisse gar nicht so dürftig"
Mit Blick auf den Verlauf der Weltklimakonferenz sagte Schulze: "Ich finde die Ergebnisse gar nicht so dürftig". Und weiter: "Ohne die Klimakonferenzen wären wir jetzt bei mindestens 4,5 Grad Erderwärmung." Man müsse aber schneller werden, auch in der Umsetzung: "Mehr tun, um CO2 zu reduzieren – und mehr tun, um denen zu helfen, die heute schon betroffen sind."
Schwierige Verhandlungen - COP27 wird wahrscheinlich verlängert
Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) rechnet damit, dass der Weltklimagipfel in Ägypten verlängert wird. Dem NDR sagte Lemke, dass es bei mehreren wichtigen Themen noch keine Einigung gebe. "Ich rechne nicht mit einem Scheitern, aber es sind in der Tat sehr schwierige Verhandlungen, weil es letztendlich ja auch um viel geht." Tatsächlich spricht viel für eine Verlängerung der 27. UN-Klimakonferenz in Scharm El-Scheich, die eigentlich nach zwei Wochen Dauer heute enden sollte. Die meisten Teilnehmer gehen von einer Verlängerung bis Samstag oder Sonntag aus.
EU-Vize: Klimafolgen-Hilfsfonds unter zwei Bedingungen
Unterdessen signalisiert die Europäische Union ein Entgegenkommen in der Debatte über die Finanzierung von Klimaschäden. EU-Kommissionsvize Frans Timmermans will nach eigenen Angaben bei den schwierigen Verhandlungen auf dem Weltklimagipfel "Brücken bauen". Ein Fonds für unumkehrbare Klimaschäden sei zwar nicht die bevorzugte Variante der EU, aber man gehe einen Schritt auf die Forderung der Entwicklungsländer zu, sagte Timmermans am Freitagmorgen in Scharm el Scheich vor Journalisten.
Allerdings knüpfe die EU ihre Bereitschaft an zwei Bedingungen. Zum einen müssten die Gelder den verletzlichsten Staaten zugute kommen. Damit wollen die Geberländer verhindern, dass auch China als größter Emittent von Treibhausgasen, das sich mit ärmeren Ländern zusammengeschlossen hat, von den Zahlungen profitiert, statt selbst zu zahlen. Zum anderen müsse sichergestellt werden, dass die Ausgleichszahlungen für unumkehrbare Klimaschäden mit mehr Ehrgeiz bei der Eindämmung der Erderwärmung einhergingen.
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