Die Kritik von Bayerns Justizminister Georg Eisenreich am Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen hallt nach. Eisenreich hatte im Verfassungsausschuss des Landtags die Kirchen aufgefordert, eine unabhängige Anlaufstelle für die Opfer einzurichten. Weil, so Eisenreich, "die Kirchen dabei zum Teil noch nicht so gut sind". So eine bayerische Stelle könnte die Opfer von Missbrauchsfällen begleiten und beraten, sagte er bei der Anhörung.
Kardinal Marx "erstaunt" über Aussagen von Justizminister
"Ich bin erstaunt", sagte Marx im Münchner Presseclub zur Forderung des Justizministers. Er hätte sich gefreut, wenn Eisenreich darüber noch einmal das Gespräch mit ihm gesucht hätte. Erst vor Kurzem habe es ein zweistündiges Gespräch der Freisinger Bischofskonferenz mit der bayerischen Staatsregierung gegeben. Dabei habe es seitens des Kabinetts keinen derartigen Vorstoß gegeben, sagte Marx.
"Ich wüsste keinen anderen Bereich, wo auch nur annähernd das unternommen wurde, was wir bisher gemacht haben. Ich sehe nichts und weiß gar nicht, wie man dazu kommen kann, zumindest auf unser Bistum bezogen, zu behaupten: Die Kirche kann’s nicht. Das ist unglaublich!" Kardinal Reinhard Marx
Marx: Nirgends vergleichbare Aufarbeitung von Missbrauch wie in der Kirche
Er sei sehr dafür, wenn sich der Staat bei dem Thema mehr engagieren will. "Das muss dann aber für alle Bereiche gelten, nicht nur für die Kirche", betonte der Kardinal. Denn anders als im Kirchenbereich gebe es anderswo keine vergleichbare Aufarbeitung oder Prävention: "Da muss man doch nur mal hinschauen!" Der Staat könne gerne die "Präventionsarbeit in allen Bereichen mal evaluieren".
Kritik an radikalen Klimaschützern
Kritik äußerte Marx im Münchner Presseclub auch an den Protestaktionen von radikalen Klimaschützern. "Alles, was wir an Protesten sehen, sollte im Rahmen des Rechtsstaates stattfinden", sagte Marx. Den Eifer und die Leidenschaft der Aktivisten könne er durchaus nachvollziehen, denn die Kirche stehe auf der Seite derer, die die Schöpfung bewahren wollen.
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