Wie viele Zigaretten Dominique Horwitz an diesem Theaterabend raucht, das lässt sich kaum zählen. Manche riechen süßlich. In der Rolle des Serge Gainsbourg trinkt und torkelt, kifft und singt Horwitz, wenn er nicht gerade ermattet auf ein Sofa oder an die Brust der jungen Julie singt. Das Stück „Moi non plus“ spielt in einem Tonstudio oder auch im Jenseits. Ganz klar wird das nicht. Auf jeden Fall gibt es dort eine vierköpfige Band, die ausgezeichnet spielt.
Gainsbourgs Produzent und Freund schaut vorbei, ebenso ein jüngeres
Paar – Julie und Jim, die Namen erinnern entfernt an einen Film von Truffaut.
Sie spielen Szenen aus dem Leben Serge Gainsbourgs nach. Julie malt ihm einen
Judenstern auf die Brust, Gainsbourg hieß eigentlich Ginzburg und überlebte mit
seinen Eltern den Holocaust in Südwestfrankreich. Doch die politischen
Äußerungen und Provokationen des Liedermachers spielen in Albert Ostermaiers
Text kaum eine Rolle. Sie werden nur angedeutet und fliegen an den Zuschauern,
die sich nicht mit Gainsbourgs Leben beschäftigt haben, völlig vorbei.
Serge sieht Brigitte - und wird zum Würstchen
"Requiem für
einen Liebenden“ heißt Albert Ostermaiers Stück im Untertitel. Nach langen und langweiligen Streifzügen durch die Biographie wird der Text erst
konkret, als Brigitte Bardot und Jane Birkin in Gainsbourgs Leben treten. Der
große Macker wird am ersten Abend mit der legendären Bardot zum kleinen
Würstchen, schüttet sich mit Alkohol voll und schläft ein, bevor es zum ersten
erotischen Kontakt kommt. BB wünscht sich zum Ausgleich das schönste Liebeslied
der Welt. Sie bekommt es, „Je t´aime – moi non plus“.
Die ausgezeichneten Schauspieler holen aus Ostermaiers oberflächlichem Text immer wieder dichte Momente heraus. Doch was
an diesem Gainsbourg so faszinierend gewesen sein muss, bleibt in dieser Mischung aus
schlechtem Schulfunk und Poesiealbum unklar. Oberhausens Intendant Peter Carp
tut als Regisseur wenig, um dem schwächelnden Text aufzuhelfen, bleibt in nüchternen
Lichtstimmungen und schickt die Band manchmal sogar von der Bühne.
Fazit: Chance vertan
Der große Jubel des Premierenpublikums kann nicht übertönen, dass hier eine Chance vertan wurde. Ein gutes Stück über Serge Gainsbourg muss erst noch geschrieben werden. Seine Musik allerdings, die kommt in Oberhausen ausgezeichnet zur Geltung.