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Podiumsdiskussion beim Katholikentag in Münster

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Katholikentag: "Wieviel Glaube verträgt die Öffentlichkeit?"

Um diese Frage ging es beim Katholikentag in Münster in einer Podiumsdiskussion, die bunt besetzt war: Ein Aktionskünstler, ein Medizin-Kabarettist, eine Imam, ein Politiker und ein Kardinal sprachen über Religion.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Zum Auftakt stand die Frage: Wer stört hier eigentlich wen? Die Religion die Menschen oder die Menschen die Religion?

Der Aktionskünstler

"Für mich ist Religion Menschenwerk, ein Produkt des menschlichen Geistes, als solches fehlbar und deswegen bevorzugtes Objekt der Satire." Das sagt der Düsseldorfer Aktionskünstler Jacques Tilly, bekennender Agnostiker und in Nordrhein-Westfalen unter anderem wegen seiner bissigen Karnevalswagen beim Rosenmontags-Umzug bekannt. Satire, so Tilly, darf auch manchmal religiöse Gefühle verletzen.

Der Kabarettist

Eckhard von Hirschhausen, Mediziner, Kabarettist und Moderator formuliert es etwas sanfter: "Menschen sind nicht gut oder böse, sondern sie sind immer Teil des Kontextes und man kann aus dem gleichen Menschen in einer bestimmten Umgebung finstere Seiten hervorlocken und man kann sehr schöne Seiten aus ihm hervorlocken. Und für mich ist die Rolle von Kirche, an den Menschen zu glauben, mehr sogar, als er das selber tut. Und da ist die Historie ganz schnell dabei eben mit Angst mit Sünde - mit du bist nichts wert, außer du machst das und das - zu arbeiten. Das finde ich fies, das finde ich so absurd, dass ich mich an Nietzsche halte, der sagt, mehr Menschen würden sich für die Botschaft des Erlösers interessieren, wenn die, die sich zu ihm bekennen, auch ein bisschen erlöster kucken würden."

Die Imamin

Seyran Ates, gebürtige Türkin, Rechtsanwältin und Geschäftsführerin der neuen Ibn Rushd-Goethe Moschee in Berlin, macht ähnliche Störfaktor-Erfahrungen. Weil eine Imamin der Moschee vorsteht, weil es keine Kopftuchpflicht für Frauen gibt, prallen liberale und konservative Positionen aufeinander: "Die Störung, die wir gerade vollziehen, ist mehr innerislamisch. Aber es ist auch so, dass viele urdeutsche Christen, aber auch Juden und Atheisten uns als Störfaktor empfinden, weil sie meinen, dass wir innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, die sehr konservativ ist, Unruhe stiften, bei denen, die ja noch nicht so weit wären."

Der Politiker

Dem ZdK–Mitglied und Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, fällt zum Thema Störfaktor Religion zunächst nichts ein. Dann aber doch: "Was mich stört, sind Menschen, die diese Religion missbrauchen, instrumentalisieren und damit Menschen beschädigen, oder sogar verletzten oder gar ermorden im Namen einer Religion. Das ist verstörend, aber die Religion ist ja keine Person, die mich jetzt stören kann."

Der Kardinal

Verstört hat in den letzten Wochen zweifelsohne die bayerische Kreuzdebatte. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki versucht zu differenzieren und weist darauf hin, das religiöse Symbol der Christen sei im Laufe der Geschichte auch von außerkirchlichen Institutionen adaptiert worden. Dennoch kommt er zu dem Schluß: "Ich finde es schwierig, so etwas zu verordnen..."