eine Frau füllt ein Wasserglas unter dem Wasserhahn
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Trinkwasser

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Kabinett beschließt erstmals "Nationale Wasserstrategie"

Wegen des Klimawandels wird Wasser regional knapp. Die Bundesregierung trifft dafür nun Vorkehrungen. Auch Bayern könnte betroffen sein. Zwei Hauptprinzipien: Trinkwasser geht vor - und wer Wasser verschmutzt, trägt dafür Verantwortung.

Das Bundeskabinett hat erstmals eine vom Bundesumweltministerium ausgearbeitete Nationale Wasserstrategie beschlossen. Diese soll bis zum Jahr 2050 dafür sorgen, dass es "überall und jederzeit hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser" gibt, wie das Ministerium mitteilte.

Demnach sind in einem ersten Aktionsprogramm bereits 78 Maßnahmen zusammengestellt, die in den Jahren bis 2030 schrittweise umgesetzt werden sollen. Bereits in der laufenden Legislaturperiode sollen "erste sichtbare Erfolge" erzielt werden.

Trinkwasser hat Vorrang

Zur "Nationalen Wasserstrategie" zählt insbesondere die Ausarbeitung einer bundesweit gültigen Leitlinie für das Vorgehen bei regionaler Wasserknappheit. "Wenn es dann tatsächlich zu einer problematischen Situation kommt, hätte Trinkwasser Vorrang", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) im NDR über die neue Krisenleitlinie, an deren Ausarbeitung auch Bund, Länder und örtliche Interessengruppen beteiligt sind.

Abwasser-Entsorgung nach dem Verursacherprinzip

Weitere Ziele: das Sauberhalten von Wasser und Grundwasser, die Stärkung eines naturnahen Wasserhaushalts und die Organisierung der Abwasserentsorgung nach dem Verursacherprinzip. Die Wasserstrategie bündelt demnach erstmals Maßnahmen in Landwirtschaft und Industrie, Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Naturschutz.

Die Landwirtschaft werde sich darauf einrichten müssen, dass sie zumindest ihre Bewässerungssysteme auch an die Klimakrise anpassen müsse - dies bedeute auch, "dass vielleicht nicht zu jeder Zeit alles bewässert werden kann, was heute bewässert wird", so Ministerin Lemke.

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Gut gegossene Rosen in einem verdorrten Würzburger Vorgarten (Juli 2022)

Auch Bayern immer stärker betroffen

In Bayern zählen die Alpen-nahen Regionen zu den im Bundesvergleich eher feuchten Zonen - anders als einige bereits unter latenter Dürre leidende Gegenden in Unter- und Oberfranken. Doch auch in den weniger betroffenen Gebieten sinken die Füllstände der Grundwasserspeicher seit Jahrzehnten. Bei einer BR Data-Umfrage im Sommer 2022 gaben 80 Prozent der befragten bayerischen Kommunen an, von Wasserknappheit betroffen zu sein.

Jörg Drewes, Professor für Siedlungswasserwirtschaft an der TU München, stellte damals im BR24-Interview "eine gewisse Häufung" fest: "Das sind tatsächlich die Auswirkungen, mit denen wir umgehen müssen - Trockenheiten in einer Dauer und einem Ausmaß, die wir so nicht kannten."

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Der Sylvenstein-Stausee ist Rückhaltebecken und Wasserreservoir für Oberbayern. Doch in heißen Sommern ist auch hier nicht viel Wasser zu holen.

Die Zukunft: Wetterextreme als neue Normalität

Aktuell sei die Trinkwasserversorgung in Deutschland gesichert, betont das Umweltministerium. "Doch die Auswirkungen der Klimakrise verändern langfristig auch die Verfügbarkeit von Trinkwasser", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. "Die letzten Dürresommer hatten gravierende Auswirkungen auf unsere Wälder, die Landwirtschaft und die Biodiversität in Deutschland. Umgekehrt haben vor knapp zwei Jahren Wassermassen im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen eine Flutkatastrophe verursacht." Derartige Extreme drohten "als Folge der Klimakrise zu einer neuen Normalität zu werden".

Umweltministerin Lemke zur Wasserstrategie

Lemke zur Nationalen Wasserstrategie
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Lemke zur Nationalen Wasserstrategie

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