radioWelt: Säßen Sie lieber auf der Regierungsbank?
Katrin Göring-Eckardt, Grünen Fraktionschefin: Das kann man nicht verhehlen, dass wir die Oppositionskraft sind, die eigentlich gerne regieren würde. Wenn man sich die Situation anschaut, dann sieht man gerade auch nach dem Wahlergebnis der Bundeskanzlerin: Da sind offenbar zwei Parteien miteinander, die nicht zusammen regieren wollen. Die FDP will nicht, die AfD sollte nicht, die Linkspartei kann nicht und insofern stelle ich mich darauf ein, dass wir 3,5 Jahre Opposition sind - und das heißt auch immer: Alternativen aufzeigen zum Regieren.
radioWelt: Wie groß ist der Nachteil, die kleinste der Oppositionsparteien zu sein?
Katrin Göring-Eckardt: Das war in der letzten Legislaturperiode in der Tat ein Problem. Da hatten wir eine sehr große Koalition, 80 Prozent. Da gab es Debatten im Bundestag, da redeten erst mal kurz alle, und dann sprach die Koalition miteinander. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Wir werden sehr muntere Debatten haben mit sechs Fraktionen im Deutschen Bundestag. Wir sind Opposition gegen die Regierung, aber natürlich auch gegen die AfD. Wir werden uns mit der FDP streiten, mit der Linkspartei. Die Größe spielt da aber keine so große Rolle, eher die Frage des Anspruchs, die Frage der Alternativen. Wir werden auch nicht jeden Tag an dem rummäkeln, was die Regierung macht, sondern wir werden zeigen, wie es auch und anders geht, und uns besonders mit den Leerstellen beschäftigen - also mit dem Klimaschutz. Wir werden eigene Beiträge leisten zur Armutsbekämpfung - die Debatte, die wir jetzt gerade haben, die ist schamvoll für ein so reiches Land wie Deutschland.
radioWelt: Wird es da Absprachen unter den Oppositionsparteien geben der kämpft da jede für sich allein ?
Katrin Göring-Eckardt: Es wird Themen geben, wo man zusammen arbeiten kann, das liegt auf der Hand. Und es geht nicht darum, dass man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, sich selber ins Licht zu rücken. Sondern es geht darum, wie man tatsächlich Veränderungen herbeiführen kann.
radioWelt: Miteinander sprechen, gilt das auch für die AfD?
Katrin Göring-Eckardt: Ja, mit der AfD werden wir sprechen, aber im Streitmodus, Da wird es nicht so ein "wir sind doch jetzt alle im Parlament" geben! Sondern bei der AfD spürt man ja, dass die versuchen, in dieses Land immer weiter einen Spalt zu treiben. Dass sie versuchen, immer mehr zur Zerrüttung beizutragen und nicht zu dem, was wir so dringend brauchen, nämlich Zusammenhalt. Da geht es auch nicht um einen Wettstreit um die besten inhaltlichen Konzepte. Wenn Sie sich die AfD-Debatten angucken oder die Beiträge in Talkshows oder die Anträge, am Ende geht es immer um den völkischen Kern. Es geht immer um "Wir" und "Die", die Deutschen und die anderen. Das ist Grund für Auseinandersetzung, das ist Grund, heftig zu werden. Wenn es rassistische Ausfälle sind, wenn jemand Nazi-Vokabular verwendet, dann muss das so genannt werden, dann muss es Ordnungsrufe geben. Am Mitwoch gab es auch ein Ordnungsgeld für einen AfD-Abgeordneten, der sein Wahlergebnis veröffentlicht hatte. Wir haben eine geheime Wahl, und das ist auch gut so für die Bundeskanzlerin, dafür gibt es auch Gründe, und wenn man diese Regel verletzt, dann muss man damit rechnen, dass es ganz klare Sanktionen gibt.