Jürgen Trittin beim "Sonntags-Stammtisch"
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Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin erläutert beim "Sonntags-Stammtisch" die Notwendigkeit einer neuen Form der Globalisierung.

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Jürgen Trittin: "Wir brauchen eine neue Globalisierung"

Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Jürgen Trittin, fordert eine neue Form des Welthandels - eine politisch gestaltete und nicht marktgetriebene. Gewisse Produktionen müssten nach Europa zurück geholt werden. Auch, wenn das teurer wird.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Zum Start des G7-Gipfels auf Schloss Elmau betonte der Grünen-Politiker Jürgen Trittin beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen, die Wichtigkeit der weltweiten internationalen Zusammenarbeit. Man habe sich zuvor in eine Abhängigkeit von Russland begeben. Nicht aus Naivität, so Trittin, sondern wegen des Standortvorteils der günstigen Gaslieferungen.

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Trittin will neue Form des Welthandels

Beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen forderte er nun "eine neue Globalisierung". "Das rein Marktgetriebene hat nicht funktioniert", meinte der außenpolitische Sprecher der Grünen. Stattdessen müsse Globalisierung in Zukunft politischer gestaltet sein. Denn auch bei der Abhängigkeit von China müsse man sich fragen, in welchem Maße man das Vormachtstreben dieses Landes weiter akzeptieren könne.

Trittin schlug vor, stärker zu diversifizieren und gewisse Produktionen aus dem Bereich der Technik oder Medizin zurück nach Europa zu holen. "Wir reden über eine nicht naive, aber politisch gestaltete Globalisierung. Die allerdings wahrscheinlich teurer sein wird."

Wenige Demonstranten bei G7-Gipfel: "Ein Zeichen der Verunsicherung"

Vor diesem Hintergrund erklärte sich der ehemalige Bundesumweltminister auch die bisher geringe Zahl der Demonstrantinnen und Demonstranten vor dem G7-Gipfel. Statt der angemeldeten 20.000 Personen kamen am Samstag in München nur ca. 4.000 bis 6.000 zusammen. Auch zum Protestcamp in Garmisch reisten bisher deutlich weniger Menschen an, als erwartet.

"Das ist ein Zeichen der Verunsicherung“, meinte Trittin. "Wenn man früher gegen G7 demonstriert hat, war das gegen eine ungeregelte Globalisierung. Jetzt sagt man: Wir brauchen eine Antwort der Welt auf diese neue Situation." Diese neue Grundhaltung führe dazu, dass man nicht mehr leichtfertig demonstriere. Sondern es gebe ein Verständnis für das Handeln der Regierung und die Notwendigkeit von internationalen Kooperationen.

Hat die Globalisierungskritik die Seiten gewechselt?

Der Journalist Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt", erklärte die geringe Teilnehmerzahl damit, dass sich das Thema verlagert habe. "Diese Idee, dass Freihandel etwas Schlimmes sei, dass der Westen sozusagen die böse Macht in der Welt sei, ist völlig weg", sagte er beim "Sonntags-Stammtisch".

Die Globalisierungskritik sei von Links nach Rechts gerückt. So hätte beispielsweise früher eher das linke Spektrum im Vorfeld gegen das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP demonstriert. Letztendlich begraben habe das Thema aber der republikanische ehemalige US-Präsident Donald Trump. Auch die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch, Stammgast der Sendung, stellte fest: "Jetzt hat man eher Angst davor, dass die Globalisierung zu weit runtergefahren wird."

Journalist Robin Alexander
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Journalist Robin Alexander

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