Symbolbild einer Klasse im Schulunterricht
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Kirchliche Schulen: Hohe Nachfrage bei zunehmendem Kostendruck

Trotz massiver Kirchenaustritte nach den Missbrauchsfällen sind kirchliche Schulen weiterhin beliebt. Probleme haben sie dennoch: Durch sinkende Einnahmen kommen sie in Finanzierungsprobleme. Ein Lagebericht der katholischen Realschule in Augsburg.

Unterricht an der katholischen Maria Stern Realschule in Augsburg. Eine sechste Klasse. Hier findet gerade kein Mathe- oder Deutschunterricht statt. Zu Beginn des Tages wird hier im Morgenkreis über Gott und die Welt gesprochen. Die Kinder schreiben auf grüne, rote und gelbe Zettel, was für sie nicht-materielle Geschenke im Leben sind: Eltern, Geschwister, der Sport oder auch Gott.

Man merkt einfach, dass diese Bindung zu den Schülern viel besser ist, dadurch, dass wir eben nicht nur uns in einem Fach sehen, sondern uns eben auch in Bereichen sehen, die einfach zum alltäglichen Leben dazugehören, sagt eine der Lehrerinnen, die den Morgenkreis betreut.

Nachfrage nach Schulplätzen ungebrochen hoch

Kirchliche Schulen wie die Maria Stern Realschule sind immer noch beliebt. Auf 84 Plätze gibt es an dieser Schule dreimal so viele Anfragen. Trotz der Schlagzeilen rund um den Missbrauchsskandal, sagt der Schulleiter Christian Scholle. "Das hatte überhaupt keine Auswirkungen auf die Anmelde- und Interessentenzahlen für unsere Schule. Eher im Gegenteil. Mit der neuen Konzeption, das heißt mit dem Morgenkreis und mit den freien Arbeitsphasen für die Schüler ist die Nachfrage sogar noch gewachsen."

Andere Atmosphäre und ein "Wir-Gefühl" machen den Unterschied

330 allgemeinbildende Schulen unterhält die katholische Kirche in Bayern, 100 haben einen evangelischen und zehn einen anderen konfessionellen Träger. Was die Eltern sich hier erhoffen? Eine Bildung für ihre Kinder, die über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Jasmin Burger hat eine Tochter in der 8. Klasse an der Schule. Ihr gefällt, "dass Privatschulen wie auch kirchliche Schulen einfach ein ganz anderes Flair bieten. Das Miteinander ist anders und das Wir-Gefühl sowie die Werte, die einfach mitgegeben werden."

Das sind auch christliche Werte, nicht nur im abstrakten Sinn. An der Maria Stern Realschule wird auch gebetet. Die Schülerinnen und Schüler an der Maria Stern Realschule sind nicht nur katholisch, sondern auch evangelisch, muslimisch und konfessionslos. Trotzdem gehen alle in den katholischen oder evangelischen Religionsunterricht.

Doch direkt gefragt: Besteht ein Missionsauftrag? "Wir verstehen uns nicht als Schule, um diese Schüler, die nicht christlich sind, im Laufe der sechs Jahre, in denen wir sie bei uns an der Schule haben, zu missionieren. Sondern es darf jeder mit der Einstellung zu uns kommen, wie er eben da ist. Das ist gar keine Frage", stellt Schulleiter Christian Scholle deutlich heraus.

Finanzieller Druck auf private Schulen nimmt zu

Doch kirchliche Schulen haben ein Problem. Das Geld wird knapp. "Dass wir von der finanziellen Ausstattung, das heißt von der staatlichen Refinanzierung, im Vergleich zu staatlichen Schulen benachteiligt sind, ist ein großes Manko", bemängelt Scholle.

Der Freistaat ist verpflichtet, den Unterrichtsbetrieb zu finanzieren, also die Kosten für das Personal. Alle übrigen Kosten müssen die Privatschulen selbst stemmen. Bei kirchlichen Schulen passiert das vor allem über die Kirchensteuer.

Bildungspluralität steht in der Verfassung festgeschrieben

Massive Kirchenaustritte bedeuten weniger Gelder – auch um Schulen zu finanzieren. Peter Kosak ist der Leiter der Schulwerks der Diözese Augsburg. Es hat 46 Schulen in der Trägerschaft. Auch er findet: Der Staat sollte in die Bresche springen. "Ich denke, dass es für die Gesellschaft nicht nur in Bayern wichtig ist, dass das Bildungswesen ein plurales ist. Also, dass es mehrere Träger gibt, nicht nur den Staat als Anbieter von Bildung. Das steht übrigens auch im Verfassungsauftrag. Da heißt es auch, dass private Träger das Schulwesen, das Bildungswesen bereichern sollen. Und wir sind eine solche Bereicherung."

Schulgeld für Augsburger Eltern noch überschaubar

Immerhin: Der Freistaat stellt jetzt eine höhere Finanzierung in Aussicht. Viel zahlen müssen die Eltern in Augsburg nicht: 35 Euro Schulgeld pro Monat. Denn kirchliche Schulen sollen nicht nur etwas für Reiche sein.

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