Der bekannteste Fan der argentinischen Nationalmannschaft hat gar nicht zugeschaut. Papst Franziskus verzichtete darauf, den Finalsieg seines Heimatlands im Fernsehen zu verfolgen- und schuld daran ist im Grunde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.
1990 schaute sich Jorge Mario Bergoglio, damals noch nicht Papst, das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Argentinien im Fernsehen an. Und war von der 0:1-Niederlage "seines" Teams gegen Deutschland so enttäuscht, dass er genau eine Woche später, am 15. Juli 1990, ein Gelübde ablegte. Bergoglio versprach der Jungfrau Maria, nie wieder Fernsehen zu schauen. Er habe erkannte, dass Fußball im TV nichts für ihn sei.
Papst Franziskus ist schon immer Fußball-Fan
Fußballfan aber ist der heutige Papst Franziskus von klein auf gewesen. Bereits als Kind war er Anhänger des mehrfachen argentinischen Meisters San Lorenzo aus Buenos Aires, hatte mit seinen Eltern Spiele besucht und hatte seine Freizeit auf Bolzplätzen verbracht. Die Fußball-Legende Alfredo Di Stefano, späterer Ehrenpräsident von Real Madrid, glaubt sich daran zu erinnern, auf dem Bolzplatz einmal gemeinsam mit dem späteren Papst gekickt zu haben. Laut Medienberichten kann der Papst noch heute die Mannschaftsaufstellungen von San Lorenzo fehlerfrei aufsagen.
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Neutral vor WM-Finale in Katar
Vor dem Finale "seiner" Argentinier in Katar hatte sich der Papst aber betont neutral gegeben, sozusagen als Papst aller Fußballfans weltweit. Es sei, sagte Franziskus in einem am Sonntag vor dem Spiel ausgestrahlten Interview des italienischen Senders Canale 5, "der größte Wert, fair und gut zu spielen". Beide Mannschaften sollten nach dem Spiel den Mut haben, "sich die Hand zu geben".
Franziskus‘ Fußballinteresse gilt bei Quellen aus dem Vatikan als gesichert. Auch ohne Fernsehen zu schauen, sei der Papst in seiner Lieblingssportart immer auf dem Laufenden. Es gebe jemanden in der Schweizer Garde, hatte Franziskus einmal in einem Interview verraten, der ihn mit den wichtigsten Ergebnissen versorge.
Fußball-"Devotionalien" in Vatikanischen Museen
Auch Besuchern im Vatikan bleibt die Fußball-Leidenschaft des Papstes nicht verborgen. In einer eigens dafür geschaffenen Ausstellungsecke der Vatikanischen Museen sind Fußball-"Devotionalien" zu sehen, die dem Papst in den vergangenen Jahren geschenkt wurden. Darunter befindet sich ein Trikot des argentinischen Fußballstars Diego Armando Maradona, das dieser dem Papst 2014 anlässlich eines Treffens im Vatikan überreicht hatte.
Nicht überliefert ist, ob der Star und große Gewinner des Finals, Lionel Messi, in Katar ein persönliches Andenken des Papstes dabei hatte, als profanen Glücksbringer. Anfang dieses Jahres hatte Franziskus über den Weihbischof von Lyon, Emmanuel Gobilliard, dem in Paris spielenden Messi ein handsigniertes Trikot zukommen lassen.
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Argentinien-Fans feiern Franziskus mit Sprechchören
Die Fans in Argentinien haben sich in der Stunde des WM-Jubels an die Fußball-Leidenschaft des argentinischen Papstes erinnert. Bei den Siegesfeierlichkeiten in Buenos Aires zogen die Anhängerinnen und Anhänger im Zentrum der Stadt auch an der Botschaft des Vatikans vorbei – und feierten Franziskus dabei mit Sprechchören.
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